DHB-Coach überrascht mit kurioser Auszeit-Ansprache: "Spielt, was ihr wollt"

Kattowitz - Für das DHB-Team läuft es wie geschmiert! Deutschlands Handballer befinden sich im WM-Flow und überrollen ihre Gegner teilweise, wie bei der Machtdemonstration gegen Argentinien am Donnerstagabend. Da kann sogar der sonst so strenge Bundestrainer Alfred Gislason (63) mal die Füße hochlegen und die Leine etwas länger lassen.

Für den beeindruckenden Erfolg gegen Argentinien gab es sogar Szenenapplaus von Alfred Gislason (63, vorn).
Für den beeindruckenden Erfolg gegen Argentinien gab es sogar Szenenapplaus von Alfred Gislason (63, vorn).  © Jan Woitas/dpa

Mit dem furiosen 39:19-Triumph gegen die Südamerikaner stieß die Gislason-Truppe das Tor zum Viertelfinale weit auf. Einige der schwarz-rot goldenen Fans dürften nach dem Gala-Auftritt wohl schon vom Titel träumen.

Zur Pause führte das DHB-Team mit 13 Treffern, obwohl Argentinien Coach Guillermo Milano (49) den rasanten Spielfluss bereits in der ersten Viertelstunde mit zwei Auszeiten drosseln wollte.

Der Versuch misslang, die Ansprache des 49-jährigen Übungsleiters verlief im Sande. Stattdessen überraschte auf der anderen Seite vor allem die Vorgabe des deutschen Bundestrainers.

"Spielt, was ihr wollt", gab der Isländer seinen Mannen so trocken wie lapidar mit auf den Weg. Eine gut geölte Maschine bedarf eben keiner großen Veränderung.

Der ungewohnte Laissez-faire-Stil des eigentlich akribischen und eher knurrigen Arbeiters an der Seitenlinie verwunderte sogar ARD-Experte Dominik Klein (39).

"Das habe ich auch noch nie von ihm gehört. Musstest du heute nichts sagen?", fragte der Weltmeister von 2007 den DHB-Coach im Interview nach Abpfiff und konnte sich das Lachen dabei kaum verkneifen.

Alfred Gislason konnte dem DHB-Team freien Lauf lassen

Nach Abpfiff war der Blick von Alfred Gislason (63) schon wieder auf das nächste Spiel gerichtet.
Nach Abpfiff war der Blick von Alfred Gislason (63) schon wieder auf das nächste Spiel gerichtet.  © Jan Woitas/dpa

Der Ex-Nationalspieler kennt aus seinen acht Jahren unter Gislason beim THW Kiel wahrscheinlich auch eine andere Gangart, doch gegen Argentinien war die nicht vonnöten.

"Du kennst das auch, dass die Spieler bei mir schon mitreden können. Ich versuche, die Köpfe von allen zu aktivieren, auch wenn das nach außen manchmal nicht so aussieht", erwiderte der 63-Jährige.

Und schob nach: "Wir haben mehrere Taktiken mit verschiedenen Varianten und wenn die Jungs so gute Entscheidungen treffen, dann muss ich ihnen auch freien Lauf lassen."

Einen Wermutstropfen fand der Bundestrainer dann aber doch: "Ich bin extrem zufrieden - außer dass wir mit zwei technischen Fehlern angefangen haben."

Vor dem WM-Kracher gegen die Niederlande am Samstag (20.30 Uhr) gibt es also trotzdem noch Stellschrauben, an denen Gislason zu drehen hat, weshalb er schnell wieder in den Warn-Modus umschaltete.

Denn mit einem weiteren Sieg wäre der Einzug in die K.-o.-Runde bereits perfekt. Im Falle einer Niederlage hätte das Team zum Abschluss der Hauptrunde gegen Norwegen (Montag, 20.30 Uhr) noch eine Chance, das Weiterkommen perfekt zu machen.

"Wir müssen extrem gut in der Abwehr stehen, weil sie meiner Meinung nach einen überragenden Angriff haben", lobte der Coach den kommenden Gegner und versprach: "Wir werden alles daran setzen, zu gewinnen."

Titelfoto: Jan Woitas/dpa

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