Wehlend bleibt nur bis Dezember bei Dynamo: Vereinsstruktur als Beweggrund?
Dresden - Kontinuität ist im Fußball ein hohes Gut, das es leider viel zu selten gibt. Ein Fakt, den man auch bei Dynamo dieser Tage wieder einmal zu spüren bekommt. Denn am gestrigen Donnerstag gab der Klub den Abschied von Jürgen Wehlend (56) zum Ende des Jahres bekannt.

Der kaufmännische Geschäftsführer wird seinen zum 31. Dezember auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Diese Entscheidung habe Wehlend aus "grundsätzlichen Erwägungen" getroffen, hieß es in einer Vereinsmitteilung.
Welche das sind, hätte TAG24 gern von ihm erfahren, doch der 56-Jährige war am gestrigen Donnerstag nicht zu erreichen.
Es bleiben also nur Spekulationen.
Hinter vorgehaltener Hand heißt es aber, dass der Geschäftsführer dem Aufsichtsrat selbst zuvorgekommen sei. In Dynamos Kontrollgremium soll es zumindest keine breite Zustimmung für Wehlends Kurs gegeben haben. Auch angebliche Alleingänge wurden moniert.
Wehlends Beweggrund Nummer eins dürfte vor allem die Vereinsstruktur und die damit einhergehenden weitreichenden – auch wirtschaftlichen – Beschlüsse sein, die die Mitglieder bei den Jahreshauptversammlungen treffen können.
Dafür spricht auch Wehlends Aussage, seinen Vertrag "in der aktuellen Konstellation nicht zu verlängern".

Nicht nur Wehlend ist mit der Vereinsstruktur nicht zu 100 Prozent zufrieden

"Es gibt eine Vereinsführung, und die Mitgliederversammlung ist das höchste Organ", erklärte Wehlend Mitte Januar bei einer Veranstaltung des Vereins in Radeberg.
Knapp 25.000 Mitglieder hat Dynamo aktuell, bei der letzten Versammlung im November 2022 wurde von rund 500 über diverse Anträge entschieden.
Wehlend: "Man muss Vergangenes loslassen und gemeinsam dahinkommen, dass man unternehmerische Strukturen schafft. Der Verein muss in seinen Strukturen und dem Handel unternehmerischer werden."
Dabei gehe es aber nicht um eine traditionell bei Schwarz-Gelb befürchtete Ausgliederung der Profi-Abteilung, "es geht um das Handeln innerhalb des Vereins. Wenn wir nicht bereit sind, neue Wege zu gehen, wird es extrem schwierig".
Auch Präsident Holger Scholze (51) sprang Wehlend damals bei: "Wir sind in vielen Entscheidungsprozessen zu behäbig und müssen unsere Vereinsstrukturen modernisieren oder gar anpassen."
Titelfoto: Bildmontage: Robert Michael/Deutsche Presse-Agentur GmbH/dpa & Picture Point/Roger Petzsche