RB-Fan im Video entführt, gedemütigt, gefoltert! Rapper: "Wir wollen das extra!"

Leipzig - Dortmund, 4. Februar 2017. Im Rahmen des ersten Heimspiels des BVB gegen RB Leipzig kommt es zu schriftlichen und verbalen Anfeindungen sowie tätlichen Angriffen gegen mitgereiste Anhänger der Sachsen. Ein Rapper heizt solche Situationen mit seinen Songs an, eine Familie hat seitdem Angst vor einer Wiederholung.

Silvan (r.) ist seit 2016 bei fast allen RB-Spielen dabei.
Silvan (r.) ist seit 2016 bei fast allen RB-Spielen dabei.  © MDR/Milan Schnieder

"Wir sind getreten und geschubst worden", berichtet RB-Fan Silvan in der neuen Folge "MDR exactly".

"Dieses Gefühl der Angst, wenn du mit der Familie zum Fußball fährst, ist schon ein bisschen da", so der Querfurter mit der gegelten Igelfrisur, der mit seiner Frau Nadine und den vier Kindern seit 2016 bei nahezu jedem RB-Spiel - teilweise auch der Frauen-Mannschaft - war und allein in der Vorsaison 75.000 Kilometer nur dafür zurückgelegt hat.

Die Ausschreitungen im Februar 2017, als Pierre-Emerick Aubameyang (34) das 1:0-Siegtor für Borussia Dortmund erzielte und der BVB die Saison als Dritter drei Punkte hinter den Roten Bullen abschloss, waren die bislang schwersten gegen RB-Fans.

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In Begleitung eines MDR-Kamerateams fährt die sechsköpfige Familie im März 2023 wieder zum Bundesliga-Auswärtsspiel in den Signal Iduna Park. Nach der Begegnung, die der BVB mit 2:1 für sich entscheidet, werden schwarz-gelbe Anhänger über ihre Meinung zu RB befragt. "Die gehören einfach nicht in die Bundesliga" und "Das ist für mich kein Verein, die gibt's für mich gar nicht" sind zu hören.

Doch ein - stark alkoholisierter - Fan überspannt den Bogen. Nachdem er versucht, die Kameraangel zu greifen, schlägt er laut der MDR-Reporterin dem Kameramann mit der Faust ins Gesicht. "Der ist absolut betrunken, absolut scheiße", sagt sie und bricht den Dreh ab.

Auch im Trainingslager in Südtirol war Silvan und mit seiner rot-weißen Kachelfahne dabei.
Auch im Trainingslager in Südtirol war Silvan und mit seiner rot-weißen Kachelfahne dabei.  © Picture Point/Roger Petzsche

Rapper M.I.K.I.: "Wenn du einfach nur sagst 'RB ist doof' hört das keiner"

Rapper M.I.K.I. (34, r.) thematisiert seinen Hass gegen RB Leipzig in Songs.
Rapper M.I.K.I. (34, r.) thematisiert seinen Hass gegen RB Leipzig in Songs.  © MDR/Milan Schnieder

Seinen Hass gegen das 2009 mit satter Starthilfe von Red Bull gegründete "Konstrukt" verarbeitet Rapper Michél Puljic (34) alias M.I.K.I. in seinen Songs. "ANTI RB (In der Sache vereint)" ist mit mehr als zwei Millionen Klicks bei YouTube eines seiner erfolgreichsten Lieder, das im Oktober 2016 veröffentlicht wurde. Also vier Monate vor den Krawallen in Dortmund.

"Willkommen in der Hölle, die Bundesliga hasst dich. Weil du Scheiße bist - Ungezieferplastik", beginnt der Track des hauptberuflichen Chemikanten, dem weitere Beleidigungen folgen.

Im dazugehörigen Musikvideo geht es ebenso gewaltsam zur Sache. Ein mit RB-Leipzig-Trikot bekleideter Mann wird dort in einen Transporter gezerrt, gefesselt und eine Tüte über den Kopf gezogen. Später wird er gequält und gefoltert. Geht das nicht zu weit?

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"Wir wollen das extra. Wir haben vorher gesagt, dass wir ein bisschen übertreiben und das als Stilmittel benutzen. Wenn du einfach nur sagst 'RB ist doof', hört das keiner", so der 34-Jährige.

Die Vorfälle 2017 in Dortmund seien von der Presse "komplett überzogen" worden, findet er. "Natürlich ist es scheiße, was passiert. Jeden, der eine Flasche in eine Menschenmenge wirft, sollten sie packen, der hat sie nicht mehr alle." Derartige Ausschreitungen habe er schon viele erlebt. Aber weil "die armen Leipziger" mehr Aufmerksamkeit generieren würden, sei das Thema größer aufgebauscht worden, behauptet der Rapper.

Eine Meinung, die für die 2017 betroffenen und vor allem verletzten RB-Fans wie blanker Hohn wirken dürfte.

Im Musikvideo zu "ANTI RB (In der Sache vereint)" wird ein RB-Fan entführt, gefesselt und gefoltert.
Im Musikvideo zu "ANTI RB (In der Sache vereint)" wird ein RB-Fan entführt, gefesselt und gefoltert.  © Screenshots/YouTube

Die ganze MDR-Doku, in der auch Vorstandsmitglied Ulrich Wolter zu Wort kommt, seht Ihr in der Mediathek.

Titelfoto: Bildmontage: Screenshot/YouTube, MDR/Milan Schnieder

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