Block-Prozess: Unternehmerin bat Chef der Entführer um "konkreten Plan"

Hamburg - Nach einer dreiwöchigen Pause wird am Mittwoch der Prozess wegen Kindesentführung gegen die Unternehmerin Christina Block (52) voraussichtlich mit einer Zeugenaussage des mutmaßlichen Chef-Entführers David B. (68) fortgesetzt. TAG24 ist vor Ort und berichtet in einem Liveblog.

Christina Block (52) ist angeklagt, die Entführung ihrer zwei jüngsten Kinder in Auftrag gegeben zu haben. Ihrem Lebensgefährten, Gerhard Delling (66, l.), wird Beihilfe vorgeworfen.
Christina Block (52) ist angeklagt, die Entführung ihrer zwei jüngsten Kinder in Auftrag gegeben zu haben. Ihrem Lebensgefährten, Gerhard Delling (66, l.), wird Beihilfe vorgeworfen.  © Marcus Brandt/dpa

Update, 12.29 Uhr: Mittagspause

David B. wird direkt wieder unterbrochen: Es folgt die obligatorische Mittagspause bis 13.30 Uhr. Diesmal müssen alle den Saal verlassen.

Update, 12.20 Uhr: Der Plan sah keine Gewalt vor

B. berichtet weiter, er habe beabsichtigt, das Haus von Stephan Hensel zu beobachten. Ziel sei es gewesen, für den Fall, dass sich die Kinder in Gefahr befänden, eine Möglichkeit zu schaffen, sie "sicher und ohne Gewalt" herauszuholen. Der Plan habe ausdrücklich vorgesehen, keinerlei Gewalt anzuwenden. Diesen Ansatz habe er auch mit Anwalt C. besprochen.

C. habe zudem vorgeschlagen, dass sein Team während der Arbeit im Hotel der Familie Block untergebracht werden könne; das sei im Februar 2023 gewesen. "Wir wussten nicht wie lange die Operation dauert", so B., der zunächst von wenigen Monaten ausgegangen war.

Update, 12.15 Uhr: Block bittet B. um "konkreten Plan"

Daraufhin se es zu mehreren Treffen in Hamburg gekommen, unter anderem habe sich einer seiner Mitarbeiter mit Dr. C. und seinem Sohn sowie "dem Freund von Christina" – mutmaßlich der wegen Beihilfe angeklagte Gerhard Delling (66) – im "Grand Elysée"-Hotel sowie dem Büro von Dr. C. in Hamburg getroffen. Dort sei auch eine Vorauszahlung von 150.000 Euro in bar übergeben worden.

B. sei daraufhin selbst nach Hamburg geflogen und habe Christina Block, "ihren Freund" sowie Dr. C. und auch den Zeugen Alon S. in einem italienischen Restaurant getroffen. Es sei ein sehr emotionales Treffen gewesen. Block habe in "sehr gutem Englisch" ihre Geschichte geschildert und dabei einen äußerst traurigen und verzweifelten Eindruck gemacht.

B. habe sie daraufhin gefragt: "Was können wir tun?" Seine Firma "Cyber Cupula" sei auf Cyber-Sicherheit spezialisiert, doch die Kombination aus familiärem Konflikt und operativer Unterstützung sei neu für ihn gewesen. Block habe ihm während des Treffens erklärt, man benötige Daten, die später vor Gericht als Beweismittel genutzt werden könnten.

Es sei vereinbart worden, dass B. einen "konkreten Plan" ausarbeiten solle.

Update, 12.10 Uhr: B. spricht von 250.000 Euro

Das änderte sich nur zwei Tage später als es laut B. zum ersten E-Mail-Austausch zwischen seiner Mitarbeiterin Keren T. und dem Familienanwalt Dr. C. gekommen sei.

Man fragte nach den Informationen, die für eine mögliche Untersuchung nötig seien: Namen, Telefonnummern, E-Mail-Adressen. Es wurde laut B. auch ein handgeschriebenes Dokument auf offiziellem Briefpapier des Büros von Dr. C. übergeben, mit den Namen der Kinder.

Auch die Kosten für eine solche Operation wurden besprochen: rund 250.000 Euro.

Update 12 Uhr: B. sollte Informationen "im Namen der Mutter beschaffen"

Die Richterin fragt, wie der Kontakt "zu diesem ganzen Geschehen" entstanden sei. David B. schildert, dass er Ende Dezember 2022 von einem Mann – dem Zeugen Alon S. – kontaktiert wurde und sich nur einen Tag später mit diesem in seinem Büro in Tel Aviv getroffen habe.

