Ex-Hertha-Star jetzt TV-Anwalt: Warum er lange zu kämpfen hatte
Berlin - Der Kult-Anwalt ist zurück! Seit Montag stehen Ingo Lenßen (64) und sein Anwaltsteam den Mandanten in Berlin wieder mit Rat und Tat zur Seite. Mit dabei: Ex-Hertha-Profi Lennart Hartmann (34). TAG24 hat mit ihm gesprochen.

Vor allem die Hertha-Fans dürften ihn 17 Jahre nach seinem Bundesligadebüt noch bestens kennen. Bis heute steht er als Herthas jüngster Bundesligadebütant in den Geschichtsbüchern. Im August 2008 wechselte ihn Ex-Trainer Lucien Favre (67) gegen Eintracht Frankfurt (2:0) ein - im Alter von 17 Jahren, vier Monaten und 14 Tagen.
"Das ist immer noch präsent. In meinem Leben war das schon ein sehr einschneidendes Erlebnis. Ich habe mich warm gemacht, war auf alles gefasst. Dann hält der Zeugwart dein Trikot hoch und du weißt: Jetzt ist es so weit. Das waren dann ca. 20 Minuten, die ich spielen durfte. Ein bisschen habe ich es wie in Trance erlebt. Erst Tage später habe ich alles so wirklich realisieren können. Jedenfalls war ich furchtbar aufgeregt", erzählt Hartmann TAG24.
Die Aufregung konnte er aber schnell aus den Knochen laufen. "Wir haben zu dem Zeitpunkt auch schon 2:0 geführt und ich habe nur gehofft, dass ich keinen großen Fehler mache, der am Ende noch zum Gegentor fällt. Das ist mir gelungen (lacht)."
Für die ganz große Karriere hat es jedoch nicht gereicht. Weder bei der Hertha noch bei Alemannia Aachen. Der Körper machte schon früh nicht mehr mit.
"Ich hatte lange hart damit zu kämpfen, dass es so plötzlich vorbei war. Man hat dem Leben schon viel untergeordnet. Ich habe die gesamte Jugend immer auf höchstem Level gespielt und durfte mich mit den besten Spielern meines Jahrgangs messen. Plötzlich stehst du da, hast einen Profivertrag unterschrieben und kurze Zeit später sagst du dir: 'Scheiße, alles passt, aber dein Körper spielt irgendwie nicht richtig mit.' Das war schon sehr ernüchternd."

Video auf Social Media brachte Lennart Hartmann zu "Lenßen hilft"

Er habe Wochen und Monate gebraucht, das alles zu verdauen. "Heute gucke ich da mit ganz viel Stolz auf diese Zeit zurück. Ich habe es geschafft, einer von ganz wenigen zu sein, die den Sprung in den Profifußball geschafft haben. Jedenfalls habe ich gelernt, dass das Leben noch sehr viel mehr zu bieten hat als Fußball, und ich denke, der Weg, den ich jetzt einschlagen durfte, ist nicht weniger spannend als das Profisportler-Dasein (lacht)."
Den Fußball hat Hartmann gegen eine Anwaltsrobe eingetauscht. Mittlerweile ist der Ex-Hertha-Star auch im TV aktiv - durch Zufall. "Ich hatte bei Social Media ein Fußball-Video hochgeladen, wo ich in Robe ein bisschen rumtrickse. Ich dachte, das wäre ganz cool, als Anwalt darüber herauszustechen."
War es offenbar. Ein Caster entdeckte das Video und schickte per E-Mail eine Anfrage. "Dann war ich mir erst nicht ganz sicher, ob es Spam ist, habe die Mail dann aber dreimal durchgelesen und merkte, dass doch alles zu stimmen scheint."
Ein Anruf später folgte auch schon das erste Kennlern-Interview. "Noch ein paar Tage später war ich dann auch schon beim Probedreh mit Ingo Lenßen und Lisa Cramer. Das ging alles so unfassbar schnell, denn wieder nur ein paar Tage später habe ich auch schon den Vertrag unterschrieben."
Ingo Lenßen ist für Hartmann "Freund und Mentor"

Eine gute Entscheidung. Seit Montag läuft die zweite Staffel von "Lenßen hilft" (ab 18 Uhr auf SAT. 1). An der Seite von Ingo Lenßen versuchen sie den Menschen zu helfen. Für ihn kann es keinen besseren als den Kult-Anwalt geben.
"Ich muss sagen, dass ich in meinem Leben wirklich sehr selten zu jemandem so sehr aufgeschaut habe: Bei ihm kann ich das aber ganz klar sagen. Er ist für mich nicht nur Arbeitskollege, sondern auch Freund und Mentor. Er bedeutet mir sehr, sehr viel. Wir haben schnell gemerkt, dass wir sehr viele Parallelen haben. Er kommt vom Eishockey, ich vom Fußball. Da war direkt vom ersten Kennenlernen an ein gewisser Draht vorhanden."
Zeit für andere Mandate bleibt da kaum übrig. In seiner neuen Rollen blüht der Ex-Profi dennoch auf. "Jeder Drehtag ist für mich ein Geschenk. Mir macht es unheimlich viel Spaß. Ich kann mir momentan echt nur schwer vorstellen, wieder 'nur' als Anwalt zu arbeiten. Die Schauspielerei ist schon etwas ganz Besonderes."
Das ist auch der ikonische Schnauzer von Ingo Lenßen. Auf die Frage, ob der Bart oder die langen Haare von seinem ehemaligen Mitspieler und Hertha-Legende Marko Pantelic (46) auffälliger sei, muss Hartmann nicht lange überlegen. "Ich glaube, dass Ingos Bart deutlich mehr Seltenheit genießt als die langen Haare von Pante. Und man muss ja mal ehrlich sein. Der Bart steht ihm auch einfach unheimlich gut."
Titelfoto: Joyn / Claudius Pflug