Er war der Steve Jobs von Sachsen: Lausitzer erfand ersten Tischcomputer der Welt

Radibor/Dresden - Steve Jobs bei Apple oder Bill Gates mit Microsoft? Im Quiz würde jeder auf einen der beiden tippen, wenn es um die Vaterschaft für den PC geht. Doch weit gefehlt: Erfinder war ein Sachse! Nikolaus Joachim Lehmann. Am heutigen Montag würde er seinen 100. Geburtstag feiern.

Spitzentreffen der Computer-Cracks: Nikolaus Joachim Lehmann (M.) mit Computererfinder Konrad Zuse (l.) an der TU Dresden. Rechts Lehmanns Assistent Bernhard Göhler.
Spitzentreffen der Computer-Cracks: Nikolaus Joachim Lehmann (M.) mit Computererfinder Konrad Zuse (l.) an der TU Dresden. Rechts Lehmanns Assistent Bernhard Göhler.  © ZCOM-Stiftung, ZCOM Zuse-Computer-Museum

"Er wurde am 15. März 1921 in Camina bei Radibor (Landkreis Bautzen) geboren, starb 1998 in Dresden. Sein sorbischer Name lautet Mikławš Joachim Wićaz", erklärt Marcel Braumann (58) von der Domowina. Am heutigen Montag, an seinem Hundertsten, erinnert der Bautzner Sorbenverband an den Tüftler.

Das Zuse-Computer-Museum in Hoyerswerda präsentierte Sonntag die Online-Veranstaltung "N.J. Lehmann 100 - Anekdoten und Bilder zum 100. Geburtstag des ostdeutschen Computerpioniers".

Der Ort ist kein Zufall: Der Berliner Konrad Zuse (1910-1995) baute 1941 den ersten Computer der Welt überhaupt. Er kannte und schätzte den Sachsen und erwies ihm unter anderem 1991 zu dessen 70. im Dresdner Ratskeller die Ehre.

Sind diese Flitzer die Fortbewegungsmittel der Zukunft?
Technik Sind diese Flitzer die Fortbewegungsmittel der Zukunft?

Der Dresdner Stadtführer Christoph Pötzsch (65) bezeichnet Lehmann als den bedeutendsten Informatiker der DDR.

Der erste PC der Welt hieß D4a, sein Nachfolger - hier im Museum Hoyerswerda - C8205.
Der erste PC der Welt hieß D4a, sein Nachfolger - hier im Museum Hoyerswerda - C8205.  © ZCOM Zuse-Computer-Museum

Nikolaus Joachim Lehmann soll mehr ins Gedächtnis der Öffentlichkeit

Konrad Zuse gilt weltweit als "Vater des Computers", hier ein Foto von 1982 in Nürnberg.
Konrad Zuse gilt weltweit als "Vater des Computers", hier ein Foto von 1982 in Nürnberg.  © dpa/Karl Staedele

"Er entwickelte in den frühen 60er-Jahren das Modell eines Tischcomputers in Zigarrenkistengröße, das nach seinem Plan auf jedem Schreibtisch eines Ingenieurs stehen sollte. Wenn man sich das vorstellt, welche Vision! Die DDR-Behörden haben diesen ,haarsträubenden Unsinn‘ gestoppt", so Pötzsch.

Gebaut wurden ganze zwei Stück. Seit 1956 war Lehmann Direktor des Instituts für Maschinelle Rechentechnik an der TH Dresden, kämpfte dort für die Anerkennung des Computers als Zukunftstechnik.

Montag ab 15 Uhr gibt Stadtführer Pötzsch darüber bei "MDR 1 - Radio Sachsen" Auskunft. Auch sonst soll Lehmann wieder mehr ins Gedächtnis der Öffentlichkeit. Das haben sich die Bautzner Sorben vorgenommen.

Horst Zuse zeigt den Nachbau des weltweit ersten Computers Z3, den einst sein Vater Konrad erfunden hat.
Horst Zuse zeigt den Nachbau des weltweit ersten Computers Z3, den einst sein Vater Konrad erfunden hat.  © imago images/Mauersberger
Der Dresdner Stadtführer Christoph Pötzsch (65).
Der Dresdner Stadtführer Christoph Pötzsch (65).  © Steffen Füssel

Sobald es wieder möglich ist, gibt es ein Gedenken an seinem Grab in Striesen.

Titelfoto: ZCOM Zuse-Computer-Museum

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