Während eines "zwei- bis dreistündigen Gesprächs" soll S. ausführlich von der Situation von Christina Block und ihren Kindern berichtet haben. "Alon stellte es als tragischen Vorfall dar und erklärte, dass die Familie sich nicht an deutsche Behörden wenden wolle – unter anderem wegen der rechtlichen Besonderheiten zwischen Dänemark und Deutschland", so B. Im selben Gespräch erzählte S. außerdem, es habe bereits einen Versuch gegeben, die Kinder zurückzubringen.

Alon S. habe ihn daraufhin gefragt, ob sein Team "im Namen der Mutter Christina" Informationen beschaffen könne. Es bestehe erheblicher Zeitdruck, da im Februar 2023 eine wichtige Anhörung anstehe.

B. betonte: "Zu diesem Zeitpunkt kannte ich die Block-Familie gar nicht". Alon S. habe ihm gegenüber nur von einer einflussreichen Familie gesprochen, die er mal kennenlernen sollte. Als einzelne Personen soll er Dr. Andreas C. als "wichtigen Anwalt der Familie" sowie Eugen Block unter dem Spitznamen "Der Patriarchat" vorgestellt haben.

Update, 11.50 Uhr: Zeuge David B. will sich vorstellen

B. ist es wichtig, sich erstmal vorzustellen und umreißt in Kurzfassung seinen Lebenslauf. Demnach lebte er die ersten zehn Jahren seines Lebens in Brüssel, absolvierte später seinen obligatorischen Militärdienst in Israel und ging dann fürs Studium nach Paris und diente danach "ein Jahrzehnt meinem Land".

Er sei vierfacher Vater und habe vier Enkelkinder. Seinen Beruf beschrieb er als "Wissenschaftler im Bereich Cyber-Sicherheit".

Heute habe er ein "Hightech-Unternehmen", welches im Süden Israels unter anderem medizinische Simulatoren für Ärzte entwickle. Diese würden auch im Ausland – wie Deutschland – verwendet werden.

Update, 11.49 Uhr: Richterin lehnt Antrag auf Vertagung ab

Die vorsitzende Richterin Isabel Hildebrandt lehnt den Antrag der Vertagung der Zeugenaussage von David B. sowie die mögliche Zeugenvernehmung des Staatsanwalts ab. Im Falle des Israeli würden "keine sachlichen Gründe" gegen eine Vernehmung sprechen.

Zudem geht die Vorsitzende davon aus, dass die Befragung Bs. mehrere Tage dauern wird. Geladen ist er bis zum 18. Dezember 2025, so die Richterin.

Es beginnt die Befragung von David B.

Update, 11.29 Uhr: Über 50 Interessierte wurden abgewiesen

Kurz vor der zweiten Pause haben es die letzten Zuschauenden in den Saal geschafft. Wie TAG24 erfuhr, mussten schlussendlich über 50 Interessierte von den Justizbeamten abgewiesen werden.

Damit die Kontrollen nicht vorn begonnen werden müssen, gilt eine Sonderregelung: Alle Zuschauer dürfen ausnahmsweise im Saal bleiben. Normalerweise müssten sie den Zuschauerraum verlassen, sobald eine Pause länger als zehn Minuten dauert.

Update, 11.13 Uhr: 30 Minuten Pause

Die teils hitzigen Diskussionen darüber, ob David B. am heutigen Mittwoch aussagen sollte, ziehen sich hin. Auf eine Stellungnahme folgt die Nächste. "Das scheint ja langsam hier ein Stuhlkreis zu werden", so die vorsitzende Richterin.

Bis auf Sascha Böttner, dem Anwalt des mitangeklagten Israelis Tal S. (34), schließen sich aber alle Verteidiger dem Antrag von Dr. Voß an, die für mehrere Tage angesetzte Vernehmung von David B. zu vertagen.

Das Gericht zieht sich für 30 Minuten zur Beratung zurück.

Die vorsitzende Richterin Isabel Hildebrandt kann noch nicht mit der Zeugenbefragung von David B. beginnen.
Die vorsitzende Richterin Isabel Hildebrandt kann noch nicht mit der Zeugenbefragung von David B. beginnen.  © Christian Charisius/dpa/Pool/dpa

Update, 11.05 Uhr: Verteidiger fordert Zeugenvernehmung des Staatsanwalts

Der Verteidiger der mitangeklagten Cousine von Frau Block, Uta B., will, dass vor der Zeugenvernehmung von David B. der Staatsanwalt als Zeuge aussagt, um darüber aufzuklären, wie dessen überraschende Aussage überhaupt zustande gekommen ist und welche Forderung B. vielleicht auch gestellt hat.

Titelfoto: Christian Charisius/dpa

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