Dubiose Geschäfte in Brasilien: Welche Rolle spielen Dietmar Hopp und die TSG Hoffenheim?
Hoffenheim - Dietmar Hopp (81) ist für viele Fußballfans längst ein Feindbild. Jetzt soll der Mäzen der TSG 1899 Hoffenheim in dubiose Geschäfte mit einem unterklassigen Klub aus Brasilien verstrickt sein.

In den Augen vieler Fans steht Hopp für die Überkommerzialisierung im Fußball. Für sie ist er der Milliardär, der mit dem von ihm finanzierten Dorfverein einem weiteren Traditionsklub den Platz in der Bundesliga wegnahm.
Der Konflikt zwischen der Fanszene und Hopp eskalierte Ende Februar 2020 bei der Partie der TSG gegen den FC Bayern München, als die Profis aufgrund der Hopp-Anfeindungen protestierten und minutenlang nur noch den Ball hin und her schoben.
Abseits der Ultras gewann Hoffenheim seit dem Hopp-Einstieg aber auch Sympathien. Nach dem Bundesliga-Aufstieg 2008 begeisterte die TSG mit frischem Offensivfußball und überraschte in der ersten Saison mit der Herbstmeisterschaft.
Gerne verpflichtete Hoffenheim stark aufspielende Südamerikaner, sodass schnell das Image der "Kraichgau-Brasilianer" geboren war.
Einer der ersten war Carlos Eduardo (33), der 2007 für sieben Millionen Euro zum damaligen Zweitligisten Hoffenheim wechselte. Später trug unter anderem Roberto Firmino (29) das TSG-Trikot, der inzwischen beim FC Liverpool sein Geld verdient.
TSG-Mäzen Dietmar Hopp und seine Beziehung zu Roger Wittmann

Beide Spieler wurden von Roger Wittmann (61) beraten, dem Geschäftsführer von Rogon-Sportmanagement. TSG-Mäzen Hopp ist mit Wittmann befreundet und pflegt zu ihm eine Geschäftsbeziehung, die Fragen aufwirft.
So berichtete der Kicker vor Kurzem über eine enge Beziehung zwischen dem brasilianischen Verein Barra Futebol Clube und der Rogon-Berateragentur. Dabei wurde beleuchtet, dass der Barra-Präsident Benjamin Pereira gleichzeitig als Scout für Wittmann arbeitet.
Kurios wird es beim Blick auf die junge Geschichte des brasilianischen Vereins, der erst 2013 gegründet wurde. Seitdem kickt Barra nämlich nur in den unteren Regionalmeisterschaften B und C, hatte aber dennoch Spieler unter Vertrag, die durchaus höherklassig einzuschätzen sind.
Wie Yann Rolim (26), den die Brasilianer 2013 verpflichteten und sage und schreibe sechsmal verliehen. Der offensive Mittelfeldspieler spielte unter anderem für den Karlsruher SC und Dänemarks Aalborg BK.
Hinter dem Wahnsinn des Barra FC steckt System

Ähnlich ging man mit dem 2016 bei einem Flugzeugabsturz verstorbenen Matheus Biteco (†20) um, der immer wieder zum brasilianischen Serie-A-Klub Grêmio Porto Alegre verliehen wurde, ehe man ihn zu Chapecoense schickte.
Der Barra-Wahnsinn, Spieler immer wieder zu verleihen und mit ihrer Entwicklung Geld zu verdienen, hat System. Ein System, das an das 2015 von der FIFA verbotene TPO (Third-Party-Ownership) erinnert. Demnach kaufte sich beispielsweise eine Spieleragentur Anteile eines Profis und verdiente an dessen späteren Erfolg mit.
Neben den engen Beziehungen zwischen Wittmann und Barra führt die Spur nach Kicker-Recherchen zu Hopp. So teilt sich die Wittmann-Firma Rawi Investimentos Ltda. ein Büro mit dem Unternehmen Braho, das inzwischen Gesellschafter beim Barra FC ist.
Brisant: Wie 11Freunde berichtete, gehört die Braho zu den Firmen DH-Holding GmbH und der ILC Besitz GmbH & Co. KG., deren Geschäftsführer Oliver Hopp (49) ist, der Sohn von Dietmar Hopp.
So kommt der Verdacht auf, dass die TSG über ihren Mäzen Hopp und dessen Freund Wittmann mit dem Barra FC kooperiert und damit letztendlich von den dubiosen Geschäften profitieren könnte. Endgültig bewiesen, ist es aber nicht.
Titelfoto: Uwe Anspach/dpa-Pool/dpa