FC St. Pauli schmeißt als erster deutscher Verein Berater im Nachwuchs raus

Hamburg - Er ist eben ein etwas anderer Verein! Der FC St. Pauli hat sich für einen wegweisenden Schritt entschieden.

Nachwuchsspieler Eric da Silva Moreira (17, r.) gilt als größtes Talent beim FC St. Pauli. Er muss künftig ohne Berater an den Verhandlungstisch.
Nachwuchsspieler Eric da Silva Moreira (17, r.) gilt als größtes Talent beim FC St. Pauli. Er muss künftig ohne Berater an den Verhandlungstisch.  © IMAGO / Michael Schwarz

Wie der Fußball-Zweitligist am Dienstag mitteilte, wird künftig im Nachwuchsbereich auf die Zusammenarbeit mit Beratern, Agenturen und kommerziellen Individual-Trainern verzichtet.

"Der Verein positioniert sich damit gegen die Kapitalisierung des Jugendfußballs und will den partnerschaftlichen Dialog mit Spielern und deren Umfeld stärken", erklärte NLZ-Chef Benjamin Liedtke (36) in der entsprechenden Mitteilung. Die Regelung gelte von nun an für minderjährige Spieler.

Im Nachwuchsleistungszentrum werden die Kicker von morgen von der U12 bis zur U19 trainiert und sollen auf Sicht an den Leistungsfußball herangeführt werden.

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Der Kampf um die Talente ist allerdings hart. "Wir setzen auf den partnerschaftlichen Dialog mit den Spielern und deren Familien und persönlichem Umfeld", sagte Liedtke.

Und dieser Dialog soll nun wieder mehr zum Tragen kommen. Denn viele minderjährige Talente und ihre Eltern werden von Beratern vertreten, die nicht immer nur das Beste wollen, sondern auf ihren eigenen Profit aus sind. Daher wird es für Vereine wie den FC St. Pauli immer schwieriger, seine Top-Talente zu halten. Denn die großen Vereine liefern sich einen erbitterten Kampf um die Stars von morgen.

Ist der FC St. Pauli mit seiner Entscheidung ein Vorreiter?

Das Ziel der Nachwuchsspieler: als Profi im Millerntor-Stadion auflaufen.
Das Ziel der Nachwuchsspieler: als Profi im Millerntor-Stadion auflaufen.  © Philipp Szyza/dpa

Den Verantwortlichen sei allerdings klar, dass diese Entscheidung bei Agenturen oder externen Trainern für Unmut sorgen könne, so Liedtke.

"Dies ist keine Entscheidung gegen Berater im Fußball generell, sondern es geht vielmehr darum, im Jugendfußball den Fokus auf das persönliche Umfeld der Spieler zu legen, nicht auf Agenturen und den Markt", so der NLZ-Chef.

Im Nachwuchsbereich verfolgt der Fußball-Zweitligist laut eigener Aussage ein eigenes Konzept mit dem Titel "Rebellution - ein anderer Jugendfußball ist möglich".

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Dabei sollen die Spieler durch ein umfassendes pädagogisches Konzept auch ganzheitlich gefördert werden.

"Wir machen Spieler nachhaltig besser", erklärte Liedtke. Gemeinsam würden Kompetenzen erarbeitet werden, mit denen die jungen Fußballer im Leistungssport bestehen können.

Ob der FC St. Pauli ein Vorreiter für weitere Vereine sein wird oder alleine mit seiner Entscheidung dasteht, wird sich zeigen.

Titelfoto: IMAGO / Michael Schwarz

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