Hier punktet nicht nur der Nostalgie-Faktor: Stößt dieses Game Pokémon vom Thron?
Leipzig - Was ist besser: Digimon oder Pokémon? Bei dieser altbekannten Frage hatte zumindest in der Kategorie "Gaming" bisher eindeutig letzteres Franchise die Nase vorn. Doch mit "Digimon Story Time Stranger" will Bandai Namco nun ein konkurrenzfähiges Digimon-Spiel liefern. TAG24 hat's mehrere Tage lang getestet.

In dem RPG dreht sich alles um den drohenden Weltuntergang. Wie, warum und von wem wurde er verursacht? Und vor allem natürlich: Wie lässt er sich verhindern?
Um das Rätsel zu lösen, wird der Spieler acht Jahre in die Vergangenheit katapultiert. Dabei muss man nicht nur gegen Anomalien - sogenannte Digimon - kämpfen, sondern sie auch als Partner gewinnen. Hierfür reist man zwischen der Erde und der digitalen Welt Iliad hin und her.
In dem Spiel gibt es 450 verschiedene Digimon, sodass Fans aller Generationen bekannte Gesichter erwarten können. Spätestens bei der ersten Begegnung mit Agumon und Co. dürfte also auch der letzte Skeptiker von einer Nostalgie-Welle erfasst worden sein.
Das rundenbasierte Kampfsystem à la Pokémon ist kinderleicht zu meistern, wobei man mehrere kleine Teampartner zur Verfügung hat und diese je nach Typus clever einsetzen kann. Selbst das Digitieren lässt sich durch einen Klick durchführen und falls gewünscht sogar wieder rückgängig machen. Und dieser Vorgang ist jedes Mal aufs Neue einfach nur cool.
Je mehr wilden Digimon man auf seiner Reise durch die Welten begegnet, desto ausgeprägter wird natürlich auch die Sammel-Laune des Spielers: Schafft man es, jedes einzelne Exemplar - und vielleicht sogar sein persönliches Lieblings-Digimon aus der Kindheit - für sein Team zu gewinnen?

Digimon Story Time Stranger: So viel Spaß hat Digimon schon lange nicht mehr gemacht!

Bei "Digimon Story Time Stranger" kommt es ganz auf die Erwartungshaltung des jeweiligen Spielers an: Hofft man auf ein Open World Game mit brillierender Grafik, dürfte man schnell enttäuscht zurückbleiben.
Ganz nach dem Vorbild des Looks der "Persona"-Spiele muss man sich auf teilweise leblos wirkende Gesichtsanimationen einstellen, dazu kommen farblose und meist stumme NPCs. Allzu viel Interaktion mit der Umwelt ist also nicht möglich.
Die Spielwelt - besonders die Welt der Digimon - ist nett anzusehen, ist aber natürlich nicht sonderlich realistisch und wird deshalb wohl niemanden vom Hocker hauen.
Die wahre Stärke des Games liegt viel mehr in der Story: In bester Anime-Manier kämpft man an der Seite gutartiger Digimon gegen die Bösen. Das ist ein simples und nicht gerade revolutionäres Konzept, funktioniert aber nach wie vor perfekt. Innerhalb kürzester Zeit wird man in den Sog der Geschehnisse hineingezogen und will so schnell auch nicht mehr aussteigen.
"Digimon Story Time Stranger" zeigt also: Es braucht nicht immer komplizierte Systeme und vermeintlich krasse Innovationen, um ein richtig gutes Spiel zu liefern, bei dem wohl jede Altersgruppe auf ihre Kosten kommt.
Titelfoto: Bandai Namco