Union-Berlin-Blog: Nochmal alles raushauen: Jahresabschluss in Köln

Berlin - Eisern: In einer Personal-Union aus drei waschechten Berliner Fußball-Fan-Originalen gibt es bei TAG24 den Union-Berlin-Blog.

Christian Beeck, Jürgen Heinemann und Tobias Saalfeld.
Christian Beeck, Jürgen Heinemann und Tobias Saalfeld.  © Archiv

Die Autoren:

Icke (Jürgen Heinemann) ist seit Mitte der Siebzigerjahre Unioner und als Betriebswirt seit über 30 Jahren im Vertrieb tätig. Er ist verheiratet und hat ein erwachsenes Kind. Icke lebt heute in Grünheide und schreibt hier als Gründer des Blogs.

Unionfux (Tobias Saalfeld) ist seit über 40 Jahren Unioner, er arbeitet als Freischaffender für Bühne, Funk und Fernsehen, auch dort schreibt er.

Leite in die Türkei? Dieser Stürmer wird kein Unioner
1. FC Union Berlin Leite in die Türkei? Dieser Stürmer wird kein Unioner

Beecke (Christian Beeck), Ex-Bundesliga-Spieler (Hansa, Cottbus), Ex-Union-Manager, 21 Länderspiele für DDR-Junioren, stammt aus dem eigenen Nachwuchs von Union. Beecke hat zwei Kinder. In unserem Union-Blog fungiert Beecke als Berater.

19. Dezember: Nochmal alles raushauen: Jahresabschluss in Köln

Unions Leopold Querfeld (21, M) will mit einem positiven Ergebnis in die kurze Winterpause.
Unions Leopold Querfeld (21, M) will mit einem positiven Ergebnis in die kurze Winterpause.  © Soeren Stache/dpa

Unionfux: So, letztes Spiel in diesem Jahr und so ein bisschen entscheidet wohl der letzte Eindruck, wie man dieses Jahr bewertet: gewinnen wir in Köln, so stehen wir mit ordentlichen einundzwanzig Punkten da, hätten mehr als die Hälfte der berühmten Vierzig, mögliche zehn Punkte auf den Relegationsplatz, überwintern (soweit man drei Wochen so nennen kann, eine richtige Winterpause ist was anderes) zudem auf Platz acht (macht zumindest optisch was her) – beste Voraussetzungen für einen erneuten, ungefährdeten Klassenerhalt.

Bei einem Unentschieden oder gar einer Niederlage stehen wir nicht ganz so vorteilhaft, aber immer noch passabel da, aber klar ist dann auch, dass wir weiter keine Konstanz aufweisen, nicht umsonst haben wir nicht zweimal hintereinander gewinnen können in dieser Spielzeit und die Euphorie nach dem Heimsieg gegen RB wäre auch wieder verflogen.

Aljoscha Kemlein (l), Leopold Querfeld und Danilho Doekhi (1. FC Union Berlin) Zudem werden wir wissen, ob unser treffsicherer Sturm wieder nur ein Strohfeuer war oder ob das Potenzial der Angreifer sich, zumindest einigermaßen, dauerhaft ausschöpfen lässt. Mit anderen Worten: ein weiteres Spiel von hoher Bedeutung und ja, wieder mal richtungsweisend. Obwohl das RheinEnergie-Stadion (ein weiterer wunderschöner Name) als ziemlicher Hexenkessel gilt, sind die aufgestiegenen Kölner nicht so wirklich heimstark, lediglich zwei Heimsiege stehen bisher zu Buche: gegen Freiburg am zweiten und gegen den HSV am neunten Spieltag. Nichtsdestotrotz dürften wir den Kölnern das Spiel weitgehend überlassen und uns aufs Umschaltspiel verlegen, möglich wären also durchaus Ilic, Ansah und Burke in der Anfangsformation.

Verrückte Union-Saison: Eben noch Abstiegskampf, jetzt wieder Europa-Träume?
1. FC Union Berlin Verrückte Union-Saison: Eben noch Abstiegskampf, jetzt wieder Europa-Träume?

Verzichten müssen wir weiterhin auf Skov und auf den gelbgesperrten Haberer, könnte also sein, dass Trimmel wieder in die Startelf rutscht, schon allein wegen der Flanken und der Standards, so richtig konnte ja sonst noch kein weiterer Spieler seine Befähigung in dieser Sache nachweisen und mit dem durchaus veranlagten, jedoch ständig angeschlagenen Juranovic ist höchstens von der Bank zu rechnen. Wäre mal ganz gut, wenn da noch der eine oder andere sich dahingehend was draufschaffen könnte, immerhin sind die Standards ja ein wichtiger Teil der offensiven Mittel.

Schon verwunderlich, dass das den Verantwortlichen offenbar bisher so durchgerutscht ist, vielleicht könnte man das bei kommenden Verpflichtungen berücksichtigen. Ach ja, könnte durchaus sein, dass unsere Abwehrreihe Doekhi, Querfeld und Leite das letzte Mal zusammenspielt, andererseits: ist der Abgang von Leite und/oder Doekhi nicht schon x-mal als todsicher angekündigt worden?

Darüber hinaus findet das nächste Heimspiel ja schon am 10. Januar statt, da ist das Transferfenster immerhin noch drei Wochen geöffnet. Also abwarten. Wie auch immer: einfach den Schwung aus dem letzten Spiel mitnehmen, am Samstag von Anfang an mit breiter Brust auftreten und nochmal die Konzentration bündeln, dann kann das Jahresende einigermaßen entspannt werden und der Blick auf die Tabelle durchaus spaßig: auf geht's, holen wir uns drei Punkte vom Rhein!

