Russen kommen besoffen an die Front: Im Fernsehen sucht man nach Antworten

Moskau - Des Kremls liebster Demagoge, Wladimir Solowjow (58), erklärt den Russen in seiner Talkshow regelmäßig die Welt aus Putins Sicht. In der Folge vom Sonntag ging es um ein besonders heikles Thema: Warum erscheinen einige "Teilmobilisierte" besoffen zum Armeedienst?

Bei "Sonntagabend mit Wladimir Solowjow" im Staatssender "Rossija 1" wurde wieder nach Antworten gesucht.
Bei "Sonntagabend mit Wladimir Solowjow" im Staatssender "Rossija 1" wurde wieder nach Antworten gesucht.  © Russisches Staatsfernsehen "Rossija 1"

Auf diese Frage erwartete Solowjow von seinen geladenen Gästen natürlich klare Antworten, wie ein Mitschnitt von Journalistin Julia Davis belegt.

Experte Andrej Gurulew (54) wusste sogleich auch um die passende Erklärung: "Natürlich sind sie (die Rekruten, Anm. d. Red.) alle ein bisschen beschwipst - um es milde auszudrücken."

Er finde es erstaunlich, dass man sich überhaupt über solche Petitessen Gedanken macht. Wenn Leute ihm erzählen, dass Soldaten betrunken zum Dienst erscheinen, sollte das nicht weiter verwunderlich sein.

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Das könne er übrigens auch mit persönlichen Anekdoten aus den beiden Tschetschenienkriegen (mit Unterbrechungen von 1996 bis 2009) belegen: "Ich habe gesehen, wie wir rekrutiert haben... wie wir Reservisten in Trainingslager einberufen haben."

"Nie habe ich dort nüchterne Menschen gesehen", erinnert sich Gurulew - da musste auch Moderator Solowjow feixen.

"Das war schon immer so in unserem Land", machte der Abgeordnete der Putin-Partei klar. Doch Gurulew wisse, worauf es ankommt: "Ordnung", die "gelte es aufrechtzuerhalten", betont er. Denn "selbst die, die betrunken sind, schlafen gerne in ihren Zelten".

"Dort schlafen sie dann ihren Rausch aus und gehen danach auf die Militärakademie zum Studieren", ist der Generalleutnant der Reserve überzeugt.

Kennt die Gründe, warum so viele russische Rekruten zu Alkohol greifen: Andrej Gurulew (54), Generalleutnant der Reserve und Abgeordneter der Putin-Partei "Einiges Russland".
Kennt die Gründe, warum so viele russische Rekruten zu Alkohol greifen: Andrej Gurulew (54), Generalleutnant der Reserve und Abgeordneter der Putin-Partei "Einiges Russland".  © Russisches Staatsfernsehen "Rossija 1"
Auch Talkshow-Host Wladimir Solowjow (58) findet Alkohol im Dienst offenbar nicht weiter schlimm.
Auch Talkshow-Host Wladimir Solowjow (58) findet Alkohol im Dienst offenbar nicht weiter schlimm.  © Russisches Staatsfernsehen "Rossija 1"

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Putins Teilmobilisierung ist in Russland nicht beliebt

Auch in Russland ist die Teilmobilisierung sehr umstritten: Immer wieder werden Angriffe auf Einrichtungen der russischen Armee oder Rekrutierungsbüros gemeldet.

Zudem befürchten viele Russen, dass nach der völkerrechtswidrigen Annektion großer Teile der Ukraine schon bald Wehrpflichtige zum Kriegsdienst gerufen werden. Bislang durften solche Rekruten nur auf russischen Staatsgebiet zum Einsatz kommen.

Titelfoto: Montage: Russisches Staatsfernsehen "Rossija 1"

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