Spendengelder veruntreut: Grazer Amok-Opfer haben noch keinen Cent gesehen

Graz (Österreich) - Über Wochen und Monate hinweg haben Menschen Geld gespendet. Geld, welches eigentlich Familien von Opfern des Amoklaufes in Graz zugutekommen sollte. Doch diese Familien sahen keinen Cent von der gespendeten Summe. Der Grund: Der Spendenaufruf könnte ein Schwindel gewesen sein.

Tausende Menschen verkündeten ihre Anteilnahme und baten den Familien der Opfer ihre Hilfe an, nun soll jedoch eine Person diese Solidarität ausgenutzt haben.  © Georg Hochmuth/APA/dpa

Laut einem Bericht der "Kleinen Zeitung" wurde erst durch eine E-Mail, welche eines Tages in das Postfach des österreichischen Nachrichtenmagazins "Profil" flatterte, erstmals auf den mutmaßlichen Betrug aufmerksam gemacht.

Eine gewisse Sanela G., welche sich selbst als Cousine eines Todesopfers outete, schrieb, dass ein Großteil des gespendeten Geldes nie an die Opfer ausgezahlt wurde.

Neben einem offiziellen Spendenkonto der Stadt Graz gab es ein weiteres auf der Spendenseite "GoFoundMe", auf welches binnen weniger Wochen mehr als 37.000 Euro eingezahlt wurden. Auch prominente Persönlichkeiten sollen teilweise vierstellige Beträge gespendet haben, in der Hoffnung, dass dieses Geld den betroffenen Familien hilft.

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Nach der beunruhigenden E-Mail gingen die beiden Investigativ-Magazine "Datum" und "Profil" in die Spur, um nach dem Initiator des Spendenaufrufs zu suchen und ihn zur Rede zu stellen. Ziemlich schnell wurden sie fündig: Es soll sich dabei um eine polizeibekannte Frau mit bosnischen Wurzeln handeln, die bereits wegen Betrug, schwerem Betrug und Urkundenfälschung in der Vergangenheit angeklagt wurde.

Die Polizei hat nach der Veröffentlichung der beiden Artikel die Ermittlungen aufgenommen.

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Auszahlung soll erst erfolgt sein, nachdem Familien misstrauisch geworden sind

Noch immer sitzt der Schmerz tief: Am 10. Juni erschoss der 21-jährige Täter neun Schüler und eine Lehrerin am BORG Dreierschützengasse.  © Heinz-Peter Bader/AP/dpa

Die mutmaßliche Betrügerin wurde demnach bereits vor der Veröffentlichung der beiden Artikel von den Journalisten befragt. Jedoch wollte sie sich nicht zu den Vorwürfen äußern.

Des Weiteren fanden sie heraus, dass lediglich 2126 von den insgesamt 37.262 Euro tatsächlich an zwei Familien ausgezahlt wurden. Laut dem Bericht von "Datum" erfolgte diese Auszahlung jedoch auf einem sehr suspekten Weg.

Die Familie bekam ihren Anteil vom Spendentopf demnach in mehreren Briefumschlägen in Form von Bargeld überreicht. Beide Familien verbindet jedoch: Sie erhielten erst ihr Geld, als sie Nachforschungen anstellten, wer denn hinter dieser gesamten Spendenaktion steckt.

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Beide Zeitungen behaupten, dass die Initiatorin des Spendenaufrufs die Aktion in den sozialen Medien durch mehrere Fake-Profile beworben und somit künstlich gepusht haben soll.

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