Herzensverein Dynamo! Heiko Scholz im TAG24-Interview: "Viel gelacht und viel geweint"

Dresden - Heute vor zwei Jahren kam er zurück. Am 3. Dezember 2019 beerbte Heiko Scholz (55) als Interimstrainer Cristian Fiel (41), wurde später Co-Trainer unter Markus Kauczinski (51) und ist es jetzt unter Alexander Schmidt (53). Er geht ins neunte Jahr bei seinem Herzensverein Dynamo Dresden.

Heiko Scholz (55, r.) am 3. August 1991 gegen die Lauterer Friedhelm Funkel (67) und Stefan Kuntz (59). Es war das erste Bundesligaspiel für Dynamo.
Heiko Scholz (55, r.) am 3. August 1991 gegen die Lauterer Friedhelm Funkel (67) und Stefan Kuntz (59). Es war das erste Bundesligaspiel für Dynamo.  © imago images/Kicker/Liedel

Vier als Nachwuchsspieler, zwei als Profi und nun nimmt er das dritte Jahr im Trainerteam in Angriff. Mit TAG24 hat er darüber gesprochen.

TAG24: Heiko, Herzensverein Dynamo. Warum ist das bei Ihnen so?

Scholz: "Das liegt in der Kindheit begründet. Jeder Knirps im Bezirk Dresden wollte zu DDR-Zeiten einmal für Dynamo im ausverkauften Stadion spielen. Das war von Beginn an mein Verein. Ich habe es später als Profi geschafft und nun bin ich im Trainerteam. Schön so."

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TAG24: Und das mittlerweile zwei Jahre. Das waren schnelllebige 24 Monate...

Scholz: "Oh, ja. Das kann man nicht anders sagen. Corona, Abstieg, Corona, Aufstieg, jetzt wieder Corona. Es waren viele schöne Momente dabei, aber auch traurige. Wir haben viel gelacht und viel geweint. Langweilig war es nie."

Dynamos Co-Trainer Heiko Scholz: "Die Fans fehlen uns total"

Schönster Moment im Jahr 2021: Der Aufstieg am 16. Mai. Hier bekommt Heiko Scholz (44) (2.v.r.) eine Bierdusche von seinen Spielern.
Schönster Moment im Jahr 2021: Der Aufstieg am 16. Mai. Hier bekommt Heiko Scholz (44) (2.v.r.) eine Bierdusche von seinen Spielern.  © Lutz Hentschel

TAG24: Sie sprechen Corona gerade selbst an. Die Quarantäne vor dem Re-Start 2020, immer wieder Ausfälle durch positiv getestete Spieler, auch aktuell wieder. Mal vor Zuschauern, mal ohne. Macht Fußball so überhaupt noch Spaß?

Scholz: "Ich sag's mal so: Wir können froh sein, dass wir immer noch unseren Job ausüben dürfen. Das ist nicht selbstverständlich, dass wir so eine große Rolle in der Gesellschaft haben. Wir haben da in allem sicher auch eine Vorbildfunktion. Vor Fans ist aber trotzdem schöner."

TAG24: Sie sagen es: 56.000 waren es auf Schalke Ende Oktober, 0 sind es am Sonntag gegen Karlsruhe. Wie anders muss man sich das für die Spieler vorstellen?

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Scholz: "Das ist schon etwas anderes. Die Gegner kommen mit Angst und Respekt nach Dresden, wenn sie wissen, da sind 30.000 Fans, die Rabatz machen. Diesmal sind wir im Nachteil, die Fans fehlen uns total. Nächste Woche in Aue sind wir im Vorteil, weil das unter normalen Voraussetzungen auch ein extremer Hexenkessel wäre. Ohne Zuschauer ist es von der Atmosphäre her im Grunde wie ein Testspiel, bei dem es um Punkte geht. Das geht nur über die Einstellung."

Dynamo Dresdens Heiko Scholz über den Aufstieg ohne Zuschauer: "Eine geile Truppe"

Dynamos Co-Trainer Heiko Scholz (55): Immer engagiert, immer bester Laune. Er gehört zu Dynamo wie der Schaum aufs Bier.
Dynamos Co-Trainer Heiko Scholz (55): Immer engagiert, immer bester Laune. Er gehört zu Dynamo wie der Schaum aufs Bier.  © Lutz Hentschel

TAG24: Im Vorjahr ist Dynamo ohne Fans aufgestiegen.

Scholz: "Weil das eine geile Truppe ist. Sie wurde von uns immer gut eingestellt und hat geliefert. Das ist jetzt auch wieder so, auch wenn wir in einer Ergebniskrise stecken. Wir spielen ordentlich, bekommen von den Gegnern Lob. Aber dafür gibt es keine Punkte. Mir wäre mal so ein richtiger dreckiger Sieg deutlich lieber. Wir brauchen bis Weihnachten noch paar Zähler, um das Fest ruhig feiern zu können."

TAG24: Als Sie kamen, trainierten Sie noch im Großen Garten, jetzt im Trainingszentrum. War das dieser Qualitätssprung, den Dynamo noch gebraucht hat?

Scholz: "Ganz wichtiges Detail. Wir haben jetzt in Dresden alles, was man braucht, um erfolgreich Fußball zu spielen. Das Trainingszentrum ist 1A. Früher war es unter den alten Bedingungen schwer, Spieler nach Dresden zu locken. Jetzt ist es zumindest einfacher. Nun wünsche ich mir nur, dass wir die Klasse halten, uns drei, vier Jahre etablieren und dann die nächsten Schritte angehen können."

Titelfoto: Lutz Hentschel

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