Mehr als 100 Tote: Kenianischer Sektenführer vor Gericht erschienen
Malindi (Kenia) - Nach dem Tod von mehr als hundert Menschen unter seinem Einfluss ist der kenianische Sektenführer Paul Nthenge Mackenzie vor Gericht erschienen.
Der selbst ernannte Pastor wurde von seiner Frau und seinem Kind zu dem Gerichtstermin in Mombasa begleitet. Er trug ein rosa Hemd und eine pink-schwarze Sportjacke.
Mackenzie, der seine Anhänger aufgerufen hatte, sich zu Tode zu hungern, um "Jesus zu begegnen", soll sich unter anderem wegen Terrorismus vor Gericht verantworten.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Vorsteher der sogenannten Internationalen Kirche der guten Nachricht überdies Mord, Entführung, Grausamkeiten gegen Kinder und weitere Vergehen vor, wie aus Gerichtsdokumenten hervorgeht, die die Nachrichtenagentur AFP einsehen konnte.
Die Anklage forderte, Mackenzies Untersuchungshaft um 90 Tage zu verlängern.
Mit dem Sektenführer erschienen 17 weitere Angeklagte vor Gericht. Ihnen wird zur Last gelegt, eine bewaffnete "Vollstrecker-Bande" betrieben zu haben. Diese soll dafür gesorgt haben, dass niemand sein Fasten bricht oder aus dem als Rückzugsort gewählten Shakahola-Wald flieht.
Bislang wurden in dem Wald nahe der Küstenstadt Malindi 109 Todesopfer des Sektenkultes gefunden. Zumeist handelte es sich um Kinder. Die meisten Opfer verhungerten, manche wurden aber auch erwürgt, erstickt oder erschlagen.
Sektenführer Mackenzie war wiederholt ins Visier der Behörden geraten
Im Zusammenhang mit den grausigen Verbrechen wurde auch der wohlhabende und bekannte TV-Prediger Ezekiel Odero festgenommen.
Obwohl ihm Taten wie Mord, Beihilfe zum Suizid, Entführung, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Geldwäsche vorgeworfen werden, kam er am Donnerstag gegen Zahlung einer Kaution von 1,5 Millionen Kenia-Schilling (rund 10.000 Euro) frei.
Er muss sich nun wöchentlich bei der Polizei melden und darf sich anderen gegenüber nicht über seinen Fall äußern.
Die Staatsanwaltschaft wirft Odero Verbindungen zu Mackenzie vor. Odero distanzierte sich in einer Erklärung deutlich von Mackenzie und versicherte, er stimme nicht mit dessen Lehren überein.
Wegen Mackenzies Machenschaften stehen auch die kenianischen Behörden unter Druck. Der als Extremist bekannte Sektenführer war wiederholt ins Visier der Behörden geraten, konnte seine Lehren aber weiter verbreiten.
In Kenia gibt es eine Vielzahl an religiösen Bewegungen, auch dubiose Kultgemeinschaften blieben bislang weitgehend unbehelligt. Nach dem Fund der Leichen im Shakahola-Wald kündigte Staatschef William Ruto an, dies zu ändern.
Titelfoto: -/AP/dpa