Olympische Spiele als Kostenfalle? Wirtschaftsforscher sehen Sportevent skeptisch

Von Christof Rührmair

München - Befürworter einer Olympiabewerbung argumentieren oft mit positiven Effekten auf die Wirtschaft. Doch stimmt das? Wirtschaftsforscher sehen eher kein großes wirtschaftliches Potenzial in einer Ausrichtung des Sportevents.

Aus wirtschaftlicher Sicht hat eine Olympiaausrichtung laut Forschern wenig Potenzial.
Aus wirtschaftlicher Sicht hat eine Olympiaausrichtung laut Forschern wenig Potenzial.  © Michael Kappeler/dpa

Das geht aus den Antworten von Ifo, IWH, RWI und DIW auf einen Fragenkatalog der dpa hervor. Vielmehr überwiegt bei den vier renommierten Instituten, die auch an der regelmäßigen Gemeinschaftsdiagnose zur wirtschaftlichen Entwicklung beteiligt sind, Skepsis.

Aktuell gibt es in Berlin, München, Hamburg und der Metropolregion Rhein-Ruhr Überlegungen, sich für Sommerspiele zu bewerben.

Einen kräftigen wirtschaftlichen Schub sollte man sich davon allerdings wohl nicht erwarten. So heißt es unter anderem vom Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin über Olympische Spiele: "Die gesamtwirtschaftlichen Effekte sind meist begrenzt und oft überschätzt." Zudem seien sie selten nachhaltig.

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Auch dazu, ob sich die Kosten für die öffentliche Hand lohnen und insbesondere dazu, ob es eine Chance gebe, dass jetzt verbreitete Kostenschätzungen eingehalten werden, sind die Forscher eher kritisch.

"In den meisten Fällen überwiegen die Kosten die zusätzlichen Einnahmen", heißt es vom IWH. Und Klaus Wohlrabe vom Münchner Ifo erklärt: "Realistisch ist, dass Olympia auch heute deutlich teurer wird, als ursprünglich veranschlagt."

Olympia-Bewerbung hat aber "durchaus Potenzial für Schwung"

Blick vom Fernsehturm aus auf das Olympische Dorf in München. Das Wohngebiet ist etwa 40 Hektar groß und wurde für die Olympischen Sommerspiele 1972 zur Unterbringung von Sportlern und Journalisten gebaut.
Blick vom Fernsehturm aus auf das Olympische Dorf in München. Das Wohngebiet ist etwa 40 Hektar groß und wurde für die Olympischen Sommerspiele 1972 zur Unterbringung von Sportlern und Journalisten gebaut.  © Soeren Stache/dpa

Zum einen würden Schätzungen im Vorfeld oft niedriger angesetzt, um die politische und öffentliche Unterstützung nicht zu gefährden. Und generell sei es schwierig, Kosten für eine Veranstaltung weit in der Zukunft anzugeben.

Zudem halten einige Forscher auch negative Auswirkungen, wie vorübergehend steigende Preise oder eine Verknappung von Wohnraum und anziehende Mieten für möglich.

Gänzlich negativ bewerten die Forscher Olympische Spiele aber auch aus der wirtschaftlichen Perspektive nicht. So sieht man beispielsweise beim RWI Essen "durchaus Potenzial für Schwung".

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Zusätzliche Investitionen in Infrastruktur könnten wachstumsfördernd sein, insbesondere, wenn zentrale Probleme behoben würden, die ohne Olympia nicht adressiert worden wären. Letztlich komme es auf die konkrete Umsetzung an.

Titelfoto: Michael Kappeler/dpa

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