Lernleistungen von Kindern in der Coronavirus-Pandemie stark zurückgegangen

Augsburg - Die Hattie-Studie ist seit mehr als einem Jahrzehnt in der internationalen Bildungsforschung ein zentrales Projekt. Nun wurde sie fortgeschrieben - und zeigt: Wegen der Corona-Pandemie liegt in der Bildung vieles im Argen.

Die Lernleistungen der Kinder und Jugendlichen hat durch die Coronavirus-Pandemie laut der Hattie-Studie merklich gelitten. (Symbolbild)
Die Lernleistungen der Kinder und Jugendlichen hat durch die Coronavirus-Pandemie laut der Hattie-Studie merklich gelitten. (Symbolbild)  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/dpa

Die entsprechenden Schulschließungen haben nach Angaben des Ordinarius für Schulpädagogik der Augsburger Universität zu deutlichen Einbrüchen in den jeweiligen Lernleistungen der Kinder geführt.

"Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben alle Lernenden getroffen", sagte Professor Klaus Zierer aufgrund der neusten Ergebnisse der renommierten Hattie-Studie.

Besonders Heranwachsenden aus benachteiligten Elternhäusern sei bis zu einem Schuljahr verloren gegangen. Gerade beim Lesen, Schreiben und auch Rechnen habe der Leistungsstand von Kindern und Jugendlichen abgenommen - vielerorts stieg die Quote mit lediglich rudimentären Kenntnissen.

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Zierer arbeitet seit Jahren mit dem neuseeländischen Bildungsforscher John Hattie (72) zusammen. Hattie hatte vor mehr als einem Jahrzehnt mit seiner Studie "Visible Learning" für weltweite Aufmerksamkeit gesorgt. Diese Untersuchung wird seitdem für neue pädagogische Ansätze herangezogen und von beiden durch Auswertung weiterer Untersuchungen entsprechend fortgeschrieben.

Für die jüngste Studie seien nun mehr als 2100 Meta-Analysen aus aller Welt - also Studien, die andere Studien zusammenfassen - ausgewertet worden, erläuterte Zierer. Damit gingen mittlerweile rund 190.000 Einzelstudien, die auf die Lernleistungen von 400 Millionen Schülerinnen und Schüler zurückgreifen, in die aktuelle Studie ein.

Professor Klaus Zierer: Digitalisierung nicht das Maß aller Dinge

Digitalisierung ist wichtig, aber nicht entscheidend. (Symbolbild)
Digitalisierung ist wichtig, aber nicht entscheidend. (Symbolbild)  © Fabian Sommer/dpa

Ein Mehr an Pisa hält der Schulpädagoge nicht für zielführend. "Nicht zuletzt die Pisa-Reformen haben uns in die aktuelle Lage manövriert", sagte Zierer. Es brauche demnach nicht noch mehr Tests und zugehörige Evaluationen, sondern mehr Bildung.

Bei dem Programm für internationale Schülerbewertung (Programme for International Student Assessment - Pisa) treten im Drei-Jahres-Rhythmus Hunderttausende 15-Jährige an.

Ziel ist es, herauszufinden, wie die Kompetenzen der stichprobenartig ausgewählten Schülerinnen und Schüler in den grundlegenden Bereichen Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften gegen Ende ihrer jeweiligen Pflichtschulzeit sind.

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Kinder und Jugendliche lernen laut Zierer zu viele Kompetenzen nur oberflächlich oder werden sie später nie brauchen.

Nötig sei eine umfassende Lehrplanreform. Dabei sollten Fächer wie Musik, Kunst und Sport gestärkt sowie Deutsch und Mathematik entrümpelt werden - zugleich sei die Digitalisierung nicht das Maß aller Dinge. Er betonte: "Es ist und bleibt die Verantwortung der älteren Generation, die beste Bildung für die jüngere Generation zu ermöglichen."

Titelfoto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/dpa

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