HCE-Pehlivan ist ein Multitalent: "Will zeigen, dass ich nicht nur Handballer bin"
Dresden - Wenn sich Doruk Pehlivan seinem Hobby widmet, dann ist er in einer anderen Welt. Der 26-Jährige arbeitet in seinem kleinen Atelier in der Wohnung - er zeichnet, modelliert, bastelt. "Das interessiert mich, seit ich Kind bin. Etwas mit den Händen zu machen, zu erschaffen, das macht Spaß", sagt der türkische Nationalspieler in Diensten des HC Elbflorenz.
Seine Eltern, die einst selbst mit großem Erfolg Handball spielten, führten ihn schon als siebenjährigen Jungen zum Sport und zur Kunst. "Mein Vater weckte mich 6.30 Uhr und dann sind wir laufen gegangen. Ich hatte dazu zwar keine Lust, aber es hat mir für meine Laufbahn sehr geholfen."
Das Credo seiner Eltern lautete: "Wenn du etwas machst, mache es gut." Das galt auch für die Freizeit.
Der Sport war immer die Nummer eins. Aber am Wochenende besuchte Doruk Kurse, beschäftigte sich mit Musik und Malerei, lernte künstlerisch viel. Als er zwölf war, kam das Gitarrenspielen dazu.
"Ich habe viele Porträts gemalt - mit Bleistift, Buntstiften, Farbe. Ich wollte Kunst studieren, habe mich aber schließlich für Innenarchitektur entschieden. Gut ein Jahr vor dem Bachelor-Abschluss habe ich dann aber als Handballer in Österreich unterschrieben. Wien war für mich als Kunststadt sehr schön. Ich wohnte in der Nähe von vielen Museen", erzählt Pehlivan.
Doruk Pehlivan nimmt sein Hobby sogar mit ins Trainingslager
Eine Saison später ging es zum polnischen Spitzenklub Kielce, mit dem er 2020 das Double aus Meisterschaft und Pokal gewann.
Im Sommer desselben Jahres wurde der 2,01 Meter große und 115 Kilo schwere Modellathlet an Bundesligist GWD Minden ausgeliehen. "In Kielce war es die Corona-Pandemie, aber besonders in Minden hatte ich nach meiner schweren Knieverletzung viel Zeit. Da hat mir mein Hobby geholfen, den Kopf freizubekommen."
Im Oktober 2023 unterschrieb der Rückraum-Riese beim HC Elbflorenz. Doruk ist von seiner Wohnung nicht nur in kürzester Zeit in der BallsportARENA, sondern hat es auch nicht weit in die Altstadt. "Ich war schon im Grünen Gewölbe, in den Alten und den Neuen Meistern. Ich finde alles sehr beeindruckend. Die Gebäude allein sind Kunstwerke."
Auf Busfahrten hat Pehlivan häufig ein kleines Skizzenbuch einstecken, um zu malen. In seinem kleinen Atelier taucht er aktuell vor allem in die Welt von Comics, Serien und Spielen ein. So werkelt er jetzt an einer Rüstung aus dem Spiel "Elden Ring" mit Brust- und Armschutz, Helm und Speer.
Die HCE-Handballer haben am Anfang über Doruks Hobby gestaunt. Und geschmunzelt wurde, als er den Brustpanzer für kleine Arbeiten mit ins Trainingslager nach Bischofsgrün nahm.
"Produktiv zu sein, ist schön. Ich mache alles nur für mich, nichts auf Bestellung oder so. Aber wenn die Rüstung gut wird und alles passt, werde ich etwas posten und vielleicht bei einem Contest mitmachen. Ich will ja zeigen, dass ich nicht nur Handballer bin."
Titelfoto: Bildmontage: Matthias Rietschel (3)