Köln-Trainer Baumgart über "gruselige" WM in Katar und ein Problem des Fußballs

Köln - Zuletzt hat sich Steffen Baumgart (49) ganz bewusst etwas zurückgenommen. Monatelang hatte man den neuen Trainer des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln auf allen Kanälen gesehen.

Steffen Baum (49) ist seit dieser Saison der Trainer des 1. FC Köln.  © Oliver Berg/dpa

Baumgart war Gast im "Sportstudio" oder auch im "Kölner Treff", er wurde Champions-League-Experte bei "Amazon Prime" und gewann beim "Fußballspruch des Jahres".

Der 49-Jährige bekam sogar einen eigenen Bierdeckel, ein Ballermann-Sänger schrieb einen "Baumgart-Marsch" und seine Schiebermütze wurde zu einem dauerhaft ausverkauften Hit im Fanshop. Die FC-Fans forderten: "Baumgart wird Kanzler".

"Es muss sich nicht alles auf eine Person fixieren", sagt Baumgart nun im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur: "Deshalb habe ich das eine oder andere Interview zuletzt nicht geführt."

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Die Spieler hätten ihm aber den Hype in der Öffentlichkeit nicht geneidet. "Ich glaube, dass sie ganz froh sind, dass die Fokussierung auf anderen Personen liegt und nicht auf ihnen", sagt Baumgart und lächelt.

Nach seiner Ankunft aus Paderborn im Sommer hat der 49-Jährige das Umfeld des 1. FC Köln quasi wiederbelebt und aus einer zaudernden und ängstlichen Mannschaft eine geformt, die aktiven und mitreißenden Fußball spielt.

"Ich finde aber, das war in Paderborn auch schon so", sagt er selbstbewusst und durchaus zurecht: "Paderborn war plötzlich auch in aller Munde."

Überhaupt ist eines schnell klar: Dieser Steffen Baumgart ruht in sich. Zum Heißsporn wird er immer dann, wenn ein Ball in der Nähe ist. Dann steht er wie ein Wrestler mit hochrotem Kopf an der Seitenlinie.

Ein Spiel, das steht nun auf Bierdeckeln in ganz Köln, sei eben erst zu Ende, "wenn ich aufhöre zu brüllen." Vor jedem Spiel, nicht nur vor Derbys wie am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach (15.30 Uhr/Sky), habe er "ein gesundes Lampenfieber", sagt Baumgart: "Wenn ich irgendwann mal gelangweilt in ein Spiel gehe, höre ich auf." Übrigens: Beim Derby des 1. FC Köln dürfen 50.000 Fans ins Stadion.

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Baumgart findet Fußball-WM in Katar gruselig

Für viele Späße zu haben, aber beim Fußball wird Steffen Baumgart spätestens an der Seitenlinie sehr ernst.  © Oliver Berg/dpa

Eine WM in Katar finde er "gruselig", die Nations League könne man abschaffen: "Die interessiert nämlich keinen toten Sheriff."

Grundsätzlich "entscheiden zu viele Leute über den Fußball, die keinen Kontakt zur Basis haben. Fußball wird für den kleinen Mann und die kleine Frau gemacht, für jedermann und nicht für die großen Firmen. Das sollten wir uns nicht wegnehmen lassen."

Und die Politiker? Für die sei der Fußball "ein sehr gutes Ablenkungsmanöver für nicht immer sehr gute Arbeit".

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Baumgart beschäftigt sich mit alldem. Doch es lenkt ihn nicht ab von seiner eigentlichen Arbeit.

Genauso wenig wie es die vielen öffentlichen Termine in den ersten Saisonwochen getan haben.

Im Kern geht es ihm um das Spiel, um den Ball, um gesunde Emotionen auf dem Feld.

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