15. Dezember: Taz und Cigerci zu schwach für Union?

Tolcay Ciğerci (30) hat schon 57 Profispiele im zentralen Mittelfeld absolviert.
Tolcay Ciğerci (30) hat schon 57 Profispiele im zentralen Mittelfeld absolviert.  © Robert Michael/dpa

Icke: Seit Wochen gibt es Gerüchte, das Ex-Unioner Taz von der dritten (Verl) in die zweite Liga (Bielefeld) wechseln möchte. Und seit mehr als 1 ½ Jahren schießt er Tore am Fließband, inklusive vieler Vorlagen. Beispiel gefällig? In besagtem Zeitraum der letzten 1 ½ Jahre hat er 59 (!) Scorer gesammelt. 25 Pflichtspiel-Tore und 34 Vorbereitungen. Mit seinen 26 Jahren ist er auch noch im besten Fußballalter. Und er hat eine Union-Historie.

Ähnliche Scorer-Werte erreichte der 30-jährige Cottbus Routinier Cigerci im gleichen Zeitraum. 29 Tore und 15 Vorbereitungen ergeben 44 Scorer in 1 1/2 Jahren. Cigerci ist der ungekrönte König in Cottbus. Lenker, Leiter und Führungspersönlichkeit. Ein Wechsel zu Essen ist gerade im Gespräch. Bei beiden darf man durchaus fragen, ob sie zu schwach sind für Union bzw. die 1.Bundesliga?

Technisch sicherlich nicht. Beide haben eine grundsolide Technik, inklusiver guter Schusstechnik. Ob das taktische Verhalten bzw. das Zweikampf-Verhalten genügt … ist schwer zu sagen. Das sind allerdings Dinge, die man lernen kann. Und ob die zwei Spieler in das taktische Konzept von Baumgart passen? Das wiederum könnte man bejahen. Cigerci hat immerhin schon 57 Profispiele im zentralen Mittelfeld (sonst meist offensiv) absolviert und dabei sensationelle 50 Scorer geschafft. Taz wohl sowieso, weil der auch auf den halboffensiven Positionen spielen kann. Vielleicht ist so eine kleine Lösung eine denkbare, vor allem wenn man darüber nachdenkt, wieviel Geld wir in den letzten Jahren für Stürmer ausgaben, die dann ständig floppten.

Ansonsten hat sich an unserer Nordkorea-Front wenig geändert. Immer noch im Gespräch ist ein Abgang von Ilic auf die Insel. Kaum vorstellbar. Aber bei den Engländern weiß man nie, welche unmoralischen Angebote sie bereit sind zu machen. Und seine erzielten Tore lassen aktuell auch weiterhin zu wünschen übrig. Ein weiteres Gerücht ist Dennis aus der Türkei. Ein defensiver Mittelfeldspieler. Wozu brauchen wir den? Da haben wir ganz andere Baustellen. Der Tausch von Leite zu Uduokhai wird wohl vollzogen werden. Die Frage ist, wann wird es bekannt gegeben? So ganz habe ich ja immer noch nicht aufgegeben, dass wir doch mal eine Rückkehrer-Aktion vollziehen. Awoniyi nach Bremen, so wie es gemunkelt wird, könnte ich nur schwer verstehen. Dann doch lieber zu uns. Auch wenn es nur eine Leihe wird. Eisern.

13. Dezember: Geht doch - Union schlägt Leipzig hochverdient

Der 1. FC Union Berlin konnte sich gegen RB Leipzig mit 3:1 den Sieg holen.
Der 1. FC Union Berlin konnte sich gegen RB Leipzig mit 3:1 den Sieg holen.  © Soeren Stache/dpa

Unionfux: Zugegeben: die Rasenballer (gibt’s dieses Wort überhaupt oder ist es nur den kranken Hirnen der PR-Abteilung eines österreichischen Brauseherstellers entstiegen?) sind schon so etwas wie unser Lieblingsgegner, zwischenzeitlich haben wir gar in Serie gegen das Konstrukt aus Leipzig-Fuschl gewinnen können. Diesmal sind die Vorzeichen allerdings etwas schwieriger als sonst, denn wir sind nicht gerade im Aufwind, während der Tabellenzweite am letzten Wochenende Eintracht Frankfurt mit einem halben Dutzend ziemlich beeindruckend nach Hause schickt.

Die erste Hälfte ist dann auch von Vorsicht unsererseits geprägt, während wir im Angriff kaum etwas Interessantes zustande bringen, gelingt es uns andererseits, die Angriffe des ballsicheren Gegners weitgehend zu unterbinden. Bis auf eine Doppelchance der Gäste nach einer guten Viertelstunde: erst rettet Rönnow stark gegen Diomande, dann gegen einen Baumgartner-Kopfball nach der darauffolgenden Ecke. So geht es, auch dank unserer dänischen Katze, torlos in die Pause, man ist bis hierher einigermaßen zufrieden, auch wenn sich irgendwie die Frage aufdrängt: wie sollen wir das denn hier gewinnen?

Doch dann folgt einer der besten zweiten Hälften dieser Saison, denn jetzt beschränken wir uns nicht nur aufs Verteidigen, sondern sind auch offensiv dabei - und wie! Kemlein auf Jeong, der schickt den bis dahin glücklosen Burke, dieser lässt Lukeba eiskalt aussteigen und zieht den Ball aus fünfzehn Metern unwiderstehlich ins linke Dreieck - Traumtor und Führung! Und obendrein das erste Stürmer- und Burketor seit dem vierten Spieltag - geht doch! Die leider nicht lange hält: schon erschütternd, wie frei der gerade eingewechselte Gomis nach Flanke von Harder rechts im Strafraum ist - genug Zeit, den Ball anzunehmen und ungestört ins kurze Eck zu schießen - ein klassischer Blackout unserer Abwehr. Doch dieser Ausgleich entmutigt unsere Jungs erstaunlicherweise keineswegs, während der Kontrahent sich ziemlich sicher ist, uns jetzt im Griff zu haben. Doch weit gefehlt: nur Minuten später flankt der für Haberer gekommene Christopher Trimmel butterweich aus dem rechten Halbfeld und punktgenau vom Keeper weg, so dass Ansah keine Mühe hat einzulaufen und aus sechs Metern einzuköpfen. Stürmertor Nummer zwei und das erste Kopfballtor seit dem siebten Spieltag, erneute Führung nach einem perfekten Angriff und endlich mal wieder eine wirklich gute Flanke - geht doch!

