Der "Fall Leistner": Dynamo-Pöbel-Fan wartet weiter auf seine Strafe!

Dresden - Themen, über die bereits geschrieben wurde, die aber noch nicht zu Ende erzählt sind, werden gern wieder hervorgeholt. So auch der "Fall Leistner" aus dem DFB-Pokalspiel am 14. September 2020 zwischen Dynamo Dresden und dem Hamburger SV.

Nach dem sein Wechsel im August zurück zu Dynamo platzte, heuerte Toni Leistner (31) beim belgischen Erstligisten VV Truiden an - und ist dort Kapitän.
Nach dem sein Wechsel im August zurück zu Dynamo platzte, heuerte Toni Leistner (31) beim belgischen Erstligisten VV Truiden an - und ist dort Kapitän.  © imago images//Panoramic International

Letztmals hat TAG24 am 31. Juli dieses Jahres darüber geschrieben. Der beteiligte "Fan" wartete damals noch auf seine Vereinsstrafe - und macht es immer noch.

Kurzer Rückblick: Die SGD startete als Drittligist mit dem 4:1 im DFB-Pokal über den Zweitligisten sensationell in die Saison. In Erinnerung blieben aber die Szenen nach dem Spiel.

Der gebürtige Dresdner Toni Leistner (31) gab als HSV-Spieler ein Interview an der Gegentribüne. Auf dieser stand ein Anhänger, der ihn wüst anpöbelte und Leistners damals schwangeren Frau eine Fehlgeburt wünschte. Da knallte es bei Leistner.

Dynamo fehlen Erfolgserlebnisse: Luca Herrmann stellt die Charakterfrage
Dynamo Dresden Dynamo fehlen Erfolgserlebnisse: Luca Herrmann stellt die Charakterfrage

Er krabbelte die Tribüne hoch, schnappte sich den Fan und drückte ihn zu Boden. "Ich wusste, dass meine Frau dort oben in der Nähe steht, ich wollte sie schützen", sagte der 31-Jährige vor kurzem beim Zweitliga-Doppelpass auf Sport1. Straffrei kam er nicht davon, er musste 6000 Euro zahlen, bekam vom DFB zwei Spiele Sperre.

Und der Pöbel-Fan? Nichts. Nach nun mehr als 15 Monaten nach dem Vorfall ist nichts passiert. 1000 Euro und ein unbefristetes Stadionverbot wäre das Höchstmaß von Vereinsseite.

So war's am 14. September 2020 nach dem 4:1-Sieg der Dynamos im DFB-Pokalspiel: HSV-Spieler Toni Leistner (31) kletterte auf die Tribüne und drückte einen Fan zu Boden, der seine damals schwangere Frau widerlich bepöbelt hatte.
So war's am 14. September 2020 nach dem 4:1-Sieg der Dynamos im DFB-Pokalspiel: HSV-Spieler Toni Leistner (31) kletterte auf die Tribüne und drückte einen Fan zu Boden, der seine damals schwangere Frau widerlich bepöbelt hatte.  © imago images/Jan Hübner

Dynamo Dresden hat im "Fall Leistner" offenbar noch immer kein Verfahren eingeleitet

Dynamos Ehrenratsmitglied Andreas Göckeritz (60, r.)
Dynamos Ehrenratsmitglied Andreas Göckeritz (60, r.)  © imago images/Steffen Kuttner

Zuständig für eine mögliche Strafe ist bei Dynamo der Ehrenrat. SGD-Präsident Holger Scholze (50) wurde Ende Juli von "Sächsische.de" gefragt, warum das Ehrenratsverfahren so lange dauert: "Fakt ist: Das Verhalten dieses Zuschauers ist zu verurteilen. Es wird definitiv nichts unter den Teppich gekehrt. Inzwischen haben wir den Antrag fertiggestellt", sagte er damals.

Einen Tag, nachdem Leistner im Zweitliga-Doppelpass zu diesem Thema noch einmal Stellung genommen hatte, fragte TAG24 beim Verein nach. Ist dieses Verfahren inzwischen eingeleitet worden?

Die Antwort: "Bitte haben Sie Verständnis, dass Ihnen der Ehrenrat der SGD zu Ihren Fragen aufgrund der vereinsinternen Bearbeitung keine konkreteren Antworten geben kann", ließ Andreas Göckeritz (60) vom Ehrenrat mitteilen.

Dynamo sucht verzweifelt Lichtblicke: Jetzt müssen die Bubis ran!
Dynamo Dresden Dynamo sucht verzweifelt Lichtblicke: Jetzt müssen die Bubis ran!

Eine befriedigende Aussage? Nein! Sie lässt Spielraum für Interpretationen. Hat der Ehrenrat überhaupt Interesse an einer Bestrafung des Dynamo-"Anhängers", wenn über einen so langen Zeitraum nichts passiert?

"Grundsätzlich beobachten Gremien und Mitglieder des Vereins etwaige Satzungsverstöße genau, um somit auch ihren Aufgaben nachzukommen. In diesem Zusammenhang werden von Mitgliedern angezeigte Satzungsverstöße stets mit größter Sorgfalt durch den Ehrenrat geprüft und bewertet", so Göckeritz weiter. Wenn dem so ist, wurde der "Fall Leistner" als gering eingestuft.

Titelfoto: imago images/Jan Hübner

Mehr zum Thema Dynamo Dresden: