Long-Covid-Patientin möchte lieber tot als weiter krank sein

Toronto (Kanada) - Eine Frau in ihren Fünfzigern leidet so stark an den Langzeitfolgen ihrer Infektion mit dem Coronavirus, dass sie lieber sterben möchte, als weiterzuleben. Ein spezielles Gesetz soll es der Kanadierin ermöglichen.

Die Long-Covid-Patientin Tracey Thompson leidet extrem an den Langzeitfolgen ihrer Corona-Erkrankung. (Symbolbild)
Die Long-Covid-Patientin Tracey Thompson leidet extrem an den Langzeitfolgen ihrer Corona-Erkrankung. (Symbolbild)  © dpa/Sebastian Gollnow

Tracey Thompson aus Toronto leidet schon seit zwei Jahren an Long Covid, wie die Langzeitfolgen der Corona-Erkrankung heißen. Laut CTV News sieht die Mittfünfzigerin häufig nur verschwommen, hat "Schwierigkeiten bei der Verdauung, Atembeschwerden, einen veränderten Geschmacks- und Geruchssinn und Narben an ihrem Herzen, die durch die Myokarditis (Herzmuskelentzündung, Anm. d. Red.) geschwollen sind".

Eigentlich will Thompson nicht sterben. "Ich genieße das Leben immer noch", sagte sie dem kanadischen TV-Sender. "Aber ich habe keine Lust, monatelang zu leiden, nur um am Ende sowieso zu sterben."

Die Frau steckt den Kopf nicht in den Sand. Aktuell erfreut sie sich am "Zwitschern der Vögel und den kleinen Dingen, die einen Tag ausmachen".

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Doch dass sie nicht mehr arbeiten gehen kann, macht Thompson schwer zu schaffen. Sie sieht sich "ans Bett gefesselt", wie sie sagte. "Ich kann im Durchschnitt 20 Stunden und länger nicht aufstehen. Ich habe kaum die Möglichkeit, mich körperlich, geistig und emotional zu verausgaben, also versuche ich, die ganze Zeit zu Hause zu bleiben."

Ausgeglichen wird der Arbeitsausfall kaum. Die "gesamte Summe der monatlichen Unterstützung" kann "bestenfalls ihre Miete decken", heißt es im Fernsehbericht.

"Habe die Wahl zwischen langsamem, schmerzhaftem oder schnellem Tod"

Das Coronavirus legt sich auf die Lungen der Patienten. Dies erschwert viele alltägliche Dinge.
Das Coronavirus legt sich auf die Lungen der Patienten. Dies erschwert viele alltägliche Dinge.  © dpa/Sebastian Gollnow

Geld für Lebensmittel, ihre sonstigen Rechnungen oder um ihren vorigen Lebensstil fortzuführen, gibt es nicht.

"Wenn die Unterstützung nicht kommt, werden sich die Dinge nicht ändern. Es scheint irrational, dass ich das durchmachen sollte, nur um am Ende zu sterben", so die Long-Covid-Patientin.

Aus diesem Grund beantragte sie bereits einen "ärztlich assistierten Suizid", wie es in Kanada heißt. Dies steht eigentlich nur Menschen offen, die an einer unheilbaren Krankheit leiden, berichtet CTV News. Doch im vergangenen Jahr wurde der Kreis geöffnet, nun können mehr Menschen das Angebot nutzen.

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Voraussetzung ist, dass die Leiden "nicht unter Bedingungen gelindert werden können, die die Patienten für akzeptabel halten".

Für Tracey Thompson ist das gegeben: "Ich bin sehr krank. Es gibt keine Behandlung. Es gibt keine Heilung. Ich habe die Wahl zwischen einem langsamen und schmerzhaften oder einem schnellen Tod. Das sind die Optionen, die mir bleiben."

Eine erste Bestätigung stellte ihr ein Arzt bereits aus. Jetzt braucht sie nur einen zweiten Doktor, der das Krankheitsbild bestätigt. Danach kann sie ihr Leben jederzeit legal beenden lassen.

Normalerweise berichtet TAG24 nicht über Suizid-Vorhaben. Da der Vorfall aber weltweit einmalig ist und somit besondere Aufmerksamkeit auf sich zieht, insbesondere in Zusammenhang zur weiter grassierenden Coronavirus-Pandemie, hat sich die Redaktion entschieden, es doch zu thematisieren. 


Solltet Ihr selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, findet Ihr bei der Telefonseelsorge rund um die Uhr Ansprechpartner, natürlich auch anonym. Telefonseelsorge: 08001110111 oder 08001110222 oder 08001110116123.

Titelfoto: dpa/Sebastian Gollnow

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