Dynamos Blinden-Radio ist ganz großes Kino!

Dresden - Die beiden vom Blindenradio - Thomas Großmann und André Escher - sind längst Kult bei den Fans. Eigentlich sind sie zu dritt. Sylvio Rost ist mit dabei, wenn einer aus dem Duo einmal ausfallen sollte. Seit dem Heimspiel gegen Köln sind sie nicht nur über die stadioneigene UKW-Frequenz 94,6 zu hören, sondern auch über die SGD-Homepage. Also auch am Samstag gegen Erzgebirge Aue.

Schon schwarz-gelber Kult: Thomas Großmann (l.) und André Escher vom Blindenradio der SGD.
Schon schwarz-gelber Kult: Thomas Großmann (l.) und André Escher vom Blindenradio der SGD.  © SG Dynamo Dresden

Das Trio befindet sich gerade in der 13. Saison. 2013, Großmann ist damals im Nebenjob Behindertenbeauftragter des Vereins, bekommt er den Auftrag, "du musst jetzt ein Blindenradio auf die Beine stellen".

Gewusst hatte er davon nicht viel. Er hat sich in die Spur gemacht, sich erkundigt, die DFL um Rat gefragt und dann mit einem alten Gerät, das von den Spielen der Frauen-WM noch da war, angefangen.

"Ich habe mir dann 'Eschi' ins Boot geholt, der hatte Ahnung von Fußball. Seither machen wir das", lacht Großmann. Bis zu 1500 Leute hören ihnen mittlerweile zu, zehn blinde Menschen lauschen ihnen pro Heimspiel live vor Ort. "Aber auch sehende Zuschauer, die im Stadion sind und das Spiel eigentlich live sehen. Das ist cool."

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Ihre Bekanntheit bei Dynamo Dresden haben die beiden durch Videos erhöht. "Eigentlich habe ich uns nur gefilmt für private Übungszwecke", so der Berufskraftfahrer: "Doch dann sagte ein Kumpel, stelle doch mal solche Videos in die sozialen Netzwerke und dann sind die User-Zahlen nach oben gegangen", freut er sich.

Mit Unterstützung der Dynamo-Familie: Thomas Großmann hat den Krebs besiegt

Die Dynamo-Familie hat Thomas Großmann vom Blindenradio während einer schweren Zeit unterstützt.
Die Dynamo-Familie hat Thomas Großmann vom Blindenradio während einer schweren Zeit unterstützt.  © Lutz Hentschel

Kult sind die beiden - oder besser das Trio - geworden, weil das alles locker-flockig, fröhlich, sächselnd, mit viel Humor und leidenschaftlich herüberkommt. Und dabei ist das harte Arbeit.

"Im Gegensatz zur klassischen Radio-Reportage müssen wir viel genauer beschreiben, was auf und neben dem Fußballfeld passiert. Einer schaut genau das Spiel, der andere, was drumherum passiert. Werden zum Beispiel Choreografien gezeigt, beschreiben wir diese haargenau. Das sind wichtige Infos für die Blinden. Nach den 90 Minuten ist die Stimme dann weg", schmunzelt Großmann und hebt noch einmal den Finger: "Wir haben keinen Monitor, also auch keine Zeitlupe. Wir kommentieren, wie es jeder im Stadion sieht."

Am Anfang, sagt der 41-Jährige, habe er noch Berührungsängste gehabt. "Mittlerweile sind wir alle eine kleine Familie, der eine ist für den anderen da."

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Und sie waren eben auch für ihn da. 2018 erkrankte Großmann an Lymphdrüsenkrebs, er hat die Krankheit besiegt, hat gekämpft, die sechs Monate Chemo überstanden. "Ich war damals zweimal im Stadion. Einmal hing für mich ein Spruchband im K-Block. Das hat mich berührt", sagt er. "Die Dynamofamilie steht hinter dir." "Kämpfen Thomas" stand darauf.

"Seither bin ich viel sensibler bei solchen Themen, bei meiner eigenen Gesundheit, aber auch im Umgang mit Menschen, die Beeinträchtigungen haben. Das hilft." Und das hört man. Die unbeschwerte Art, wie er mit seinen beiden Mitstreitern das Blinden- und mittlerweile auch Fanradio aufzieht, gibt jenen Menschen vor allem eins: Mut!

Titelfoto: SG Dynamo Dresden

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