Vernichtendes Urteil! Fußball-Experten zerlegen Lewandowski: "Nur Nutznießer der Bayern-Dominanz"

München/Hamburg - Der "Zeit"-Verlag baut seit wenigen Jahren immer mehr den Podcast-Bereich aus und hat sein Angebot seit Mittwoch um ein Produkt bereichert: "Kicken kann er" heißt das neue Projekt. Zur Premiere nahmen sie sich für ihren analytischen Fußball-Podcast den FC-Bayern-Star Robert Lewandowski (33) zur Brust. Und dem dürfte die Folge wenig gefallen.

Ob er den Podcast hört? Laut dem neu gestarteten Projekt "Kicken kann er" ist der Bayern-Star Robert Lewandowski (33) ein sehr guter Spieler. Aber vor allem, weil seine Mitspieler ihn so aussehen lassen.
Ob er den Podcast hört? Laut dem neu gestarteten Projekt "Kicken kann er" ist der Bayern-Star Robert Lewandowski (33) ein sehr guter Spieler. Aber vor allem, weil seine Mitspieler ihn so aussehen lassen.  © Sven Hoppe/dpa

Man startet seine Analyse mit dem Tor-Weltrekord aus der Saison 2015/2016 gegen den VfL Wolfsburg: 5 Tore in neun Minuten.

Aus einem 0:1-Rückstand machte er damals einen 5:1-Sieg. "Der Mann bekommt nie genug, er will immer mehr. Drei Tore reichen ihm nicht, er macht noch ein viertes und ein fünftes", versucht Sportredakteur Oliver Fritsch den FC-Bayern-Rekordjäger zu beschreiben.

Doch dann fügt er an: "Dieses Ereignis zeigt auch: Es wird ihm relativ leicht gemacht in der Bundesliga." Zwar zielt er damit auf die schlechte Verteidigungsarbeit der Wolfsburger ab, setzt dann aber nach: "Das erleichtert Robert Lewandowski die Arbeit und das erklärt auch ein wenig die Überhöhung von Robert Lewandowski."

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Darin sehe er auch einen Beleg für den Zustand der derzeitigen Bundesliga. Sein Fazit über den Weltfußballer fällt trocken und schonungslos aus: "Meine These: Robert Lewandowski kann alles gut - oder sehr gut - aber nichts herausragend. Und er ist der Nutznießer der Dominanz der Bayern - das ist ein Zeichen für die Schwäche der Bundesliga."

Sein Co-Podcaster Fabian Scheler - ebenfalls Sportredakteur - witzelt: "Okay, damit haben wir alle Bayern-Fans jetzt schon verloren nach ein paar Minuten."

Scheler will aber genauer wissen, wie sein Kollege auf solch ein Urteil kommt.

Schick trifft für Leverkusen 20 Mal in 20 Spielen - und das ohne Bayern im Rücken

Wie Zweikampfstark ist Lewandowski (l., hier gegen Amos Pieper und Janni Serra) wirklich? In seiner Rekord-Saison 2020/21 setzte er sich nur zu 39 Prozent durch.
Wie Zweikampfstark ist Lewandowski (l., hier gegen Amos Pieper und Janni Serra) wirklich? In seiner Rekord-Saison 2020/21 setzte er sich nur zu 39 Prozent durch.  © Friso Gentsch/dpa

Auch wenn Fritsch noch die Vorteile des Bayern-Helden hervorhebt - beispielsweise, dass er mit beiden Beinen gefährlich schießen, aus ungünstigen Positionen einen Ball sicher annehmen und auch sehr beweglich und sicher spielen kann - lässt er doch durchblicken: Ein Robert Lewandowski ist ersetzbar.

Man lebe in einer "Offensiven Ära", wie der Podcaster es nennt. Zwar hätte die Nummer 9 der Bayern in der vergangenen Saison 33 Feldtore erzielt - ein Patrik Schick (26) traf aber zuletzt für Leverkusen in 20 Spielen auch 20 mal aus dem Spiel heraus.

Seit 2013 sei der Tor-Durchschnitt pro Spiel merklich angestiegen. Und ein Schick zähle nun nicht zu den Weltfußballern und spiele vor allem nicht in einem Verein, der kurz vor der zehnten deutschen Meisterschaft in Folge steht.

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In dieser Bundesliga-Saison hätten die Bayern zum Zeitpunkt der Aufzeichnung 261 Tor-Chancen gehabt, dahinter Bayer Leverkusen 197 und an dritter Stelle wäre Bielefeld mit nur 97 Chancen.

Die Bayernspieler sorgten also dafür, dass ständig etwas im Strafraum passiere und "entsprechend kommt Lewandowski eben auch ziemlich oft in die Gelegenheit".

Fritsch vergleicht die Situation mit den von Bayern an den RSC Anderlecht ausgeliehenen Spieler Joshua Zirkzee (20).

Dieser hätte in der 3. Liga (bei der 2. Mannschaft der Bayern) kaum getroffen, als Flick ihn aber damals einwechselte, "hat der sofort Tore geschossen".

Bei Bayern kann plötzlich jeder Tore schießen

Die Bayern scheiterten zuletzt in der Champions League gegen den FC Villarreal. Lewandowskis einziges Tor in den zwei Spielen machte hier keinen Unterschied.
Die Bayern scheiterten zuletzt in der Champions League gegen den FC Villarreal. Lewandowskis einziges Tor in den zwei Spielen machte hier keinen Unterschied.  © Angelika Warmuth/dpa

Ähnlich sei es bei Eric Maxim Choupo-Moting (33) gewesen, der "in der Champions League plötzlich als Torschütze auftrat. Das heißt, vielleicht würden wir auch ein paar Tore machen."

Der Bayern-Star treffe vor allem dann, wenn er frei zum Schuss komme. Einen oder mehrere Spieler zuvor technisch auszuspielen, sei da eher Mangelware.

Dann wirft Fritsch provokante Fragen in den Raum: "Wie viele Tore würde Lewandowski in der Premier League schießen?" oder "Welches wichtige Tor in einem großen Spiel (in Bezug auf Champions League - Anm. d. Red.) hat Lewandowski für Bayern geschossen?"

Gegen schwächere Teams würde er das 3:0 oder das 6:2 machen, aber wie oft entscheidet er auf dem Niveau wirklich die Partie? "In einem Spiel wo er nicht trifft, würde er niemandem besonders auffallen", behauptet Oliver Fritsch provokant und untermauert das später auch mit Verweisen auf die polnische Nationalmannschaft, in der Lewandowski nicht seine Bayern-Kollegen im Rücken hat.

Er wolle aber die Leistungen des Polen nicht komplett schlecht reden: "Wir meckern auf hohem Niveau und unterscheiden 24 Karat von 22 Karat", sagt er relativierend. "Ich will nur die Augen schärfen", was nun mal nicht zur sonst typischen "Jubel-Berichterstattung" passe.

Zusammenfassend vergeben die beiden Sport-Journalisten - vergleichbar mit den Werten, wie man sie aus der "FIFA"-Videospiel-Reihe kennt - einen Mittelwert zwischen 0 und 100. Unabhängig voneinander kommen beide auf einen fast identischen Wert.

Fabian Scheler kommt auf einen Mittelwert von 79, Oliver Fritsch auf 78. Letzterer meint abschließend, dass man sich nicht fragen solle, wie abhängig der FC Bayern von Robert Lewandowski sei - sondern wie sehr braucht ein Lewandowski einen FC Bayern?

Titelfoto: Angelika Warmuth/dpa

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