Brendel spricht über Dynamos Transfersommer: "Das war es nicht zwangsläufig für uns"

Dresden - Noch einer, noch zwei oder gar drei? Viele schauten am gestrigen Montag gespannt auf den Transferticker, doch bei Dynamo Dresden blieb es ruhig. Im Interview mit TAG24 erklärt Sportgeschäftsführer Thomas Brendel (48), warum.

Seit Juni ist Thomas Brendel (48) bei der SGD im Amt. Nicht alle Transfers liefen über ihn, doch er sieht Dynamo auch ohne weitere Neue gut aufgestellt.
Seit Juni ist Thomas Brendel (48) bei der SGD im Amt. Nicht alle Transfers liefen über ihn, doch er sieht Dynamo auch ohne weitere Neue gut aufgestellt.  © Lutz Hentschel

TAG24: Herr Brendel, warum war es bei Dynamo am Montag so still in Sachen Neuzugängen?

Brendel: "Wir sprechen hier in Bezug auf die Kaderplanung eine gemeinsame Sprache. Von allem, was wir tun, müssen wir vollends überzeugt sein. Wenn wir mit Spielern sprechen, müssen die Qualität, die Perspektive, der Charakter und die Wirtschaftlichkeit zu uns passen. Es macht schlussendlich keinen Sinn, Spieler zu verpflichten, die diese Kriterien nicht erfüllen. Die Mannschaft ist intakt, hat eine sehr gute Stimmung und einen sehr guten Charakter. Klar haben wir nach Spielern Ausschau gehalten, die uns besser machen. Wir brechen aber nichts über das Knie, weil die Erwartungshaltung in Dresden etwas größer ist und jeder Neuzugänge erwartet."

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TAG24: Es wurde also bewusst so entschieden?

Brendel: "Ich habe auch von 'verpassten Chancen' gelesen, dass wir uns verzockt hätten und der 'Plan B' gefehlt hätte. Nicht nur die Jungs auf dem Rasen sind Profis, auch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Vereins. Wir beschäftigen uns mit ganz viel, die Faktoren müssen aber stimmen. So haben wir auch die Spieler in den vergangenen Wochen ausgewählt. Wenn gewisse Faktoren einfach nicht passen, dann werden wir auch keinen Spieler verpflichten. Wir handeln nur aus Überzeugung. Die Homogenität im Kader ist entscheidend. Ulm und Münster sind in der vergangenen Saison nicht aufgestiegen, weil sie die größte Qualität im Kader hatten. Das war ein eingeschworener Haufen. Wir wollen die Ruhe der letzten Wochen auch beibehalten."

Transfermarkt: Bei Dynamo Dresden ist noch nicht zwangsläufig Schluss

Halten die Augen offen: Kaderplaner Paul Wagner (25) und Thomas Brendel (v.l.).
Halten die Augen offen: Kaderplaner Paul Wagner (25) und Thomas Brendel (v.l.).  © Lutz Hentschel

TAG24: Es ist also möglich, dass in den nächsten Tagen oder Wochen noch ein vertragsloser Spieler kommt?

Brendel: "Nur weil das Transferfenster für gebundene Spieler geschlossen ist, war es das ja jetzt nicht zwangsläufig für uns. Wir werden das weiter beobachten. Es gibt auch Spieler, die ihre Verträge vergangene Woche aufgelöst haben. Ausgeschlossen ist nichts. Es gibt nichts Schlimmeres, als kurz vor Montagabend, 23.59 Uhr, noch in Panik zu verfallen. Ich habe gute Auftritte von der Mannschaft in den vergangenen Wochen gesehen. Daher können wir Entscheidungen mit Ruhe und Überzeugung treffen. Es geht um gute Entscheidungen im Sinne des Mannschaftsgefüges."

TAG24: Auf welchen Positionen wäre denn noch Bedarf? Im Sturm wurde es mit den zwei Sperren zuletzt eng …

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Brendel: "Das können wir auf die komplette Mannschaft runterbrechen. Wenn zwei Torhüter fehlen, wird es auch eng. Wir haben uns im Angriff mit Spielern beschäftigt, auch intensiver. Wir sind aber mit allen vier Angreifern gut aufgestellt, da ist es nicht notwendig, einen fünften dazuzuholen. Die absolute Notwendigkeit war nicht gegeben, um sofort handeln zu müssen. Wir haben jetzt 23 Feldspieler, 24 hatten wir anvisiert. Wir sind also nicht so weit weg, wollen aber gleichzeitig auch unsere jungen Spieler fördern."

TAG24: Boyamba, Ceka, Nollenberger - es wurden einige Namen gehandelt. War denn an denen auch was dran?

Brendel: "Namen kommentieren wir natürlich nicht. Man hat aber immer drei Parteien. Wenn einer nicht mitspielt, dann kommen gewisse Dinge nicht zustande. Manchmal entscheiden wir uns dagegen, manchmal die anderen Parteien. Spieler werden zudem nicht nur grundsätzlich uns angeboten."

Thomas Brendel schließt weitere Abgänge bei Dynamo Dresden nicht aus

David Kubatta (20) und Philip Heise (33, v.l.) sind zwei der zwölf Neuen, die Thomas Brendel (r.) holte.
David Kubatta (20) und Philip Heise (33, v.l.) sind zwei der zwölf Neuen, die Thomas Brendel (r.) holte.  © Lutz Hentschel

TAG24: Zwölf Spieler sind in dieser Saison neu dazugekommen, plus zwei Leih-Enden. Wie zufrieden sind Sie mit den getätigten Transfers? Wie groß ist Ihr Anteil daran?

Brendel: "Was vor mir war, konnte ich nicht beeinflussen. Alles, was dann ab Juni kam, da war ich involviert. Aber natürlich nicht allein, ich habe mit dem Trainer und unserem Kaderplaner zusammen Wünsche bearbeitet. Es ging um die gewisse Achse und um Perspektiven im Kader. Wir verpflichten keine Spieler, die nicht mit dem Trainer abgesprochen sind. Gleiches gilt für Abgänge."

TAG24: War es eine Umstellung für Sie, jetzt Spieler für einen ambitionierten Drittligisten zu überzeugen?

Brendel: "Dynamo ist ein großartiger Verein, noch dazu mit der Infrastruktur. Trotzdem musst du Spieler, die auch bei anderen guten Vereinen sind, von der Linie und dem gemeinsamen Weg überzeugen. Du hast jetzt auch mit Spielern zu tun, die mir vielleicht vorher in der Regionalliga nicht angeboten wurden. Aber Dynamo ist ein Verein, für den sich auch der ein oder andere Zweitliga-Spieler interessiert. Und wir haben viel zu bieten."

TAG24: Tom Zimmerschied hat das Team verlassen. Gibt es weitere Streichkandidaten?

Brendel: "Wenn wir mit Spielern nicht mehr planen, besprechen wir das nur mit ihnen. Ausgeschlossen ist nie etwas. Es können genauso Spieler auf uns zukommen, auch wenn der deutsche Markt jetzt zu ist. Wenn einer plötzlich seine Karriere beenden will, müssten wir uns damit auch auseinandersetzen."

Titelfoto: Lutz Hentschel

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