Kalkül oder Dummheit? Soldat verduftet freiwillig nach Nordkorea

Südkorea - Ein US-Soldat hätte nach seiner Zeit im Gefängnis eigentlich die Heimreise antreten sollen. Stattdessen entschied er sich, von seinem Stützpunkt in Südkorea zum Nachbarn in den Norden überzulaufen. Seitdem ist er wie vom Erdboden verschluckt.

Die Beziehungen zwischen den USA und Nordkorea gelten als angespannt. Für einen US-Soldaten kein schien das keine Rolle zu spielen. (Symbolbild)
Die Beziehungen zwischen den USA und Nordkorea gelten als angespannt. Für einen US-Soldaten kein schien das keine Rolle zu spielen. (Symbolbild)  © 123RF/bumbledee

Auf die Idee muss man erstmal kommen: Der US-Soldat Travis King hat beim Sightseeing kurzerhand den Entschluss gefasst, die südkoreanische Grenze nach Nordkorea zu überqueren.

Wie es dem 23-Jährigen nun im Land von Diktator Kim Jong-un geht, weiß keiner. Auch nicht das US-Verteidigungsministerium.

Wie das Pentagon am Donnerstag mitteilte, arbeiten derzeit Beamte der Vereinten Nationen, des Außenministeriums und des Nationalen Sicherheitsrates daran herauszufinden, wo sich King aufhält und wie man den jungen Mann wieder zurück in die Vereinigten Staaten bringen könne. Denn eigentlich hätte er schon längst wieder zurück in der Heimat sein sollen.

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King, der für einige Zeit in Südkorea stationiert war, sollte am Dienstag den Rückflug in die USA antreten. So der Plan. Aber der Soldat entfernte sich aus dem Sicherheitsbereich des Flughafens und schloss sich einer Reisegruppe an, um die entmilitarisierte Zone zwischen Süd- und Nordkorea in Panmunjom zu besichtigen.

Mit ihm sei laut US-Fernsehsender NBC News eine Touristin aus Neuseeland unterwegs gewesen. Sie schilderte, wie King urplötzlich nahe der entmilitarisierten Zone zu rennen begann. Danach habe er die Grenze überquert.

"Wir kennen seine Beweggründe nicht, warum er nicht in das Flugzeug eingestiegen ist. Wir wissen nicht, was er in den Stunden zwischen dem Verlassen des Flughafens und der Überquerung getan hat", so eine Sprecherin des Pentagons.

US-Soldat saß im südkoreanischen Knast

Touristen besichtigen die entmilitarisierte Demarkationslinie zwischen Süd- und Nordkorea. Ein Abschnitt ist nicht durch Zäune gesichert.
Touristen besichtigen die entmilitarisierte Demarkationslinie zwischen Süd- und Nordkorea. Ein Abschnitt ist nicht durch Zäune gesichert.  © Ahn Young-Joon/AP/dpa

Die Kommunikation mit den Nordkoreanern gestalte sich schwierig. Denn die Spannungen der beiden Lager - vor allem auf politischer Ebene - sind seit Jahren groß. Dennoch sei es natürlich besorgniserregend, wenn man keine Antwort erhält, so das US-Verteidigungsministerium.

Wie der Fall ausgeht, bleibt also offen. Fakt ist, dass Soldat King kein unbeschriebenes Blatt ist. Laut CBS News habe der 23-Jährige etwa zwei Monate in einem südkoreanischen Gefängnis gesessen. Demnach sei er beschuldigt worden, gegen die Tür eines Polizeiautos getreten und Polizisten beschimpft zu haben.

In seiner Heimat hätte King laut Pentagon mit zusätzlichen Maßnahmen gegen ihn rechnen müssen. Hinzu käme, dass er sich durch seinen Grenzübertritt unerlaubt von der Truppe entfernt habe. In Militärkreisen ist das nicht gern gesehen.

Durch Grenzübertritt auch Gesetz in Nordkorea gebrochen

Ohne Dokumente oder offizielle Genehmigung ins Regime von Kim Jong-un einzureisen ist illegal, geduldet im Land zu bleiben ist schwierig. Seit Nordkorea zu Beginn der Corona-Pandemie seine Grenzen dichtgemacht hat, haben nahezu alle ausländischen Beamte das Land verlassen müssen.

Laut einem von CBS News befragten Experten bestünde für King dennoch die Möglichkeit, im Land zu bleiben - sofern es auch dessen Absicht ist. Er müsse einerseits nachweisen, kein Spion zu sein und andererseits erkennen lassen, welchen Mehrwert er für die nordkoreanische Diktatur haben könnte.

Schafft er das nicht, könnte der Soldat zum Spielball zwischen der Volksrepublik und den Vereinigten Staaten werden. Laut Experte hätte Nordkorea dann ein Druckmittel für Verhandlungen mit den ungeliebten Amerikanern.

Erstmeldung von 11.02 Uhr, zuletzt aktualisiert um 15.04 Uhr.

Titelfoto: 123RF/bumbledee

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