Transfer-Zeugnis für Cottbus: Sechs Volltreffer, zwei Spieler müssen sich steigern
Cottbus - Was für ein Transfer-Wahnsinn war das?! 16 externe Neue stellte Energie Cottbus bei 16 Abgängen im Sommer vor, viele schlugen ein. TAG24 hat das Transfer-Zeugnis, das neben der Leistung auch die zugedachte Rolle und wirtschaftliche Gegebenheiten berücksichtigt.
Volltreffer (6): Speziell die beiden eher unbekannten Abwehrhünen King Manu (22) und Nyamekye Awortwie-Grant (25) setzten in der letzten Linie neue Maßstäbe, was Athletik angeht.
Darüber hinaus überzeugten sie auch im Spielaufbau. Die Vielzahl an Gegentoren, unter anderen nach Standards, wird sie dennoch ärgern. Als Führungspersönlichkeit können und müssen sie ohne klassischen Abwehrchef im Team wachsen.
Dahinter hielt Marius Funk (29) im Tor nahezu alles, was im Bereich des Möglichen war - und gegen Rostock und Essen alles darüber hinaus. Die neue Nummer eins - ein später Glücksgriff.
Mittelfeldregisseur Lukas Michelbrink (20) zeigte, dass er vom Talent alles mitbringt, um mittelfristig höher als 3. Liga zu spielen. Robustheit und Konstanz über 90 Minuten gehen ihm in dem Alter verständlicherweise ab. Dies ist auch Thema für Can Moustfa (21), der den größten Leistungssprung aus der Oberliga hinlegte und als Wirbelwind nach Einwechslungen immer frische Impulse brachte.
Die heimliche Transfer-Überraschung heißt aber Moritz Hannemann (27), der die Vorbereitung verletzt verpasste, in Siebenmeilenstiefeln den Rückstand aufholte und sich aus der Regionalliga in die Startelf des Spitzenreiters arbeitete.
Energie Cottbus verpflichtete Funk, Manu, Lucoqui, Straudi und Biankadi nach - und lag richtig
Treffer (7): Hierzu zählen drei der September-Verpflichtungen Anderson Lucoqui (28), Simon Straudi (26) und Merveille Biankadi (30) die als gestandene Profis geholt wurden.
Alle drei brauchten etwas mehr Anlaufzeit als gehofft, zählten aber vor der Winterpause zum erweiterten oder absoluten Stammpersonal mit teils guten bis sehr guten Leistungen.
Leon Guwara (29) spielte schon Bundesliga und bekam in Cottbus nach schwierigen Jahren eine neue Chance, die er nutzte. Allerdings machen dem Linksverteidiger immer wieder körperliche Probleme zu schaffen.
Jannis Boziaris (22) war eine der Entdeckungen des Sommers, spielte sich gelegentlich in die Startelf und setzte einige Akzente. Gegen Ende der Hinrunde ging dem Edeltechniker etwas die Frische ab. Seinen Job als Nummer drei erfüllte auch Max Böhnke (22), der einmal im Landespokal zu null hielt.
Ein Sonderfall ist Ted Tattermusch (24). Der Angreifer war speziell in der Vorbereitung und zu Saisonbeginn gut dabei, verletzte sich im Oktober und kommt seitdem nicht auf Spielpraxis. Carl Zeiss Jena wird als Leihstation gehandelt.
Theo Ogbidi hat kaum Chancen auf Spielzeit und könnte gehen
Steigerungsbedarf (2): Dies gilt vor allem für Dennis Duah (22) und Justin Butler (24), die im zweiten Teil der Transferperiode inmitten der Vorbereitung zum Kader stießen.
Der Manndecker und der Konterstürmer haben insbesondere physisch Potenziale, die für die Liga wertvoll sein können. In ihren - zumeist Kurzeinsätzen - fehlte oftmals die Konstanz.
Kein Treffer (1): Gar nicht zum Zug kam Theo Ogbidi (24), der wie viele Neue in der Regionalliga gescoutet wurde. Ihn alleine in dieser Kategorie dastehen zu lassen, erscheint etwas unfair, doch der Tempodribbler ist weit von einem Kaderplatz entfernt und bereits wieder Abgangskandidat.
Strafmildernd muss berücksichtigt werden, dass Ogbidi ohnehin als Joker vorgesehen war und kein Monstergehalt beziehen dürfte.
Totalflop (0): Keiner.
Gesamtnote: 1-. Angesichts der erfolgreichen und beliebten Vorjahresteams überhaupt einen Kaderumbruch in der Größe zu vollziehen, war mutig - und im Rückblick die goldrichtige Entscheidung. Minimale Punktabzüge gibt es aufgrund des aufgeblähten 30-Mann-Kaders.
Titelfoto: Julius Frick/dpa

