Blockade, Rechtsextreme, Anzeigen: So verliefen die Bauernproteste in Sachsen-Anhalt

Magdeburg/Tangermünde - Kaum etwas beschäftigte Deutschland in dieser Woche so sehr wie die Demonstrationen und Blockaden der Landwirte. Besonders in Sachsen-Anhalt ging es dabei allerdings nicht immer friedlich zu.

In der vergangenen Woche kam es in ganz Sachsen-Anhalt zu Bauernprotesten.
In der vergangenen Woche kam es in ganz Sachsen-Anhalt zu Bauernprotesten.  © Bodo Schackow/dpa

Seit dem frühen Montagmorgen zogen tausende Landwirte mit schwerem Geschütz durchs Land und blockierten wichtige Zufahrtsstraßen und Autobahnen.

Die Bauernproteste zu Wochenbeginn verliefen dabei überwiegend friedlich, teilte ein Polizeisprecher mit. Lediglich eine Handvoll Ermittlungsverfahren wegen Nötigung und das Nutzen einer Drohne waren eingeleitet worden.

Der Magdeburger Extremismusforscher Matthias Quent (37) hatte in dem Zusammenhang allerdings davor gewarnt, dass Rechtsextreme solche Proteste für ihre eigenen Zwecke nutzen wollten.

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Denn einigen Teilnehmer gehe es nicht gezielt um die Subventionskürzungen für Landwirte - laut Quent würden sich nationalistische, rechtsextremistische und verschwörungsideologische Akteure unter die Demonstranten mischen, um ihr allgemeines Unwohlsein gegenüber der Regierung kundzutun.

Besonders am Freitag bei der Blockade der Elbbrücke in Tangermünde konnten zahlreiche Plakate erkannt werden, die mit dem Anliegen der Bauern nicht mehr viel zu tun hatten: "Rücktritt der Ampelregierung", "Reparatur der Nordstream 1 und 2" oder "Wiederinbetriebnahme der AKW" lauteten die Aufforderungen.

Landwirte protestieren gegen Subventionskürzungen: Blockaden von Rechtsextremen überrannt?

Jann-Eimo Dammeyer, der unter anderem die Brückenblockade angemeldet und organisiert hatte, distanzierte sich bewusst von rechtsextremen Teilnehmern. Gegenüber der Volksstimme erklärte er, Pegida-Anhänger am Donnerstag von der Blockade ausgeschlossen zu haben.

Laut Dammeyer sei es außerdem ein wichtiges Anliegen, trotz Blockade den Weg für Rettungspersonal freizuhalten - er und viele weitere Teilnehmer und Veranstalter nehmen das sehr ernst.

Das funktioniert aber in Wahrheit nicht immer: Wie das AWO-Krankenhaus in Jerichow mitteilte, habe man Anzeige erstattet, da zahlreiche Pflegekräfte am Montag nicht wie gewohnt die Elbbrücke in Tangermünde passieren durften. Das Blockieren hatte schlimme Auswirkungen auf das Krankenhaus.

Bauern ließen Pflegepersonal nicht passieren: "Waren wieder im Notfallmodus!"

Besonders bei der Blockade der Elbbrücke in Tangermünde gab es Probleme.
Besonders bei der Blockade der Elbbrücke in Tangermünde gab es Probleme.  © Cevin Dettlaff/dpa

"Wir waren sofort wieder im Notfallmodus", sagte Geschäftsführer Thomas Wendler MDR Sachsen-Anhalt heute, "das ist natürlich eine Katastrophe, das hat sich noch die ganze Woche fortgesetzt." Ein Fehlen oder Zuspätkommen der Pflegekräfte führte folglich zu Problemen bei der Patientenversorgung.

Viele Angestellte mussten auf Fahrgemeinschaften umsteigen: Sie fuhren mit ihrem Privatwagen bis vor die Brücke, liefen zu Fuß auf die andere Seite und stiegen dort in ein anderes Gemeinschaftsauto.

Ergotherapeutin Kristin Hentschel erinnert sich an unangenehme Vorfälle: "Mir hat schon sehr das Herz geklopft, weil am Montag die Rückweisungen sehr brüsk waren, teilweise auch sehr ausfallend."

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Die Überführung ist in einem Radius von knapp 50 Kilometern dabei so ziemlich die einzige Möglichkeit den Fluss zu queren. Zudem waren die dortigen Protestaktionen am Wochenbeginn nicht angemeldet gewesen. Wendler kritisierte nicht nur, dass die Blockade "völlig unverhältnismäßig" war, sondern auch, dass die Einsatzkräfte der Polizei die Demo nicht aufgelöst hätten.

Für das Wochenende sind zunächst keine weiteren Proteste angekündigt. Ob die Demonstrationen in der kommenden Woche fortgesetzt werden, steht offen.

Titelfoto: Bodo Schackow/dpa

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