Frustrierender Bundesliga-Heimauftakt für die Lilien: Ausreden Fehlanzeige

Darmstadt - Die Ernüchterung bei den Profis des SV Darmstadt 98 war nach dem 1:4 (1:3) gegen den 1. FC Union Berlin groß. Der Aufsteiger musste beim ersten Saison-Heimauftritt in der Bundesliga am Samstag bitteres "Lehrgeld" zahlen, wie Trainer Torsten Lieberknecht (50) enttäuscht feststellte.

Am Ende war das Duell mit einem Champions-League-Teilnehmer eine Nummer zu groß für die Lilien.
Am Ende war das Duell mit einem Champions-League-Teilnehmer eine Nummer zu groß für die Lilien.  © Thomas Frey/dpa

"Der Killer in der ganzen Partie waren die Standards", monierte der 50-Jährige. "Da brauchst du kein Fußballlehrer zu sein. Da waren mehr als 17.000 Leute, die haben das auch gesehen."

Seine Schützlinge suchten gar nicht lange nach Ausreden. "Ich habe keine Ahnung, wie lange wir Standards trainiert haben. Drei Standard-Tore, noch ein Pfosten-Kopfball: das war auf jeden Fall schlecht und eine Frechheit von uns allen", schimpfte Torschütze Marvin Mehlem (25) über das mangelhafte Defensivverhalten der Darmstädter.

Auch Torwart Marcel Schuhen (30) fand klare Worte: "Wenn man 1:4 verliert kann jetzt nicht irgendwer aus der Kabine laufen und sagen, ich habe ein gutes Spiel gemacht."

Bleibt Lieberknecht trotz Abstieg? Lilien-Verantwortliche mit klarer Ansage
SV Darmstadt 98 Bleibt Lieberknecht trotz Abstieg? Lilien-Verantwortliche mit klarer Ansage

Zumal die Hessen nach einer frühen Gelb-Roten Karte für den Berliner Brenden Aaronson (22) 70 Minuten lang mit einem Mann mehr spielten. "Speziell in Überzahl darf man keine Standardgegentore bekommen", sagte Schuhen.

Obwohl die Lilien punktlos auf den vorletzten Tabellenplatz abrutschten, könne auch Positives aus dem Spiel mitgenommen werden, betonte der Torwart. "Wir hatten trotzdem gute Phasen, gute Situationen, haben auch ein super Tor geschossen – das erste Bundesliga-Tor!"

Mit Bayer 04 Leverkusen wartet direkt der nächste Brocken auf die Lilien

Darmstadts Coach, Torsten Lieberknecht (50), hatte die Faxen schnell dicke.
Darmstadts Coach, Torsten Lieberknecht (50), hatte die Faxen schnell dicke.  © Thomas Frey/dpa

Dennoch waren die Hausherren dem abgezockten Champions-League-Teilnehmer nicht gewachsen. Fabian Holland (33) zeigte sich davon nicht übermäßig überrascht. "Wir wussten von vorneherein, dass wir etwas öfter als letztes Jahr als Verlierer vom Platz gehen", sagte der Kapitän.

Der Trainer ist nun als Psychologe gefordert. "Wir müssen einfach noch mehr daran glauben, dass wir in dieser Liga eine Berechtigung haben. Da geht es um Motivation, um Führung meinerseits. Ich muss mit meinen Jungs positiv bleiben und sie auf das nächste Spiel vorbereiten und dann schauen wir mal. Irgendwann werden wir auch belohnt", sagte Lieberknecht.

Am kommenden Samstag wartet mit Bayer Leverkusen allerdings eine ähnliche Herkulesaufgabe wie gegen die Berliner, die schlichtweg eine Nummer zu groß für den Neuling waren.

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"Wir sprechen auf der anderen Seite von einem Spieler wie Robin Gosens (29), der zwei Tore macht. Wir wissen, was das für ein Spieler ist, wo er herkommt und warum er geholt wurde", sagte Lieberknecht über den im Sommer enorm verstärkten Union-Kader. "Bei uns reden wir dann über einen Clemens Riedel (20), den wir aus der U19 sukzessive weiter aufbauen."

Für die Lilien geht es jetzt darum, nicht den Glauben an die eigenen Fähigkeiten zu verlieren. "Wir dürfen nicht in ein totales Zerwürfnis verfallen", mahnte Lieberknecht und kündigte an: "Wir müssen bei uns bleiben und weiterhin der Mannschaft den Rücken stärken."

Titelfoto: Montage: Thomas Frey/dpa

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