Krieg verurteilt, die Geschäfte laufen weiter: So viele westliche Firmen zogen sich wirklich aus Russland zurück!

St. Galle (Schweiz) - Kurz nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine bezogen etliche große Unternehmen wie Renault, Dr. Oetker, McDonalds, Nike oder Starbucks Stellung gegen Russland und schlossen dort all ihre Filialen. Der Rückzug westlicher Großunternehmen aus Russland zog trotz erheblichen Gewinnverlustes durch die Medien und zelebrierte die Solidarität zur Ukraine. Doch die Realität ist eine andere: Weniger als ein Zehntel aller westlichen Firmen habe seine Standorte in Russland aufgegeben. Der Rest macht trotz Kriegsverbrechen weiter "business as usual" mit den Russen.

Ein Arbeiter entfernt die Abdeckung vom Schriftzug eines neu eröffneten Coffee-Shops mit dem Namen "Stars Coffee" am ehemaligen Standort eines Starbucks.
Ein Arbeiter entfernt die Abdeckung vom Schriftzug eines neu eröffneten Coffee-Shops mit dem Namen "Stars Coffee" am ehemaligen Standort eines Starbucks.  © Dmitry Serebryakov/AP/dpa

Diese traurige Tatsache brachte eine neue Studie der Schweizer Universität St. Gallen ans Licht. So untersuchten Wissenschaftler im Bereich der Volkswirtschaftslehre (SIAW) umfangreiche Daten zur Haltung von Unternehmen mit Hauptsitz in der Europäischen Union und den G7-Staaten nach Ausbruch des bewaffneten Konflikts zwischen Russland und der Ukraine.

Ende November 2022 zeigte die Analyse der gesammelten Daten, dass nur 8,5 Prozent der EU- und G7-Unternehmen mindestens eine ihrer russischen Tochtergesellschaften aufgaben.

Wie das Manager Magazin berichtete, sei von Rückzug im großen Stil keine Rede. Denn von geprüften 1404 Unternehmen zogen sich nach Kriegsbeginn nur 120 aus Russland zurück.

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Die meisten Firmen, die das Land unter Putins Führung verließen, sind laut Studie US-ansässig. Neben europäischen Ländern wie Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien schränkten auch Japan und Kanada ihre Präsenz in Russland ein.

Insgesamt zogen sich 30 Unternehmen der USA zurück, 15 finnische Firmen und gerade mal 14 deutsche, darunter die Deutsche Bank, Telekom oder Siemens. Von den 1284 noch in Russland aktiven EU- oder G7-Unternehmen sind die meisten aus Deutschland: 250 Firmen treiben noch immer regen Handel mit den Russen.

Vielfältige Gründe für das Weiterführen von russischen Firmenstandorten

Der zweitgrößte US-Autobauer Ford hat seinen Rückzug aus Russland mit dem Verkauf seiner 49-prozentigen Beteiligung an dem dortigen Gemeinschaftsunternehmen Sollers abgeschlossen.
Der zweitgrößte US-Autobauer Ford hat seinen Rückzug aus Russland mit dem Verkauf seiner 49-prozentigen Beteiligung an dem dortigen Gemeinschaftsunternehmen Sollers abgeschlossen.  © Dmitri Lovetsky/AP/dpa

Auf Platz zwei der russlandtreuen Firmen ist der Studie nach Zypern, wobei es wahrscheinlich sei, dass russische Eigner im Hintergrund dieser Unternehmen stehen.

Insgesamt halten sich besonders landwirtschaftliche Betriebe und Firmen im Bereich des Rohstoff-Abbaus weiterhin in Russland. Die Gründe dafür können vielfältig sein, so das Manager Magazin. Einigen Firmen ist die russische Kundschaft sehr wichtig, was angesichts einer extrem gut verdienenden russischen Elite nicht verwunderlich ist.

Aber auch langfristige Beziehungen mit Händlern und Lieferanten wollen oft nicht aufs Spiel gesetzt werden.

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Hürden beim Rückzug aus Russland gebe es ebenso: Wer sein russisches Tochterunternehmen verkaufen will, findet teilweise keinen Käufer, oder Bestimmungen der Regierung erschweren einen Verkauf. Auch erschwerte internationale Geldtransfers im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg spielen eine große Rolle.

Titelfoto: Dmitry Serebryakov/AP/dpa

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