Dynamo Dresden: Lehrer Capretti und das Kopfproblem

Dresden - Fans sind Menschen. Jene Gattung Lebewesen regt sich nicht auf, wenn es läuft. Sie begehren aber auf, wenn die Dinge in die verkehrte Richtung unterwegs sind. Das ist bei Dynamo Dresden derzeit der Fall.
Ein Symbolbild: Christoph Daferner (24) hockt verzweifelt am Boden und greift sich mit der rechten Hand an den Kopf. Auch dem mit zwölf Treffern besten Dynamo-Stürmer fehlt derzeit das grenzenlose Selbstvertrauen.
Ein Symbolbild: Christoph Daferner (24) hockt verzweifelt am Boden und greift sich mit der rechten Hand an den Kopf. Auch dem mit zwölf Treffern besten Dynamo-Stürmer fehlt derzeit das grenzenlose Selbstvertrauen.  © imago/Dennis Hetzschold

Der beinahe schon kollektive Wutanfall des K-Blocks nach dem 0:0 gegen Holstein Kiel ist noch präsent.

Doch auch mittlerweile selten gewordene Leserbriefe kommen bei TAG24 an. Tenor: Kritik an allen und (fast) jedem.

Logisch, wer 13 Spiele in Folge nicht gewinnt, dabei lediglich acht Tore schießt, über den wird nicht der Kübel der Hochachtung ausgeschüttet. Sachliche Kritik ist berechtigt, damit müssen die Profis - wie jeder andere auch - leben.

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Einige fordern nun die sofortige Ablösung von Guerino Capretti (40), der erst seit dem 2. März im Amt ist.

"Konkret scheint der neue Trainer absolut überfordert zu sein - ein System ist nicht erkennbar. Umso mehr wäre es vielleicht ein entscheidendes Signal, die letzten vier oder drei Spiele (plus die Relegation...wenn es wirklich sein muss) mit einem erfahrenen Trainer anzugehen. Mit Herrn Capretti wird das definitiv nichts - da lege ich mich fest", schrieb Leser Sebastian Müller.

Sieht der Verein anders. Denn Capretti ist jetzt gefragt wie kein anderer. Wenn er jetzt von allen Seiten infrage gestellt wird, könnte sich das kontraproduktiv auf die Mannschaft auswirken.

Dynamo Dresden fehlt erkennbar das Selbstvertrauen

Dynamo-Trainer Guerino Capretti (40) zeigt es an: Die Leistungen seiner Spieler sind zum großen Teil Kopfsache.
Dynamo-Trainer Guerino Capretti (40) zeigt es an: Die Leistungen seiner Spieler sind zum großen Teil Kopfsache.  © Lutz Hentschel

Stichwort Alibi. Hat er kein Selbstvertrauen mehr, kann er das auch nicht seinen Mannen einimpfen. Und genau dieses fehlt an allen Ecken und Enden - auch da war die Partie gegen Kiel das beste Beispiel.

Morris Schröter (26) hätte den Ball in der Hinrunde noch ins Netz gedroschen. Jetzt zögerte er kurz vor Schluss sechs Meter vorm Tor so lange, bis die Möglichkeit dahin war. Kopfsache!

"Man hat unseren offensiven Aktionen angemerkt, dass wir nicht gerade vor Selbstbewusstsein strotzen. Die Jungs wollen alles richtig machen und verkrampfen dabei", sagte Capretti direkt nach dem Spiel.

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Der 40-Jährige muss jetzt den Pädagogen geben. Sportlich, taktisch ist eh nicht mehr viel zu machen.

"Was ich tun kann: Ihnen ihre Stärken bewusst machen. Alle Spieler haben Qualitäten, doch es fällt ihnen gerade schwer, diese auf den Punkt genau abzurufen. Vieles spielt sich im Kopf ab, und meine Aufgabe ist es unter anderem, den Kopf wieder freizumachen und mit positiven Gedanken füllen. Dass wir es schaffen können, auch mal ein Spiel zu gewinnen."

Klingt nach Durchhalteparole, sollte aber keine sein, denn: Er ist Lehrer!

Titelfoto: Lutz Hentschel

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