Ärzten in China wird davon abgeraten, Corona als Todesursache anzugeben

Beijing (China) - Nachdem vergangenen Dezember in China die strikten Maßnahmen zur Corona-Politik aufgehoben wurden, stieg die Zahl der Covid-Erkrankungen rasant an. Damit einher gingen mittlerweile mehr als 60.000 Todesfälle. Doch offenbar ist die Dunkelziffer weitaus höher. Ärzte werden angewiesen, die Erkrankung an dem Virus nicht als Todesursache auf Sterbeurkunden anzugeben.

Nach dem Ende der fast drei Jahre lang verfolgten Null-Covid-Strategie in China haben sich bereits einige Hundert Millionen Menschen mit dem Virus infiziert.
Nach dem Ende der fast drei Jahre lang verfolgten Null-Covid-Strategie in China haben sich bereits einige Hundert Millionen Menschen mit dem Virus infiziert.  © Andy Wong/AP/dpa

Wie der Nachrichtendienst Reuters berichtet, stehe China aktuell in der Kritik, zu wenig Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus gemeldet zu haben.

Auf dem Höhepunkt der Welle an Covid-Erkrankungen seien chinesische Ärzte in teils mündlichen, teils schriftlich ausgedruckten Arbeitsanweisungen regelrecht dazu aufgefordert worden, "falsche" Informationen auf Sterbeurkunden zu vermerken. Um die Todeszahlen im Zusammenhang mit dem Coronavirus möglichst gering zu halten, sollte demnach bei vorerkrankten Patienten die Grunderkrankung als Haupt-Todesursache genannt werden.

Die chinesische Regierung ginge sogar so weit, die Angabe von Todesfällen durch Corona über zwei Ebenen durch "Expertenkonsultationen" untersuchen zu lassen, bevor sie bestätigt werden können.

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Ärzte müssten sich bei ihren Vorgesetzten melden, wenn sie einen Tod durch Corona angeben wollen, und die würden anschließend die Untersuchungen einleiten.

Reuters berichtet von sechs Ärzten aus öffentlichen Krankenhäusern, die die Anweisungen publik gemacht haben sollen. Etliche Berichte dazu kursieren bereits auf Social Media Plattformen wie Twitter, Facebook und Instagram. Außerdem hätten sich zahlreiche Angehörige von an Covid-19 erkrankten und später verstorbenen Menschen gemeldet und bestätigt, dass die Krankheit nicht auf der Sterbeurkunde auftaucht.

WHO rechnet mit einer Million Corona-Toten in China

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Wie viele Corona-Tote gab es wirklich bereits China?  © Uncredited/CHINATOPIX/AP/dpa

"Seit der Wiedereröffnung im Dezember haben wir aufgehört, Covid-Todesfälle zu klassifizieren", erklärte ein Arzt eines großen öffentlichen Krankenhauses in Shanghai. "Es ist sinnlos, das zu tun, weil fast alle positiv sind."

Dies kritisieren Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie halten eine Zahl von einer Million Corona-Toten für wahrscheinlich. Die WHO wolle nun die Übersterblichkeitszahlen in China genauer beobachten.

Denn laut Michael Baker, einem Wissenschaftler im Bereich öffentlicher Gesundheit an der Universität Otago (Neuseeland), sind die Todeszahlen, welche China an die Öffentlichkeit trägt, im Vergleich zum sehr hohen Infektionsniveau immer noch erschreckend niedrig.

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"Der Großteil der Länder stellt fest, dass die meisten Todesfälle durch Covid direkt durch die Infektion verursacht werden und nicht durch eine Kombination aus Covid und anderen Krankheiten", so Baker.

"Im Gegensatz dazu sind die gemeldeten Todesfälle in China hauptsächlich, zu 90 Prozent, eine Kombination aus Covid und anderen Infektionen, was auch darauf hindeutet, dass Todesfälle aufgrund einer [alleinstehenden] Covid-Infektion in China zu wenig gemeldet werden."

Titelfoto: Andy Wong/AP/dpa

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