Schneller als Usain Bolt: Kommen nächstes Jahr die Doping-Spiele?
USA - Jan Ullrich (49), Lance Armstrong (51), das gesamte russische Staatsdoping: Im Sport kommt es immer wieder zu Fällen, in denen Athleten wegen der Einnahme illegaler leistungssteigernder Mittel gesperrt und ihre Erfolge aberkannt werden. Ein australischer Unternehmer sieht das kritisch - und will deshalb seine eigenen Doping-Spiele veranstalten!

Mit einem Video, in dem ein Sprinter, der sein Gesicht nicht zeigt, behauptet, schneller als Usain Bolt (36) zu sein, kündigen sich die "Enhanced Games" [Deutsch: "verbesserte Spiele"] auf Twitter an.
"Ich bin der schnellste Mann der Welt, aber ihr habt noch nie von mir gehört. Ich habe Usain Bolts 100-Meter-Weltrekord gebrochen, aber ich kann mein Gesicht nicht zeigen", beginnt der Mann.
"Ich bin ein stolzer Enhanced Athlete [auf Deutsch etwa "verbesserter Athlet", Anm. d. Red.]. Die Olympischen Spiele hassen mich. Helft mir, mich zu zeigen. Helft mir, den Hass zu stoppen. Ich brauche eure Hilfe, damit die Welt die Wissenschaft annimmt."
Damit macht er klar: Er betreibt Doping - und der australische Unternehmer Aron D'Souza möchte ihm und anderen Dopern eine Plattform geben, das auch öffentlich auszuleben.
Denn bei den "Enhanced Games", die im kommenden Jahr erstmals stattfinden sollen, soll Doping nicht verboten, sondern unterstützt werden!
Enhanced Games: Doping-Alternative zu den Olympischen Spielen

Denn in einer leistungsoptimierten Gesellschaft hänge der Leistungssport hinterher, sagt D'Souza gegenüber dem Spiegel.
Sein Ansatz ist daher: Man soll den wissenschaftlichen Fortschritt auch im Leistungssport nutzen. Es solle ähnlich wie bei der Formel 1 ein Zusammenspiel zwischen Sportlern und Wissenschaft geben.
Deshalb wolle er ein Alternativprogramm zu Olympia schaffen, bei dem Athleten lediglich von einem Arzt bestätigen lassen müssen, welche Präparate sie zu sich nehmen.
Denn die Olympischen Spiele empfindet D'Souza als korrupt: Seiner Meinung nach propagieren sie ein Sauber-Image, während sie von Doping verseucht seien. Sein eigener Wettkampf solle daher fairer sein.
Das ist nicht ganz von der Hand zu weisen: In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Medaillen nachträglich wieder aberkannt, weil Dopingsünder erst im Nachhinein überführt worden waren.
Dennoch birgt sein Ansatz erhebliche Gefahren für die Sportler: Nur, weil sie von einem Arzt begleitet wird, ist die Einnahme leistungssteigernder Mittel nicht automatisch risikolos, wie etwa das Staatsdoping in der DDR zeigt.
Außerdem macht das legale Doping den Wettkampf nur scheinbar fairer: Weiterhin würde eine Kluft zwischen besserem und schlechterem Doping bestehen.
Die Erstausgabe der Enhanced Games soll im Dezember 2024 in den USA stattfinden. Ob der angebliche Wundersprinter dann tatsächlich, wie im Video angekündigt, Usain Bolts Weltrekord bricht?
Titelfoto: Bildmontage: Kay Nietfeld/epa/dpa, Gero Breloer/dpa