So formte Dynamo-Cheftrainer Stamm sein Team zum Aufsteiger
Dresden - Der bunte Fischerhut, er wird das Markenzeichen von Thomas Stamm (42) werden. Wie der Dynamo-Trainer bei den Feierlichkeiten nach dem Aufstieg in Mannheim mit der Mütze auf dem Kopf aus dem Sattel ging, war beispiellos und herrlich anzuschauen. Der 42-Jährige hat sein Ziel erreicht, da fiel alle Anspannung der letzten zehn Monate ab. Er war die beste Neuverpflichtung der Saison.

Zwei Anekdoten aus dem Jahr 2024 sind in Erinnerung geblieben, eine aus dem April und eine aus dem Juli. Sie charakterisieren ihn trefflich. Bei der ersten war er noch nicht Trainer der SG Dynamo, sondern der "U23" in Freiburg.
Er war mit dieser längst abgestiegen, trotzte Dresden dennoch beim 1:1 zwei wichtige Punkte ab. Er analysierte die Partie in Ruhe, zeigte sich nicht frustriert und wiegelte auch die Frage eines Dresdner Kollegen ab, wie er denn Dynamo wieder flott machen würde für den Rest der Saison.
Sein Anstand verbat ihm, darauf einzugehen. Er sagte nur "Ruhe bewahren und weiter arbeiten". Der zweite "Fall" war der Livepodcast Schwarz-Gelb auf der Gräfin Cosel am 30. Juli. Nun war er Trainer der SG Dynamo, legte eine holprige Vorbereitung hin und stand kurz vor dem 1. Spieltag in Köln.
Er sprach mit trockenem Humor, erklärte die vielschichtigen Probleme der Vorbereitung, versprach nichts, analysierte die Liga punktgenau und ließ sich in Sachen Aufstieg nur zu einem Satz hinreißen: "Ich bin nicht nach Dresden gekommen, um in der 3. Liga zu bleiben."

Dynamo Dresden krönt Saison mit Aufstieg ins Fußball-Unterhaus

Diese Ruhe, diese Klarheit, seine Akribie, sein Anstand - all dies trug Dynamo über die Saison. Stamm hob nach dem tollen Saisonstart mit zwei Siegen und dem Erfolg im DFB-Pokal gegen Düsseldorf nicht ab, er ließ sich nicht schrecken nach der Durststrecke im Oktober.
Er arbeitete mit seinem Team, mit seinen Jungs. Er funktionierte quasi wie ein Schweizer Uhrwerk. Und Stamm schaffte etwas, was seinen Vorgängern nicht gelang: Er nahm alle mit, das Umfeld und die Fans, weil er sich nahbar zeigte.
Und sportlich machte er aus der bittersten Niederlage der Saison einen Sieg. Das 2:3 nach Verlängerung im DFB-Pokal gegen Darmstadt drehte er so, dass alle daraus Kraft zogen. Ab jenem Moment wussten alle, das kann was werden. Ab da ging es vorwärts.

Andere wären ob der knappen Niederlage in Mitleid zerflossen. Für ihn war das der große Startpunkt der Reise, die mit dem bunten Fischerhut endete.
Titelfoto: Lutz Hentschel