Und auch wenn man logischerweise in der Folge meistenteils in der Abwehr gebunden ist und im Grunde kaum echte Gefahr zulässt (auch wenn einen Mannschaft wie Leipzig allein durch die hohe individuelle Klasse ja immer gefährlich ist), es werden weiterhin Nadelstiche nach vorn gesetzt, durch Schäfer, der besser Ilic eingesetzt hätte anstatt selbst abzuschließen und Skarke, der ebenso mit einem Schuss ins kurze Eck an Gulasci scheitert. Nachdem wir in den letzten beiden Heimspielen in der Nachspielzeit Siege weggegeben haben, ist es diesmal fußballgottlob anders, denn Schäfer und Ilic spielen einen Konter kurz vor Ultimo konsequent und präzise aus und Ilic bedient dann den ehemaligen Null-Tore-Skarke, denn der trifft in der Nachspielzeit ins linke Eck und zieht mit dem dritten Stürmertor den konsternierten Brausepauls endgültig den Zahn - geht doch!

Und die Alte Försterei steht zu Recht kopf, den dritten Heimsieg hat man unzweifelhaft verdient und feiert ihn dementsprechend. Drei Punkte, drei Tore (erstmals gegen RB!!) und tatsächlich drei blitzsaubere Stürmertore! Und so siegt der 1. FC Union nach einer endlich mal wieder starken und geschlossenen Leistung gegen den Erzgegner überhaupt, Mentalität und Mumm schlägt Qualität, das war unendlich wichtig für das Selbstbewusstsein der Truppe, den Abstand nach unten und die Stimmung im Verein. Vielleicht etwas unerwartet, aber vollkommen verdient - geht doch! Das Ganze bitte nochmal in Köln wiederholen, bis dahin freuen wir uns über eine erwachsene und konzentrierte Leistung im letzten Heimspiel des Jahres. Und schon witzig, dass uns die Großen der Liga irgendwie mehr liegen als der Rest…

11. Dezember: Top-Heim-Bilanz macht Hoffnung auf 3 Punkte!

Rani Khedira (31) ist beim kommenden Spiel wieder dabei.
Rani Khedira (31) ist beim kommenden Spiel wieder dabei.  © Soeren Stache/dpa

Icke: Da kommt ein dicker Brocken. Im Punktspiel empfängt der 1. FC Union die Leipzig-Markranstädter. Und die haben einen Lauf. Die letzten drei Pflichtspiele alle sicher gewonnen. Darunter ein sattes 6:0 gegen Eintracht Frankfurt. Wir dagegen haben unsere letzten drei Pflichtspiele allesamt verloren. Da war zwar beim 2:3 gegen die Bayern ein sehr gutes Spiel dabei, aber gegen Heidenheim auch eine furchtbare Gurke. In Wolfsburg dagegen versuchten wir frisch nach vorn zu spielen, ließen uns aber ein ums andere Mal überrumpeln. Sprich … unsere sonst so sichere Defensive funktionierte plötzlich nicht mehr.

Gott sei Dank darf Khedira wieder spielen. Wie wichtig er für den Zusammenhalt unserer Abwehr ist, sahen wir, als er zuletzt fehlte. Ich hoffe sehr, Trainer Baumgart lässt seine Schonungs-Experimente mit Leite sein. Auch sein Fehlen wirkte sich in Wolfsburg negativ aus. Ja, natürlich will ihn wohl der Verein verkaufen, nachdem er seinen Vertrag bei uns nicht verlängert hatte. Und trotzdem, das Risiko müssen wir eingehen. Andere machen das auch. Das gleiche Wechsel-Theater gibt es (wie immer) um Doekhi. Obwohl sich dieser viel klarer äußert. Er spricht davon, sich auch einen Verbleib vorstellen zu können. Lieber Verein – steckt bitte das Geld, welches für eine Verpflichtung eines Ersatz-Kickers für Doekhi bereitgestellt wurde – in Selbigen. Es wird nicht billiger. Und der aktuell beste Kicker des 1. FC Union darf auch der Top-Verdiener im Kader sein. Alles andere wird wohl nur teurer. Bei eventuell sogar sinkender Qualität.

So ein ganz klein wenig, läuft es aktuell darauf hinaus, dass wir eventuell Doekhi von einem Verbleib überzeugen können und Leite abgeben. Dafür wohl sogar - mit Uduokhai - einen sofortigen Ersatz holen. Wenn das Heldt so hinbekommt, können wir erstmals sagen, Horst – Du hast einen guten Job gemacht. Alles andere verbirgt ein höheres Gefahren-Potential für unseren Bundesliga-Verbleib.

Und schon sind wir wieder beim aktuellen Spiel. Auf einem Abstiegsplatz stehen wir noch nicht. Allerdings haben wir gerade noch vier Punkte Vorsprung … vor Tabellenplatz 16. Deshalb gilt für Freitagabend: verlieren verboten! Unsere Heim-Bilanz gegen den Dosen-Klub sieht überraschend gut aus. Seit 2014 haben wir 8x gegen sie gespielt. Dabei 4x gewonnen und 2x unentschieden gespielt. Nur zwei Spiele haben wir verloren, darunter aber zwei Klatschen, eine mit 0:3 und eine mit 0:4. Die Gesamt-Bilanz weist uns aber 14:6 Punkte aus. Interessant ist auch, alle 4 Siege gegen die Sachsen endeten mit einem 2:1-Sieg. Damit ist die Marsch-Route für das kommende Spiel klar, schnell ein 2:0 vorlegen. Verkürzen dürfen sie dann Sekunden vor dem Abpfiff.

