Herthas Rückfall in alte Zeiten: "Darüber müssen wir reden!"

Berlin - Hertha gegen Nürnberg! Ein Duell, das nach Bundesliga klingt, fand auch Pal Dardai (47). Nach dem Spiel dürften auch bei den Hertha-Fans Bundesligagefühle hochgekommen sein - allerdings keine schönen. Zu sehr erinnerte das 1:3 beim Club an fast schon vergessene Tage.

Toni Leistner (33) fand nach dem Spiel deutliche Worte.
Toni Leistner (33) fand nach dem Spiel deutliche Worte.  © Heiko Becker/dpa

Die Berliner haben mal wieder alles mitgenommen, was auch nur schiefgehen kann: Platzverweis, Eigentor, ein verschossener Elfmeter der Gastgeber und dennoch die Führung verspielt. Es war ein absolut gebrauchter Nachmittag.

"Ich suche erst einmal den Fehler bei mir, wenn acht Spieler auf dem Platz schlechte Leistungen bringen", nahm Dardai bei Sky die Niederlage auf seine Kappe.

Hertha BSC befand sich eigentlich im Aufwärtstrend, konnte die letzten drei von vier Spielen gewinnen und auch in Nürnberg sah es zunächst nach einer souveränen Vorstellung aus. Gleich die erste Chance konnte Smail Prevljak (28/15. Minute) per Hacke nutzen.

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Auffällig aber: Wirklich gutgetan hat die Führung der Alten Dame nicht. Statt aufs zweite Tor zu gehen, verfiel Hertha in eine merkwürdige Lethargie - und das nicht zum ersten Mal. "Es sind verschenkte Punkte. Wenn man hier 1:0 in Führung geht, muss man natürlich besser spielen", stimmte Kapitän Toni Leistner (33) seinem Trainer zu. "Wir hatten heute einige Spieler dabei, die nicht an ihr Leistungsniveau herangekommen sind. Darüber müssen wir reden!"

Pal Dardai fand Führung für Hertha BSC nicht verdient

Marc Oliver Kempf muss wegen einer Notbremse mit Rot vom Platz.
Marc Oliver Kempf muss wegen einer Notbremse mit Rot vom Platz.  © Heiko Becker/dpa

Noch vor der Pause hätte Nürnberg den Ausgleich erzielen können, das 17-jährige Top-Talent Can Uzun scheiterte aber am glänzend aufgelegten Tjark Ernst (20) vom Punkt (39.). "Auch unsere Führung war nicht verdient", gab der Coach zu. "Sogar nach dem 1:0 waren wir gelähmt. Wir haben defensiv und offensiv nicht investiert. In der Halbzeit habe ich gesagt, wir sind gerade dabei, unser Spielglück zu verlieren."

Sein Gefühl sollte ihn nicht täuschen. Nürnberg kam mit Schwung aus der Pause, erzielte durch Castrop (57.) den verdienten Ausgleich, während bei den Berlinern nichts mehr zusammen lief, die mindestens noch nächste Woche auf Marc Oliver Kempf (28) verzichten müssen. Ohne Not setzte ihn Andreas Bouchalakis (30) mit einem "Schweinepass" (Leistner) unter Druck, sodass der Innenverteidiger zur Notbremse greifen musste. Schiedsrichter Florian Exner ließ zunächst noch weiterspielen, zückte nach Ansicht der Bilder dann aber die Rote Karte.

Fünf Minuten später nahm die Niederlage dann Form an. Toni Leistner wollte klären, beförderte den Ball aber über die Linie - Eigentor (72.). Der eingewechselte Daichi Hayashi (26) sorgte letztendlich für die verdiente Entscheidung (84.). Zu diesem Zeitpunkt stand es, was zumindest Rote Karten angeht, 1:1. Wegen einer ähnlichen Szene musste Nürnbergs Ivan Marquez (29) vom Feld (75.). Ebenfalls wegen einer Notbremse.

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Am Ausgang des Spiels änderte es aber nichts. Eine verdiente Niederlage, die sich wie ein Rückfall in alte Zeiten anfühlt, zumal auch selbst verschuldet: "Es reicht nicht aus, nur das 1:0 zu schießen und dann zu verwalten. Das können wir nicht. So eine defensive Qualität haben wir noch nicht", so Leistner.

Titelfoto: Heiko Becker/dpa

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