Dynamo-Paukenschlag: Jürgen Wehlend wird Verein verlassen

Dresden - Paukenschlag bei Dynamo Dresden! SGD-Geschäftsführer Jürgen Wehlend (56) wird seinen bis 31. Dezember 2023 laufenden Vertrag nicht verlängern.

Jürgen Wehlend (56) wird nur noch in diesem Jahr als kaufmännischer Geschäftsführer für Dynamo Dresden tätig sein.
Jürgen Wehlend (56) wird nur noch in diesem Jahr als kaufmännischer Geschäftsführer für Dynamo Dresden tätig sein.  © Lutz Hentschel

Das teilte der 56-Jährige dem Aufsichtsrat mit, wie der Verein am Donnerstag bekannt gab.

"Mit großem Bedauern hat der Aufsichtsrat der SGD die Entscheidung von Jürgen Wehlend aufgenommen, Dynamo Dresden nach Ablauf seines bis Ende 2023 laufenden Vertrages als Geschäftsführer zu verlassen und sich neuen beruflichen Aufgaben zu widmen", so Jens Heinig, SGD-Aufsichtsratsvorsitzender.

Wehlend erklärt dazu: "Diese persönliche Entscheidung dem Aufsichtsrat bereits Anfang des Jahres mitzuteilen, halte ich für wichtig, damit er diese Tatsache in Überlegungen zur künftigen Organisation innerhalb der Geschäftsführung und der SGD als Ganzes frühzeitig einfließen lassen kann."

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Über seine Gründe sagt er: "Ich habe meine Entscheidung nicht aus gesundheitlichen, sondern aus grundsätzlichen Erwägungen getroffen. Deshalb habe ich mich entschieden, meinen Vertrag als kaufmännischer Geschäftsführer in der aktuellen Konstellation nicht zu verlängern."

Dynamo Dresden: Jürgen Wehlend fand im Umfeld nie den Rückhalt, den es gebraucht hätte

Jürgen Wehlend (56) macht Schluss bei Dynamo.
Jürgen Wehlend (56) macht Schluss bei Dynamo.  © Lutz Hentschel

Im Januar 2021 hatte Wehlend den Job übernommen, nachdem sich der Klub im September 2020 von Geschäftsführer Michael Born (55) getrennt hatte.

Als gebürtiger Dresdner war Wehlend angetreten, den Verein mit der nötigen Nähe zur Stadt in ruhigem Fahrwasser zu führen.

Doch schnell zeichnete sich ab, dass sich das schwierig gestaltet. In der Fanszene genoss Wehlend nie wirklich Rückhalt, im Gegenteil. Viele seiner Taten wurden hart kritisiert. Dabei überstand er mit dem Klub die wirtschaftlich schwierige Corona-Zeit, gilt als genauer, akribischer Arbeiter.

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Bei einigen Entscheidungen hatte er nicht das glücklichste Händchen. Der Entschluss zur Installation des neuen Vereinssprechers Ronny Zimmermann (31) führte zum Zerwürfnis mit dem langjährigen Sprecher Henry Buschmann (39), den Wehlend schließlich beurlaubte. Nach nur einem Jahr trennten sich Dynamo und Zimmermann wieder.

Schwerer wiegen für die Fans aber die Vorfälle seit Oktober letzten Jahres. Rund um die Randale beim Auswärtsspiel in Bayreuth kritisierte Wehlend nicht nur öffentlich die gewalttätigen Anhänger, sondern den Ehrenrat, die wiederum den kaufmännischen Geschäftsführer ins Visier nahmen. Zwischen beiden Parteien wurde in einer Angelegenheit sogar über Anwälte kommuniziert.

Wehlend hatte auf einer Pressekonferenz das Gremium öffentlich aufgrund schleppender Vereinsauschluss-Verfahren nach den Randalen kritisiert. Der Ehrenrat forderte den Geschäftsführer daraufhin auf, die angeblichen Unwahrheiten öffentlich richtigzustellen, Wehlend ließ diese Frist wortlos verstreichen.

Zuletzt zofften sich Wehlend und Becker mit dem Ehrenrat

Gehen demnächst getrennte Wege: Jürgen Wehlend (56, l.) und Geschäftsführer Sport Ralf Becker (52, r.).
Gehen demnächst getrennte Wege: Jürgen Wehlend (56, l.) und Geschäftsführer Sport Ralf Becker (52, r.).  © Lutz Hentschel

Zuvor gab es mehrfach Zoff um die Bekleidung, in diesem Streit war Wehlend aber gar nicht der Entscheidungsträger. Zunächst war Dynamo im Sommer 2021 in komplett blauer Kleidung im Trainingslager aufgeschlagen, zudem fanden sich im Fanshop zahlreiche Artikel, bei denen das Logo in der jeweiligen Farbe des Kleidungsstückes gefärbt war.

In der Vereinssatzung ist verankert, dass die Vereinsfarben schwarz-gelb sind, jedoch gibt es keine Grundlage in den Statuten, dass gewisse Kleidungsstücke diesen Farben entsprechen müssen.

Wehlend kritisiert die Vereinsstruktur, sagte auf der Pressekonferenz nach den Bayreuth-Vorkommnissen: "Wir müssen uns endlich damit auseinandersetzen, dass die Strukturen nicht mehr zeitgemäß sind und den Anforderungen eines Profiklubs wie Dynamo Dresden nicht genügen. Das müssen wir einfach mal konstatieren."

Dabei geht es ihm vor allem um eine Reform der Strukturen, die ein professionelles Arbeiten möglich macht. Eine Ausgliederung in eine GmbH soll dabei kein Thema sein.

Im Juli 2022 war der Schock in der Fanszsene dann groß, als Dynamo zunächst den Schriftzug "Dresden" für eine Werbefläche für Brandible vom Rücken des Shirts schmiss. Rund einen Monat später später lenkte der Klub ein und fand eine Lösung, mit der sowohl der Schriftzug als auch der des Sponsors auf dem Trikot Platz fanden.

Gesundheitlich hatte Wehlend eine schwere Zeit während seiner Tätigkeit. Im März 2022 erlitt der 56-Jährige einen schweren Herzinfarkt, kehrte aber schon nach kurzer Zeit ins Amt zurück.

Das sei aber kein Grund für seine Entscheidung, betonte er in der Mitteilung des Vereins: "In der zweimonatigen Winterpause hatte ich den notwendigen Abstand zum Tagesgeschäft und Zeit, über viele Dinge und meine Arbeit als Geschäftsführer von Dynamo Dresden nachzudenken. Gesundheitlich geht es mir wieder sehr gut. Die umfangreichen medizinischen Untersuchungen Ende 2022 haben dies zu 100 Prozent bestätigt. Deshalb muss sich also niemand Sorgen machen."

Wehlends Ankündigung fällt mitten in eine Phase, in der der Verein ohnehin diskutieren möchte, wie er sich in Zukunft aufstellt. Zuletzt gab es Überlegungen, womöglich einen dritten Geschäftsführer zu installieren, dabei wird über eine Rückkehr von Vereins-Ikone Ralf Minge (62) diskutiert.

Originalfassung vom 9. Februar, 9.58 Uhr, aktualisiert am 10. Februar 11.35 Uhr.

Titelfoto: Lutz Hentschel

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