Wir erwarten folgende Elf: Rönnow – Doekhi, Querfeld, Leite – Trimmel, Khedira, Rothe – Kemlein, Schäfer – Ansah, Illic. Möglich wäre auch Köhn für Rothe oder Haberer für Schäfer. Verletzt ist nur Skov. Juranovic hätte sich mal wieder einen Einsatz verdient. Daumendrücken ist angesagt! Eisern.

9. Dezember: Der eine und der andere Trainer

Urs Fischer (59) bei der Vorstellung als neuer Trainer des FSV Mainz 05.
Urs Fischer (59) bei der Vorstellung als neuer Trainer des FSV Mainz 05.  © Jörg Halisch/dpa

Unionfux: Der etwas überraschende Tabellenletzte der Bundesliga FSV Mainz 05 hat einen neuen Trainer, nachdem ihr Wundertrainer Bo Henriksen, der die Mannschaft vorletzte Saison ziemlich spektakulär vor dem Abstieg bewahrt und in der Spielzeit darauf immerhin auf Platz sieben geführt hatte, nach einer ziemlichen Erfolglosserie geschasst wurde.

Nun, könnte man fragen, was geht das uns an? Zuerst einmal ist Mainz unser Gegner in einem Monat an der Alten Försterei (hoffentlich nicht als Tabellenletzter, dann wird das ein nahezu unlösbare Aufgabe…) und zudem ist der neue Trainer, das dürfte sich schon rumgesprochen haben, kein anderer als Urs Fischer.

Es ist also passiert, was nicht wenige Unionfans befürchtet haben: der wahrscheinlich beste und erfolgreichste Trainer, den wir je hatten, ist zurück in der Bundesliga. Und das ist schon ein seltsames Gefühl.

Natürlich und selbstverständlich freut man sich für ihn, wenn der sympathische Schweizer nach über zwei Jahren wieder unter Vertrag steht, aber insgeheim hoffte man, dass das eher als Schweizer Nationaltrainer oder bei irgendeinem englischen oder französischen Verein, aber doch nicht bei einem Bundesligakonkurrenten der Fall ist, auch wenn er natürlich nach fast jeder Trainerdemission der letzten beiden Jahre schnell im Gespräch war: von Gladbach bis Augsburg, ja selbst bei den Bayern. Nun also Mainz.

Es hat schon ein bisschen was davon, die ehemals große Liebe neu liiert zu wissen, und das auch noch ausgerechnet im engeren Bekanntenkreis, obendrein mit jemanden, den man noch nie so wirklich leiden konnte - das zwickt dann schon in der Herzgegend. Daran wird man sich jetzt wohl gewöhnen müssen und in dieser Saison wird man sich noch zweimal begegnen und man wird wohl um den Klassenverbleib konkurrieren.

Da einem ja das Hemd näher ist als der Rock, kann ich Urs Fischer bei seiner Aufgabe also nicht unbedingt alles Gute wünschen, da ich ihm aber auch nichts Schlechtes wünschen will, wünsche ich lieber gar nichts, seufze leise vor mich hin und bereite mich drauf vor, unseren Urs in Mainz-Klamotten zu ertragen.

Unser Trainer Steffen Baumgart indessen sieht unsere letzten drei Spiele so: "Dritte Niederlage hintereinander, drittes Spiel, wo die Leistung gestimmt hat, und trotzdem nimmst du gar nichts mit. Das ärgert." Was das Spiel gegen die Bayern angeht, sieht das wohl jeder genauso, aber in Wolfsburg und gegen Heidenheim hat die Leistung gestimmt? Aha.

Nachvollziehbar, dass er sich vor die Mannschaft stellt, aber wie soll eine Verbesserung eintreten, wenn man glaubt, die Heimniederlage in Heidenheim und der dann sicherlich schwer aufholbare 0:3-Rückstand in Wolfsburg wären allein auf Pech, eine Verkettung unglücklicher Umstände zurückzuführen? Das irritiert doch schon etwas.

Mal sehen, wie weit wir mit diesem optimistischen "Im Grunde weiter so!" kommen. Vielleicht behält der Trainer ja auch Recht. Oder besser gesagt: hoffentlich. Denn sollten wir in den zwei Spielen vor der Winterpause wieder soviel Pech haben und mit leeren Händen dastehen, dürfte es ein Jahresende mit einer Menge Sorgenfalten werden.

Wäre gut, wenn in diesem Falle wenigstens Manager Horst Heldt die Dinge nicht ähnlich sonnig sehen würde, so wie im Sommer, als er einen Benes-Ersatz für das offensive Mittelfeld für unnötig hielt. Das würde dann nämlich wirklich ärgern.

8. Dezember: Wo geht es hin – 1.FC Wundervoll?

Der 1. FC Union Berlin bekommt keine Konstanz in seine Leistungen.
Der 1. FC Union Berlin bekommt keine Konstanz in seine Leistungen.  © Swen Pförtner/dpa

Icke: Bevor es am 10. Januar 2026 schon wieder weiter geht, werden in 2025 noch zwei Bundesliga-Spiele absolviert. Der 1.FC Union tritt am 12.12. zu Hause gegen die Brause-Elf aus Leipzig an. Um dann vier Tage vor Heiligabend nach Köln zu reisen. Wer jetzt noch 6 Punkte erwartet … ist ein (kleiner) Fantast. Zu unterschiedlich sehen wir die Leistungen unseres Vereins. Wir reisen wie auf einer Achterbahn durch Bundesliga und Pokal.

