"Ekelhaft" und "unmenschlich": Preisverleihung bei Handball-EM sorgt für Wirbel

Köln - Es sollte eigentlich ein schöner Moment für Mathias Gidsel (24) sein: Der dänische Handball-Nationalspieler wurde im Anschluss an das Finale der Handball-EM als bester Torschütze des Turniers ausgezeichnet. Doch der Zeitpunkt der Übergabe sorgte bei ihm für großen Frust.

Versteinerter Blick und Tränen in den Augen: Mathias Gidsel (24, M.) konnte sich über seine Auszeichnung zum besten Torschützen des Turniers kaum freuen.
Versteinerter Blick und Tränen in den Augen: Mathias Gidsel (24, M.) konnte sich über seine Auszeichnung zum besten Torschützen des Turniers kaum freuen.  © imago/PanoramiC

Das Finale war erst fünf Minuten vorbei, die siegreichen Franzosen liefen jubelnd über die Platte.

Für die Dänen hingegen war gerade ein Traum geplatzt: Nach drei WM-Titeln in Folge sollte endlich der erste Triumph bei einer Europameisterschaft seit 2012 her, doch Frankreich bezwang die Skandinavier in einem hoch spannenden Spiel denkbar knapp in der Verlängerung.

Genau in diesem Moment sollte dann allerdings Rückraumspieler Gidsel ins Rampenlicht zurückkehren - er bekam für seine 54 Treffer während der EM den (geteilten) Preis für den besten Torschützen des Turniers verliehen.

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Professionell absolvierte der 24-Jährige das Programm, posierte für die Kameras. Sein versteinerter Blick und die Tränen in seinen Augen ließen aber erahnen, wie es in ihm aussah.

"Es ist großartig, aber natürlich hätte ich lieber die Goldmedaille gewonnen", sagte Gidsel in der ARD noch diplomatisch - doch gegenüber dem heimischen TV-Sender TV2 ließ der Däne seinen Gefühlen freien Lauf!

Handball-EM: Mikkel Hansen tröstet am Boden zerstörten Teamkollegen

Mathias Gidsel geht nach seiner Ehrung mit hängendem Kopf vom Feld.
Mathias Gidsel geht nach seiner Ehrung mit hängendem Kopf vom Feld.  © KIRILL KUDRYAVTSEV/AFP

"Ich fand es hart und ekelhaft, dass ich fünf Minuten nach der Enttäuschung reingehen musste, um den Titel des Torschützenkönigs entgegenzunehmen", schimpfte der Handball-Profi der Füchse Berlin über den Moment, der für ihn eigentlich ein besonderer hätte werden sollen.

"Es war fast unmenschlich, dass man sich nicht erholen konnte, bevor man vor 20.000 Menschen und Millionen von Fernsehzuschauern auftrat!"

Erst Teamkollege Mikkel Hansen (36), der aus der Erfahrung von 266 Länderspielen und sowohl Finalerfolgen als auch -niederlagen sprechen kann, konnte Gidsel trösten.

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"Es war hart für einen jungen Mann, und ich denke, Mikkel konnte das auch sehen", erklärte der 24-Jährige.

Hansen ging nach der Verleihung zu seinem Mannschaftskameraden, legte den Arm um ihn und sprach tröstende Worte. "Es tat weh, und ich glaube, dass er deshalb seine Hand auf mich gelegt und gesagt hat: 'Am Ende ist es nur Sport, und die Welt geht weiter', und das gilt auch für mich", erzählte Gidsel.

Und auf die Chance, die bittere Finalniederlage auszumerzen, muss der Däne gar nicht lange warten - schon Ende Juli startet das olympische Handballturnier, bei dem sowohl Dänemark als auch Frankreich dabei sind.

Titelfoto: KIRILL KUDRYAVTSEV/AFP

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