Brutale Abrechnung im Live-TV: Politiker vor laufenden Kameras erschossen

Prayagraj (Indien) - Schockierende Szenen im indischen Fernsehen. Attentäter, die sich als Journalisten ausgaben, haben vor laufenden Kameras den bekannten Politiker Atiq Ahmad (†60) und dessen Bruder Ashraf (†49) erschossen. Der Politiker war kein unbeschriebenes Blatt, galt als Unterwelt-Größe und soll selbst mehrere Morde angeordnet haben.

Atiq Ahmad (†60, r.) und sein Bruder Ashraf (†49) waren umringt von Polizisten und Journalisten, als sie ermordet wurden.
Atiq Ahmad (†60, r.) und sein Bruder Ashraf (†49) waren umringt von Polizisten und Journalisten, als sie ermordet wurden.  © Twitter/Kasim Shaikh

Dieser Mord erschüttert Indien. Der bekannte muslimische Politiker und ehemalige Parlamentsabgeordnete Atiq Ahmad und sein Bruder Ashraf fielen in der Nacht zum gestrigen Samstag in der Stadt Prayagraj einem brutalen Anschlag zum Opfer. Die Ermordeten waren von Polizisten und Journalisten umringt, als die tödlichen Schüsse fielen.

Soeben beantworte Ahmad noch Fragen der Reporter, dann kamen die Attentäter. Einer trat an das Mordopfer heran, hielt ihm eine Pistole an den Kopf und drückte ab. Der Politiker sackte zusammen, war wohl auf der Stelle tot.

Sofort zückten zwei andere Männer ihre Pistolen, schossen auf Ahmads Bruder Ashraf, ballerten die Magazine leer.

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Die Situation war zunächst unübersichtlich - Panik und Entsetzen brach bei den Umstehenden aus. Dann ließen sich die drei Schützen widerstandslos festnehmen. Sie sitzen seitdem in Haft.

Als die Schüsse fielen, befanden sich die Ermordeten in Polizeigewahrsam, waren mit Handschellen gefesselt und von mehreren Beamten begleitet auf dem Weg ins Krankenhaus.

Videos der Bluttat verbreiteten sich rasend schnell in den sozialen Medien und wurden auch im Fernsehen ausgestrahlt.

Mordanschlag im Live-TV macht fassungslos

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Nach einem Bericht der Zeitung "India Today" gaben sich die Schützen als Journalisten aus, zeigten Presseausweise vor und hatten Fake-Kameras aus Plastik dabei.

Es soll sich um drei junge Männer handeln, die "sich einen Namen in der Welt des Verbrechens machen wollten", erklärte eine Polizeiquelle gegenüber der Zeitung. Sie sollen den Anschlag von langer Hand geplant haben. Über mögliche Hintermänner schweigen sie sich bislang aus.

Geschmacklos: Noch am selben Abend trafen sich Atiq Ahmads politische Gegner, feierten ausgelassen den Doppelmord und fackelten Feuerwerk ab.

Forensiker untersuchen den Tatort.
Forensiker untersuchen den Tatort.  © AFP/Sanjay Kanojia
Die Täter feuerten mehrere Schüsse auf den Politiker und seinen Bruder ab.
Die Täter feuerten mehrere Schüsse auf den Politiker und seinen Bruder ab.  © AFP/Sanjay Kanojia

Ließ Atiq Ahmad selbst einen politischen Konkurrenten ermorden?

Das Mordopfer galt als feste Größe in der Unterwelt, später "wechselte" er in die Politik.
Das Mordopfer galt als feste Größe in der Unterwelt, später "wechselte" er in die Politik.  © Facebook/Atiq Ahmad

Atiq Ahmad galt als Unterweltgröße, soll zahlreiche Morde in Auftrag gegeben haben und erschuf sich ein kriminelles Imperium. In mehr als 100 Fällen wurde gegen ihn ermittelt, berichtet die Zeitung "Times of India".

1989 sei Ahmad dann in die Politik "gewechselt" und war zwischenzeitlich Abgeordneter im indischen Parlament. Er vertrat die Interessen der muslimischen Minderheit.

Dem Vernehmen nach war Ahmad trotz seiner politischen Karriere weiterhin kriminell. Weil er 2005 die Ermordung eines politischen Widersachers angeordnet haben soll, wurde er vor Kurzem verhaftet. Ein Strafverfahren war abhängig. Auch sein Bruder soll in die Machenschaften verwickelt gewesen sein.

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Zwei Tage vor dem Anschlag wurde Ahmads Sohn bei einem Schusswechsel mit der Polizei erschossen - Asad Achmed soll einen Mord begangen haben und konnte zunächst wochenlang untertauchen.

Nach dem Doppelmord ist die Sorge groß, dass sich im bevölkerungsreichsten indischen Bundesstaat Uttar Pradesh die Situation weiter aufheizt. Der umstrittene Regierungschef Yogi Adityanath (50), ein Hindu-Priester, der aus seiner Verachtung für Muslime keinen Hehl macht, berief eine Krisensitzung ein. Rund 20 Prozent der 240 Millionen Einwohner im Bundesstaat sind Muslime.

Nun patrouillieren schwerbewaffnete Polizeikräfte auf den Straßen, in der Millionenstadt Prayagraj wurde das Internet abgestellt. Es werden Unruhen befürchtet.

Titelfoto: Montage: Twitter/Kasim Shaikh

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