Warum bekommen wir keine Konstanz in unsere Leistungen? In Wolfsburg spielten wir gar nicht so schlecht. Selbst unser Angriffsspiel produzierte Chancen. Aber was nützt das, wenn wir keinen Spieler haben, der auch mal eine gute Chance verwandelt. Ansah (4 Tore) – unser immer noch bester Torschütze – trifft schon länger nicht mehr. Er hat eine Formkrise, nachdem er bei uns toll in die Bundesliga startete. Natürlich kann so ein junger Mann nicht die Korsett-Stütze Nummer eins im Angriff sein. Und der zweit- und drittbeste Torschütze? Sind mit Doekhi (4) ein Verteidiger und mit Khedira (3) ein defensiver Mittelfeldspieler. Burke, der auch 3x traf, machte eigentlich nur ein einziges gutes Spiel. Und Ilic? Der liegt immer noch bei null Toren. Das Fazit lautet klar und eindeutig: uns fehlt ein treffsicherer Stürmer. Man sollte die Chance im Winter nutzen, Ljubicic zumindest verleihen. Er ist gar nicht mehr in den Kader involviert. Und auch Skarke scheint abgehängt. Für die zwei könnte man einen Treffer holen, ohne dass es gewaltige Kosten verursacht.

Und im Mittelfeld? Da spielten sich Khedira und Kemlein – zentral – als Stamm-Duo fest. Was aber passiert, wenn Khedira – wie in Wolfsburg – einmal ausfällt, sahen wir gerade. Wir schwimmen! Haberer, Schäfer und Kral werden mehr oder weniger regelmäßig eingesetzt. Sie schaffen es aber seit geraumer Zeit nicht mehr, eine Führungsrolle einzunehmen. Wir können „es“ auch mal beim Namen nennen, es macht nach so einer langen Zeit kaum noch Sinn, mit dem vorhandenen Personal weiterzumachen. Wie unverzichtbar Khedira immer noch ist, sehen wir immer erst, wenn er fehlt. Ja und Eigengewächs Kemlein entwickelt sich gut. Er kann aber noch kein Leistungsträger sein. Ein bis zwei sehr gute zentrale Mittelfeldspieler fehlen uns, um eine Leistungssteigerung überhaupt erst möglich zu machen. Kann man nicht mal bei Andrich anklopfen? Bevor er dort in den rheinischen Pillenfabriken gänzlich untergeht? Er ist alles in einer Person. Führungspersönlichkeit, 6er und 8er gleichzeitig! Zur Not könnte er auch unser eventuell bald kommendes Innenverteidigungs-Problem lösen. Nur bei uns kann er sich auch noch ein WM-Ticket lösen. In Leverkusen wird das nichts mehr. Er hat kein Standing mehr dort. Ständige Kritik, wie gerade kürzlich, kommt noch erschwerend dazu.

Apropos Innenverteidigung! Bislang war das unser Prunkstück. Nun drohen die Abgänge von Leite und Doekhi. Wahrscheinlich ist alles schon in Sack und Tüten. Man sagt es nur noch nicht. Ein erster Fingerzeig in genau diese Richtung war der Einsatz von Nsoki für Leite in Wolfsburg. Verein und Trainer wollten sehen, ob wir den Leite-Ersatz schon in den eigenen Reihen haben. Nein haben wir nicht. Und parallel dazu verdichten sich die Anzeichen, das der Leite Ersatz Felix Uduokhai heißen wird. Ihm traue ich das zu. Und Doekhi? Der ist – abgesehen von Wolfsburg – unser bester Innenverteidiger. Ihn im kommenden Sommer ablösefrei gehen zu lassen, würde am meisten wehtun. Doekhi gleichwertig zu ersetzen, erscheint aktuell unmöglich. Zumindest würde ein Qualitäts-Ersatz im zweistelligen Millionenbereich liegen. Das werden wir nicht machen und auch nicht können. In den Vorbereitungsspielen hat Baumgart ein paar Mal Kral als Innenverteidiger in der Dreierkette getestet. Für mich hat er das ordentlich gemacht. Es würde mich dem zur Folge nicht verwundern, wenn wir im Januar mit Kral-Querfeld-Uduokhai eine völlig neue Abwehrreihe präsentieren. Wahrscheinlicher aber wird es sein, dass wir Doekhi noch bis zum Sommer behalten. Wenn dann Vereine (im Winter auf Grund seiner kurzen Vertragslaufzeit) nur 2 oder 3 Millionen für ihn bieten, dann ist es sicherer Doekhi noch 6 Monate zu behalten.

Es wäre an der Zeit, dass der neue Manager Heldt zeigt, dass er Union besser machen kann. Bisher ist das noch nicht geschehen. Viele Neuzugänge und Spieler, mit denen wir verlängerten, sind einfach nur ordentliche Mitläufer. Wir brauchen aber auch ein paar Führungsspieler, Spieler, die etwas Besonderes können und auch machen. Bisher waren das unsere drei Innenverteidiger plus Keeper und Abräumer. Wie wir schwimmen, wenn zwei der fünf (Defensiv-) Spieler ausfallen, sahen wir gerade. Ohne einen neuen guten Stürmer und einen neuen Top-Vorbereiter - werden wir es auch sehr schwer haben – die 2.Bundesliga-Halbzeit zu bestehen.Was müssen wir mache

  • Unser Problem mit der Innenverteidigung lösen. Wahrscheinlich werden wir einen Spieler behalten (Doekhi) und einen Spieler ersetzen (Leite-Uduokhai).
  • Einen Knipser und einen Torvorbereiter neu verpflichten.
  • Spieler, die keine Einsatz-Chancen besitzen, verkaufen oder verleihen: Ogbemudia, Preu, Ljubicic, Markgraf, eventuell sogar Skarke (wenn zwei neue offensive Spieler kommen).
  • Und wir müssen verstärkt darauf achten – eine Qualitäts-Achse zu haben. In der Offensive haben wir keine verlässlichen Führungsspieler. Null. Es macht (auch) aus unseren bisherigen Erfahrungen keinen Sinn, drei, vier oder gar fünf halb-gute und gleichstarke Spieler im Kader zu haben. Lieber einen, besser zwei - wirkliche Qualitätsspieler. Dann kann man auch verstärkt Talente miteinbauen. So sie eine echte Führung haben.

