Von Christof Rührmair
München - An der sogenannten Neuen Klasse hängt bei BMW das Wohl und Wehe der Elektromobilität - und vielleicht noch mehr.
Mit dem iX3 hat der Autobauer aus München nun das erste Serienmodell der Plattform vorgestellt. Es soll nicht nur bei den technischen Daten, von der Reichweite bis zur Umweltfreundlichkeit, deutliche Fortschritte bringen, sondern auch mehr Geld in die Kassen spülen.
Experten sehen im Erfolg oder Misserfolg des seit Jahren angekündigten und entwickelten Konzepts einen entscheidenden Faktor für die Zukunft des Konzerns, der zuletzt deutliche Gewinnrückgänge hinnehmen musste.
Konzernchef Oliver Zipse (61) greift bei der Vorstellung zu Superlativen, spricht von einem Einmal-im-Leben-Moment und der "Zukunft des Autos". Die technischen Eckdaten: Die Reichweite steigt auf 800 Kilometer, Batterien und Antrieb werden effizienter, die Ladezeiten kürzer, die Computer schneller.
Der Elektroautos oft vorgeworfene CO2-Rucksack schrumpft: Nach 21.500 Kilometern soll dieser Nachteil aus der Herstellung im Vergleich zu einem gleichwertigen Verbrenner durch den CO2-ärmeren Betrieb ausgeglichen sein.
BMW iX3: Das neue Bedienkonzept startet in der Mittelklasse
Wie wichtig man bei BMW den Serienstart der Neuen Klasse nimmt, lässt sich auch an einem Detail erkennen: Das neue Bedienkonzept Panoramic iDrive, bei dem alle wichtigen Informationen in einem mehr als einen Meter breiten Displaystreifen direkt unterhalb der Windschutzscheibe zu sehen sind, wird nicht etwa mit einem Modell am oberen Rand der BMW-Modellpalette eingeführt, wie das bei solchen Neuerungen sonst gerne der Fall ist, sondern mit dem iX3 in deren Mitte.
Das gilt auch für die Neue Klasse insgesamt: Man habe sich bewusst für den Start in einem Segment mit hohen Stückzahlen entschieden, betont Zipse. Die Neue Klasse sei nicht für die Nische gemacht. Und auch das nächste Modell soll mit der 3er-Reihe aus BMWs Brot-und-Butter-Geschäft kommen.
BMW predigt zwar stets seinen technologieoffenen Ansatz, hier zeigen die Münchner allerdings klar, dass sie zum Stromer stehen. Der hat aus wirtschaftlicher Sicht allerdings einen Nachteil: Bisher gelten Elektroautos nämlich als deutlich margenschwächer als Verbrenner.
Auch hier soll die Neue Klasse einen Sprung nach vorne bringen. Finanzvorstand Walter Mertl sieht bereits beim iX3 die Margenparität mit vergleichbaren Verbrennern erreicht. Mehr Gewinn könnte der Hersteller nach mehreren deutlichen Rückgängen auf jeden Fall gut gebrauchen.