Oscar-Macher angeklagt: Für das schöne Bild mussten Obdachlose umsiedeln

Los Angeles (USA) - Während Stars und Sternchen sich im Schweinwerferlicht sonnten, mussten sie ihren Stammplatz räumen: an die Obdachlosen dachte offenbar niemand bei den Oscars - zumindest nicht im positiven Sinne.

Sie schlafen da, wo andere sich im Glanz ihres eigenen Ruhmes sonnen: die Obdachlosen auf den Straßen von Los Angeles.
Sie schlafen da, wo andere sich im Glanz ihres eigenen Ruhmes sonnen: die Obdachlosen auf den Straßen von Los Angeles.  © Damian Dovarganes/AP/dpa

Das gab es noch nie: die Oscars fanden dieses Jahr wegen Corona an einem Bahnhof in Downtown statt. Wer davon weniger begeistert gewesen sein dürfte, waren die Massen an Obdachlosen, die dort unter normalen Umständen Zuflucht fanden. Sie mussten ihren Platz laut amerikanischen Medien für die Veranstaltung räumen.

"Vor einer Woche kamen sie zu uns und meinten, wir sollen bis Freitag hier weg sein. Wenn nicht, werden sie unsere Sachen kaputt machen", bestätigte DJ, ein Mann, der dort in seinem Zelt lebt, dem Sender FOX NEWS. Die Stadt Los Angeles hätte Unterkünfte bereitgestellt, in denen die Obdachlosen so lange unterkommen könnten.

"Die haben alle aus dem Bahnhof rausgeschmissen, damit das auf dem Bild besser aussieht."

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Die Stadt wollte der Welt wohl nur das Image von Glanz und Glamour zeigen. Die über 60.000 Wohnungslosen (davon 50.000 allein in Los Angeles Downtown, der Gegend rund um den Bahnhof) sollten nicht Thema sein bei Geschichten von Promis und Sternchen.

Daran gab es jetzt Kritik. "Wir sollten nicht nur fähig dazu sein, eine gute Show abzuliefern, sondern auch dazu, uns um unsere Brüder und Schwestern zu kümmern, die auf unseren Straßen leiden", prangerte Andy Bales von der Bahnhofsmission der Union Station an.

Das Vorgehen der Stadt hat offenbar System

Das Problem ist nicht neu: Immer, wenn ein großes Event in Los Angeles stattfindet, lässt die Stadt die Obdachlosen verschwinden, anstatt sich dem Problem zu stellen. Das meint zumindest Andy Bales.

Die Stadtverwaltung redet das Problem klein: Kevin De Leon, Mitglied des Stadtrats, bestritt, dass die Obdachlosen umsiedeln mussten: "Meine Abteilung setzt sich sorgfältig dafür ein, dass diese Obdachlosen eine Unterkunft bekommen."

Darüber können DJ und seine Freunde nur bitter lachen. Der Obdachlose gibt der Stadt einen Tipp: "Wenn ihr schon euren Award habt, dann macht ihn einfach nicht da, wo die Obdachlosen sind, und ihr müsst euch keine Sorgen machen."

Titelfoto: Damian Dovarganes/AP/dpa

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