Wahrscheinlich war es unser Plan, dass Jeong und Burke – neben Ilic und Ansah – einschlagen. Es ist so - nicht geschehen. Und ja, aus den Historien der Spieler hätte man das prognostizieren können. Wenn dann noch der junge Ansah eine Formkrise bekommt (die ihm zusteht!) und Ilic nicht mehr trifft, dann wissen wir, was uns fehlt. Horst, ich hoffe, Du hast schon gut vorgearbeitet! Eisern.

6. Dezember: Aufbaugegner Teil 2 - Union verliert gegen effiziente Wolfsburger

Nach der Niederlage gegen Wolfsburg saß der Frust bei den Union-Kickern tief.
Nach der Niederlage gegen Wolfsburg saß der Frust bei den Union-Kickern tief.  © Swen Pförtner/dpa

Unionfux: Der erfahrene Unioner weiß, besser gesagt, befürchtet es schon: Wir sind nur allzu gerne Aufbaugegner. So geschehen in der letzten Woche gegen die auswärts punktlosen Heidenheimer (die diesmal dummerweise wieder in letzter Minute durch ein Glückstor gegen Freiburg gewinnen), diesmal gegen Wolfsburg, die ihren letzten Heimsieg im Januar feiern konnten. Alle Zahlen dieses Spiels sind auf unserer Seite: Mehr Ballbesitz, mehr gewonnene Zweikämpfe, selbst eine bessere Passquote, mehr gelaufen, erstaunliche 21 zu 4 Torschüsse (davon 6:3 aufs Tor) und sage und schreibe 11:0 Ecken. Aber am Ende steht eine bittere 1:3 Niederlage - im Wesentlichen, weil wir dreimal blitzsauber ausgekontert werden: alle Treffer ratz-fatz (eben auch technisch makellos, da haut alles hin) und obendrauf sogar ein vierter, der wegen knappem Abseits zurückgenommen wird.

Zweimal lässt sich Doekhi etwas düpieren: Nach zehn Minuten zieht Wimmer von außen nach innen und schließt ab, dann kann Kumbedi von links durchgehen, legt auf Amoura ab und wieder kann Doekhi ihn nicht am Torschuss hindern, obwohl nur zwei gegnerische Stürmer unseren Strafraum besetzen. Schließlich kriegt Nsoki im Mittelfeld einen Ball nicht unter Kontrolle und fällt zudem hin, so dass Eriksen mit einem cleveren Pass Majer einsetzen kann. Das sieht alles sehr leicht aus, zudem das schon erwähnte Abseitstor und zwei Rettungstaten von Trimmel und Rönnow in höchster Not, währenddessen von uns bis dahin lediglich ein Querfeld-Kopfball die Latte streift.

Wir wachen erst nach dem Abseitstreffer richtig auf, legen unsere Passivität ab und machen endlich Betrieb. Prompt trifft Nsoki bei seinem Startelfeinsatz, wenn auch etwas glücklich, denn der Schuss wird durch einen Wolfsburger ins Tor abgefälscht. Aber die Wolfsburger werden sofort nervös, während wir weiter drücken, allerdings keine rechte Torgefahr entwickeln, auch wenn uns ein möglicher Elfer nach gut achtzig Minuten verweigert wird. Doch kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit gibt es keine zwei Meinungen und deswegen doch noch einen Elfmeter für uns: Koulierakis hat Ilic beim Textilvergehen doch tatsächlich das Trikot halb ausgezogen. Doch Leo Querfeld, zweimal so sicher im Pokal gegen Manuel Neuer, guckt sich Grabara nicht aus, sondern schiebt schwach nach links und der Wolfsburger Keeper hat wenig Mühe, abzuwehren, irgendwie passt das zu unserem Spiel und es heißt auch, dass die Suche nach einem sicheren Elfmeterschützen weitergeht.

Letztlich nützt auch deswegen die vierzehnminütige Nachspielzeit nichts, wir machen unermüdlich weiter, aber eben ohne Ertrag. Wolfsburg gewinnt aufgrund großer Effizienz, weil wir zu spät in die Gänge gekommen sind (ein 0:3-Rückstand ist schon ein Brett) und unser Angriffsspiel zu viel mit dem Faktor Zufall rechnet, genaue Flanken oder Pässe sind zu selten, unsere Kopfballstärke kommt zudem kaum zum Tragen, ja und das Glück haben wir zugegeben auch nicht gerade gepachtet. So hätte Kumbedi eigentlich in Hälfte eins die Ampelkarte sehen müssen. Obendrauf kommen noch ein paar Patzer von Nsoki bis Querfeld - und fertig ist die erneute Niederlage, da nützt auch all die schöne Statistik nichts.

So sind wir also wieder zurück im Abstiegskampf, auch wenn noch nicht knietief. Und unsere Probleme sind weiterhin ungelöst. In der Winterpause wird man sich in einige Richtungen Gedanken machen müssen. Am nächsten Freitag kommt Leipzig, die gerade Eintracht Frankfurt mit nem halben Dutzend nach Hause geschickt haben und unsere Heimstärke ist ja schon seit längerer Zeit zum Teufel. Aber vielleicht ist das gerade der richtige Gegner, denn der muss ja wohl nicht aufgebaut werden …

5. Dezember: In Wolfsburg nicht vergessen - Mühe allein genügt nicht

Nach den beiden Pleiten gegen Heidenheim und Bayern will Union Berlin in Wolfsburg am Ende nicht wieder ohne Punkte dastehen.
Nach den beiden Pleiten gegen Heidenheim und Bayern will Union Berlin in Wolfsburg am Ende nicht wieder ohne Punkte dastehen.  © Soeren Stache/dpa

Unionfux: Keine Frage: das war schon ein beeindruckender Fight, den wir den Bayern abermals geliefert haben. Dass die Münchner zu traurigen Mitteln greifen mussten, um den knappen Sieg über die Zeit zu bringen, sagt so einiges. Was man aber, bei allem Stolz, nicht vergessen darf: Alle Ballgewinne nutzen nichts, wenn man sie im nächsten oder spätestens übernächsten Moment wieder verschenkt durch ungenaue Pässe (Passquote lausige 65 Prozent!!) und schwache Ballannahmen. Sonst hätten wir die Bayern wohl gehabt, trotz zwei maximal unglücklichen Eigentoren (hatten wir sowas schon mal?).

