Sklaverei in Horror-Fabrik: Fahrradteile-Gigant Shimano in der Kritik

Pekan Nanas (Malaysia) - Das schmutzige Geschäft mit den Fahrradteilen. Ein Zulieferer des japanischen Konzerns Shimano soll bei der Produktion von Komponenten "moderne Sklaven" eingesetzt haben. Die Betroffenen berichten von Ausbeutung, willkürlichen Lohnkürzungen und Prügelstrafen.

Nach außen gab sich das Unternehmen seriös. Doch bei Kwang Li Industry setzte man offenbar auf moderne Sklaven.
Nach außen gab sich das Unternehmen seriös. Doch bei Kwang Li Industry setzte man offenbar auf moderne Sklaven.  © PR

Ausbeutung und Sklaverei - in der Fahrradfabrik herrschen schockierende Zustände.

Das Unternehmen "Kwang Li Industry" aus Malaysia produziert Komponenten für Fahrradteile-Gigant Shimano - den wohl bekanntesten Hersteller von Gangschaltungen, Pedalen, Bremsen.

Nun enthüllt die Zeitung Telegraph aus Großbritannien, wie das Management von Kwang Li gezielt Gastarbeiter aus Nepal anheuerte und die Menschen gnadenlos ausbeutete. Dem Blatt liegen detaillierte Aussagen von ehemaligen und derzeitigen Angestellten der Horror-Fabrik vor. Der Shimano-Konzern hat inzwischen eine Untersuchung eingeleitet.

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So sollen die Sklavenhalter vorgegangen sein: Im Oktober 2022 warb das Unternehmen 251 Nepalesen über eine Vermittlungsagentur an. Von freier Kost und Logis sowie fairen Löhnen war die Rede. Bei der Vertragsunterzeichnung im Zielland drängte das Kwang-Li-Management die Menschen jedoch, eine "Vermittlungsgebühr" in Höhe von umgerechnet knapp 2000 Euro zu akzeptieren.

Die Betroffenen hatten keine Wahl: Viele von ihnen nahmen hohe Kredite im Heimatland auf, um Kosten für Visa, Flugticket und medizinische Untersuchung begleichen zu können. Eine vorzeitige Heimkehr unmöglich.

Bei der Ankunft in der Fabrik wurden den Arbeitern dann sofort die Pässe abgenommen, die Menschen konnten das Land nicht mehr verlassen. Was folgte, war eine regelrechte Tortur: Die angepriesene Unterkunft entpuppte sich als Bruchbude, die Bezahlung weit unter Mindestlohn.

Wer nicht spurte, wurde von der Fabrik-Security geschlagen und schikaniert.

In der Fabrik wurden Komponenten für Shimano gefertigt. Der Konzern reagierte. (Symbolbild)
In der Fabrik wurden Komponenten für Shimano gefertigt. Der Konzern reagierte. (Symbolbild)  © DOUG PENSINGER / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP

Moderne Sklaven in Fahrrad-Fabrik: Was geht bei Kwang Li Industry vor sich?

Die 251 Nepalesen wurden ausgebeutet. (Symbolbild)
Die 251 Nepalesen wurden ausgebeutet. (Symbolbild)  © 123RF/tinnakornlek

Als im Februar 2023 die internationale Nachfrage nach Fahrrädern wieder auf Vor-Pandemie-Niveau sank, informierte Shimano seine Zulieferer in einem Rundschreiben über den zu erwartenden Rückgang im Auftragsvolumen.

Von nun an mussten die Arbeiter nur noch zwei- bis dreimal die Woche arbeiten. "Das Unternehmen zahlt aber nur für Arbeitstage", berichtete ein Betroffener. Darüber hinaus mussten die Männer ohne Angaben von Gründen Lohnkürzungen hinnehmen.

Als sich die Auftragslage im Sommer weiter verschlechterte, kündigte das Unternehmen kurzerhand und unter fadenscheinigen Gründen die Zweijahresverträge. Die Nepalesen wurden ins Flugzeug gesetzt und nach Hause geschickt - völlig verarmt und verschuldet.

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In einer ersten Reaktion behauptete Kwang Li Industry, "Mitgefühl" für die Ausgebeuteten zu haben. Man sei "bereit, eine faire und angemessene Entschädigung zu zahlen", hieß es.

Inzwischen hat Fahrradteile-Gigant Shimano eine Untersuchung angekündigt. Auch die malaysischen Behörden ermitteln gegen die Horror-Fabrik.

Titelfoto: Montage: PR, DOUG PENSINGER / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP, 123rf/tinnakornlek

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