Touristen-Invasion am Gardasee: 75.000 Menschen drängen in malerische Kleinstadt
Sirmione (Italien) - Andrang am Gardasee. Am Wochenende wurde der beschauliche Ort Sirmione von Touristen regelrecht überrannt - Zehntausende drängten sich durch die engen Straßen. Es kam zu chaotischen Szenen.

Drängeln, schubsen, Selfies machen. Bis zu 75.000 Touristen kamen am ersten Maiwochenende in den 8000-Einwohner Ort am Gardasee, wollten durch die pittoreske Altstadt schlendern und einen Blick auf das malerische Castello werfen. Unzählige ließen sich vor den römischen Grotten fotografieren.
Bilder, die in den sozialen Netzwerken verbreitet wurden, zeigen das Ausmaß der Touristenmassen. Dicht an dicht drängen sich die Menschen über die kleine Brücke, die zur historischen Altstadt führt - bis zu 40 Minuten mussten sie zuvor in einer Schlange warten. Autos versuchen durch die völlig überfüllten Straßen zu kommen, doch es sind zu viele Menschen. Derweil versuchen ältere Menschen einen Platz im Schatten zu ergattern. Auch zu Handgreiflichkeiten soll es offenbar gekommen sein.
Die Menschen von Sirmione sind nur noch sauer. "Was sich in den letzten Stunden ereignet hat, ist unglaublich: ein völlig außer Kontrolle geratener Verkehr, ein lahmgelegtes historisches Zentrum und Bewohner als Geiseln des Verkehrs", hieß es in einer Erklärung der Anwohnerinitiative Siamo Sirmione bei Facebook.
Die Anwohner fordern, dass die Politik endlich handelt und dem unkontrollierten Massentourismus endlich Herr wird. "Wenn der heutige Tag nicht in einer Tragödie endete, dann nur durch Glück, und mit Glück geben wir uns nicht mehr zufrieden."



Übertourismus: Sirmione ächzt unter der Touristenlast
Nach den Vorkommnissen vom Wochenende, sehen Lokalpolitiker Handlungsbedarf, berichtet RAI. Die Verwaltung der norditalienischen Kommune liebäugelt gar mit dem Verkauf von Eintrittskarten für die historische Altstadt - ähnlich wie in Venedig.
Diskutiert wird auch die Einführung eines Reservierungssystems, bei dem sich Touristen - zumindest an Schwerpunkttagen - vorab anmelden müssen. "Sirmione ist eine Perle, aber wir müssen sie schützen", betont der Sicherheitsbeauftragte Massimo Padovan.
Auch an andere Touri-Hotspots leiden unter den Folgen des Massentourismus. Auf der griechischen Insel Santorini verhängte der Stadtrat im vergangenen Sommer einen "Lockdown" für Einheimische. Zuvor strömten rund 17.000 Kreuzfahrtgäste auf die malerische Insel in der Ägäis.
Titelfoto: Montage: TikTok/lucaforte90