Aber wir waren eben nicht in der Lage, den angeknockten Gegner auf die Bretter zu schicken. Auch, weil aus dem Spiel heraus zu wenig gelang, von Querfelds Kopfball wenige Minuten vor Schluss mal abgesehen, die passablen Versuche von Schäfer und Ansah hat ein Keeper wie Neuer in der Regel. Und ja, es waren immer noch die Bayern, das habe ich nicht vergessen. Auch die zu späten drei Einwechslungen irritierten etwas, gerade jemand wie Juranovic oder Köhn hätten noch einmal eine gewisse Dynamik mitbringen können, aber vielleicht sollte ja der Kader etwas geschont werden, immerhin haben wir, gemeinsam mit dem Meister, die kürzeste Regenerationsfrist aller Pokalbundesligisten.

Noch eins: Rönnow mag bei den ersten beiden Toren etwas unglücklich ausgesehen haben, aber zur Wahrheit gehört auch, dass er vor dem ersten Tor deutlich gestoßen wurde und das zweite Tor erst entstehen kann, weil Haberer einen vollkommen unnötigen Eckball verursacht, indem er seinen Keeper mit einem suboptimalen Rückpass in Bedrängnis bringt.

Unsere Passqualität müssen wir jedenfalls in den Griff bekommen, wenn wir am Samstag in Wolfsburg bestehen wollen, ja, wenn wir überhaupt gut durch die Saison kommen wollen. Da kann Trainer Baumgart noch so viel unwirsch solche Fragen beiseite wischen, das fällt nun mal in seinen Zuständigkeitsbereich. Wie hieß es in einer bekannten Kaffeewerbung der 1970er: "Mühe allein genügt nicht." Da sollte schon noch Konzentration und Fähigkeit dazukommen, wobei es mir ein Rätsel ist, wie gestandene Profis so unsauber passen können und dabei meine ich nur die Pässe ohne großen Gegnerdruck.

Vor allem dürfen wir nicht wieder die zweite Spielhälfte komplett abgeben, wie beispielsweise in Hamburg oder gegen Heidenheim. Gegen die Bayern haben wir das ja auch nicht getan, sogar einen ohnehin äußerst seltenen Ballbesitz von über fünfzig Prozent aufweisen können (und das gegen eine der stärksten Mannschaften Europas!) - oder liegt es an der Führung, die wir auf keinen Fall gefährden wollen und gerade deshalb gefährden? Und auch sonst stellen sich einige akute Fragen: Werden Burke und Ilic, die gegen die Bayern nicht mal im Kader standen, wieder in die Startelf rutschen? Kriegt sich Ansah noch vor der Winterpause wieder ein? Schießt Skarke doch noch ein Tor für uns? Bekommen Nsoki und Burcu endlich eine (echte) Chance? Und, ganz wichtig: Wer kann Khedira ersetzen, der nach seiner fünften Gelben gesperrt ist? Wahrscheinlich Kral, der wohl gemeinsam mit Schäfer und Kemlein das Mittelfeld besetzen wird. Trimmel oder Juranovic? Oder gar beide?

Dass wir abermals vor einer schwierigen Aufgabe stehen, versteht sich von selbst, spätestens seit dem letzten Heimspiel ist wieder unmissverständlich klar geworden: In unserer derzeitigen Form und Verfassung gibt es keine leichten Gegner. Was nicht heißt, dass man in Wolfsburg nichts holen kann, wenngleich uns das erst einmal gelungen ist, mit einem Unentschieden im Februar 2023 - und seinerzeit kamen wir als Tabellendritter. Also, auch, wenn es zeitweise schwerfällt: Optimismus ist angesagt, anders geht's eben nicht. Mit frischem Mut auf nach Wolfsburg!

4. Dezember: Irrer Pokal-Fight bei Union

Im Pokalspiel gegen den FC Bayern hatte Union Berlin zwar am Ende das Nachsehen, doch mit ihrer Leistung können die Köpenicker durchaus zufrieden sein.
Im Pokalspiel gegen den FC Bayern hatte Union Berlin zwar am Ende das Nachsehen, doch mit ihrer Leistung können die Köpenicker durchaus zufrieden sein.

Icke: So ein Spiel sieht man auch nicht alle Tage. Schlussendlich sind die Bayern eine Runde weiter. Sie gewinnen knapp mit 3:2 beim 1. FC Union. Verdient war das nur bedingt. Immerhin spielten die Köpenicker gegen eine der besten Mannschaften der Welt. Mit ihren bescheidenen Mitteln erreichten sie aber ein Maximum.

Die Eckdaten des Spiels: Zwei Elfmeter, zwei Eigentore und ein Bayern-Trainer, dem kurz vor knapp seine Lederhose schon in den Knien hing. Wann einmal hat ein Trainer von Bayern München zur Absicherung des Ergebnisses kurz vor Schluss zwei Innenverteidiger (Ito, Kim) eingewechselt, um den Spielstand über die Zeit zu retten? Neuer im Tor der Bayern fing sich noch dazu eine gelbe Karte ein, weil er gegen Union auf Zeit spielen musste. Mehr muss man kaum wissen!

Die erste Halbzeit war mehr oder minder ausgeglichen. Sie war aber für Union mehr als unglücklich. Schon in der 12. Minute unterlief Ansah ein Eigentor, wo man sich fragte, wie geht das? Völlig unbedrängt schoss er ins eigene Tor. Ein Aussetzer.

