Dynamo-Kater beim Public Viewing: Wenn im Regen keine Dämme brechen

Dresden - Als die Dynamo-Fans am Samstag gegen 15 Uhr im strömenden Regen zur Jungen Garde pilgerten, schien keiner so recht an den Aufstieg im ersten Matchball zu glauben. Doch das änderte sich wie das Wetter - bis ein Eigentor die Stimmung vermieste. TAG24 war für Euch vor Ort.

Im strömenden Regen kamen die SGD-Anhänger am Samstag in die Junge Garde.  © TAG24/Florian Mentele

Der gemeine SGD-Anhänger ist in den vergangenen drei Jahren vorsichtig geworden. Der Pokalfinalist aus Bielefeld habe ja auch eine "richtsch starke Truppe" und "gegen Mannheim wird's bestimmt klappen", war schon in der Schlange beim Einlass vorm Amphitheater zu vernehmen.

Dort vergruben sich die Ankömmlinge in ihren Regencapes und Kapuzen jedweder Art, um nicht bereits vor dem ersten Blick auf den Bildschirm pitschnass dazusitzen. Die großen Sprechchöre blieben zunächst aus.

Es spricht für die Verbundenheit der Stadt mit dem Verein, dass sich auch mit offenen Himmelspforten nicht nur hartgesottene Fanatiker in den Großen Garten bewegten. Eine junge Frau erklärte auf Nachfrage von Stadionsprecher Peter Hauskeller, dass sie erst einmal im Rudolf-Harbig war - VIP-Bereich natürlich.

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Dafür offenbarte ein älterer Dynamo stolz, dass er schon 1973 dem schwarz-gelben Virus verfallen sei - dank Hans-Jürgen Kreische.

Und ein kleiner Junge gab die wohl perfekte Antwort auf die Frage, wer denn sein Lieblingsspieler sei: So was habe er nicht, denn man gewinnt ja als Team - bravo! Na gut, dann eben doch Niklas Hauptmann, weil Hauskeller nicht lockerließ.

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In der ersten Halbzeit litt die Stimmung in der Jungen Garde unter dem Wetter.  © TAG24/Florian Mentele
Nach dem Führungstreffer von Jakob Lemmer herrschte im Großen Garten Stadionatmosphäre.  © TAG24/Florian Mentele
In den Schlussminuten bangten alle Dynamos mit ihrem Team.  © TAG24/Florian Mentele

Dynamo-Anhänger lassen es in der 2. Halbzeit krachen

Große Ernüchterung mit Abpfiff: Die gebrauchten Regencapes blieben als Sinnbild zurück, während die enttäuschten Dynamo-Fans immer noch als Dirttligist den Heimweg antraten.  © TAG24/Florian Mentele

Fehlende Leidenschaft soll den Dresdnern hier aber keineswegs vorgeworfen werden.

Als "Der 12. Mann" ertönte, blieb kein Regentropfen in der triefenden Garde mehr an seinem Fleck. Und pünktlich zum Anpfiff richteten sich alle Blicke gebannt auf die große TV-Wand. Es roch neben verdunstetem Wasser, vor allem nach größtmöglicher Anspannung.

Jedem schien die Bedeutung des möglichen Aufstiegs bewusst, enttäuschen lassen wollte sich beim ersten Matchball aber irgendwie keiner.

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Erst als der Magenta-Kommentator das Meppen-Spiel erwähnte, raunte es kurz durch die Reihen. Auch der DFB bekam bei der dritten Gelben Karte von Schiri Ittrich in den ersten 25 Minuten gegen die Sportgemeinschaft wenig überraschend sein Fett weg.

Doch siehe da, zur Halbzeit schloss Petrus seine Schleusen - und erwärmte damit die Dynamo-Herzen. Es könnte heute tatsächlich klappen, wieso also nicht ein bisschen feiern?

Auf einmal hallten die gewohnten Rufe durchs Rund, sogar mit Wechselgesang. Stadionatmosphäre kam auf und offenbar sogar in Bielefeld an, denn mitten in die Stimmungs-Hochphase ließ Jakob Lemmer die Fans komplett ausrasten. Übrigens vollkommen friedlich, wie Hauskeller am Ende nochmals lobte. Nur ein, zwei bengalische Feuer haben es durch die Kontrolle geschafft.

Als bereits alles nach einer großen Aufstiegsparty aussah, sorgte Kubatta doch noch für große Ernüchterung. "Immer dieselbe Scheiße", schrie es kurz am rechten Bierstand auf, aber insgesamt schluckte die Menge den späten Nackenschlag tapfer runter.

Der SGD-Fan ist eben leidgeprüft - und inzwischen wohl Realist. Hauptsache rauf, egal wann, egal wie.

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