Als dann Kane in der 24. Minute das 2:0 machte, dachte man, alle Messen sind gesungen. Denkste! In der 40. Minute hämmerte Querfeld einen absolut richtigen Elfer ins Bayern-Tor und verkürzte auf 1:2. Um dann in der Nachspielzeit (45.+4.) den Bayern wieder ein Eigentor zu schenken. Diesmal war es Leite, der vor dem herausstürzenden Rönnow ins leere Tor köpfte. Wir haben als Fußball-Kinder gelernt, da ruft der Keeper "Leo" und alle wissen Bescheid. Egal, dieses 3:1 zur Halbzeit war eigentlich eine Vorentscheidung.

Und schon wieder "Denkste"! Union kam mit Power aus der Kabine. Das Stadion wurde noch lauter. Trotz dieses niederschmetternden und unglücklichen Spielstandes spürten alle, da geht noch was. Und schon in der 56. Minute bekam Union den nächsten korrekten Elfmeter. Diesmal guckte sich Querfeld Neuer aus und schickte ihn in die falsche Ecke. Großartig! Union hat nach langer Zeit wieder einen coolen Elfer-Schützen. Auf 2:3 verkürzt und Hoffnung keimte auf.

Und noch einmal wurde das Stadion auf die allerhöchste Stufe "angezündet"! Die Spieler holten die letzte Kraft-Reserve aus sich heraus. So wollen wir das An der Alten Försterei sehen. Die Bayern wankten gewaltig. Union drückte, rannte und kämpfte. In der 85. Minute setzte Querfeld dann seinen Kopfball nur eine Handbreit neben den Pfosten. Es sollte nicht mehr sein. Die Chancen hatte sich Union erspielt. Aber der Fußball-Gott spielte nicht mit. Und wie schon erwähnt, parkten die Bayern jetzt ihren Mannschaftsbus vor ihrem Tor. Zwei zusätzliche Innenverteidiger und ein unsägliches Zeitspiel waren dann angesagt.

Das zweite Mal binnen vier Wochen machte der 1. FC Union ein wirkliches Klasse-Spiel gegen den Rekord-Meister. Nach dem Kick jubelten Kimmich und Co., als hätten sie die Schampus-Liga gewonnen. Sie werden gewusst haben, warum. Wir aber gingen mit erhobenem Haupt vom Platz. Diese Leistung gilt es zu kompensieren. Union lebt! Eisern.

2. Dezember: Union hat Derrick, Bayern nur Harry, darum kegelt Union die Bayern aus dem Pokal

Der 1.FC Union Berlin klaute Bayern München den ersten Punkt.
Der 1.FC Union Berlin klaute Bayern München den ersten Punkt.  © Andreas Gora/dpa

Icke: Die Überschrift ist natürlich ein Spaß, aber zuletzt in der Bundesliga machte Union sein wirklich bestes Saisonspiel gegen die Bayern. Ein User im Unionforum (ErfolgsFan) überraschte mit diesem doch wirklich witzigen Wortspiel. In der Bundesliga gegen die Bayern … da rieben wir uns wie verrückt die Augen, wer da zuletzt An der Alten Försterei gegen die Bayern spielt. Kombinationen, Chancen und eine stabile Abwehr waren unser Fundament. Schaffen wir das noch einmal?

Das letzte Bundesligaspiel gegen Heidenheim ignoriere ich einfach mal. Das war ein Tiefpunkt bei Union. Und müsste eigentlich dazu dienen, das Team wieder wach zu rütteln und auf Motivations-Tour zu gehen. Die Profis bei Union haben jedenfalls bei ihrem Anhang etwas gutzumachen. Was gibt es da Besseres, als ein KO-Pokalspiel gegen die beste deutsche Mannschaft. Keiner erwartet etwas von uns, ergo können wir nur gewinnen.

Und die Bayern? Sie hatten eine unglaubliche Siegesserie hingelegt. Und dann kam Union und klaute Ihnen den ersten Punkt. Und dabei hätten die Bayern auch gut verlieren können. Da hatten sie noch ihr Bayern-Dusel. Bei Arsenal in der Schampus-Liga war dann auch damit Schluss. Arsenal zeigte ihnen ihre Grenzen auf und gewann verdient, aber vor allem ungefährdet. Und nun ist wieder Union am Drücker. Beide Teams haben eigentlich etwas gutzumachen.

Die letzten vier Spiele des FC Bayern mal unter die Lupe genommen: Erst kamen wir und hätten eigentlich sogar gewinnen müssen. Egal, es wurde ein Meisterschaftspunkt. Dann tobten sich die Bayern an Freiburg aus und schossen 6 Tore. Im vorletzten Pflichtspiel kassierten sie dann eine verdiente Niederlage bei Arsenal. Und ihr Bundesligaheimspiel gegen St. Pauli war alles andere als überzeugend. Die Norddeutschen hätten einen Punkt verdient gehabt.

Und jetzt kommt (wieder) Union mit „Derrick“ Köhn, dem Namensgeber unserer Überschrift. Und tatsächlich ist es so, dass Mama Köhn jede Derrick-Folge verschlang und ihm genau deshalb seinen Vornamen gab. Ein echter Krimi-Fan eben. Ob er nun auch in der Start-Formation gegen die Bayern steht, das entscheidet aber nicht seine Mutter, sondern Baume. Und der wechselt zwischen Köhn und Rothe ständig hin und her.

Wir brauchen auch keine taktischen Voraussagen treffen. Oder welcher Spieler wohl den Vorzug erhält. Es ist Pokal. Alles ist möglich. Spieler und Teams wachsen über sich hinaus. Stadien verwandeln sich in Toll-Häuser und Einwechsel-Spieler machen das Spiel ihres Lebens. Manch` ein junger Spieler wird ins kalte Wasser geworfen (kleiner Zaunpfahl für Steffen). Das wollen wir sehen und noch viel mehr. Eisern.

Titelfoto: Soeren Stache/dpa

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