Masken sieht man fast gar nicht mehr: Was von Corona übrig blieb

Dresden - Die Welt nach Corona würde eine andere sein. Das galt vielen während der Pandemie als ausgemacht. Tatsächlich ist sie noch dieselbe. Von mehr hybriden Veranstaltungsformaten, mehr Home-Office, dem Schub für die Digitalisierung oder moderneren Strukturen im Gesundheitswesen abgesehen, hat sich nicht viel verändert.

Im Museumsladen im Dresdner Residenzschloss gibt es die Plexiglasscheibe zum Schutz vor Viren aus Corona-Zeiten noch.
Im Museumsladen im Dresdner Residenzschloss gibt es die Plexiglasscheibe zum Schutz vor Viren aus Corona-Zeiten noch.  © Holm Helis

Nur wenige Überbleibsel sind heute noch sichtbar: Spender für Desinfektionsmittel finden sich in vielen öffentlichen Einrichtungen noch. Im Dresdner Schloss ebenso wie im Krankenhaus Dresden-Neustadt oder im Gesundheitsministerium in der Albertstraße.

Aber die habe es bereits vor der Pandemie schon gegeben, heißt es auf TAG24-Anfrage aus dem Ministerium. Auch die Stadt Dresden hat die Spender nicht abgebaut, nur die losen "Kittelflaschen" verschwinden lassen, so eine Sprecherin auf Nachfrage.

Auch die "Virenschutzschirme" aus Plexiglas an Supermarktkassen und Empfangsschaltern finden sich noch häufig, wie etwa in der Konsum-Filiale in der Schandauer Straße in Dresden-Striesen und in vielen Arztpraxen. Masken sieht man in der Öffentlichkeit dagegen fast gar nicht mehr.

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Und dann ist da ja noch die Inflation von Hinweisschildern und Aufklebern mit der Aufforderung "Abstand halten!". Abgekratzt wurden sie in den seltensten Fällen. "Wo diese noch vorhanden sind, obliegt deren Handhabung den örtlichen Einrichtungen", teilte die Stadt Dresden mit.

Am Haupteingang des Residenzschlosses können sich Besucher weiterhin die Hände desinfizieren. Die Spender gab es vielfach auch schon vor der Pandemie.
Am Haupteingang des Residenzschlosses können sich Besucher weiterhin die Hände desinfizieren. Die Spender gab es vielfach auch schon vor der Pandemie.  © Holm Helis

Nachgefragt bei einer Hausärztin: Interessiert sich noch jemand für eine Corona-Impfung?

Der Alltag der Leipziger Hausärztin Dr. Beatrice Schubert (50) hat sich nach Corona längst normalisiert. Dennoch bleibt die Viruskrankheit auch bei ihr und ihren beiden Mitarbeiterinnen Dauerthema.
Der Alltag der Leipziger Hausärztin Dr. Beatrice Schubert (50) hat sich nach Corona längst normalisiert. Dennoch bleibt die Viruskrankheit auch bei ihr und ihren beiden Mitarbeiterinnen Dauerthema.  © Ralf Seegers

Corona als Pandemie ist Geschichte, als Krankheit bleibt Covid jedoch aktuell: Sachsen verzeichnet in diesem Jahr bereits 97 Corona-Tote, der Landtag hat einen Corona-Untersuchungsausschuss installiert.

Wie der Praxisalltag nach der Pandemie aussieht, wollte TAG24 von Dr. Beatrice Schubert (50), Allgemeinmedizinerin und Hausärztin in Leipzig wissen.

Sind die Zeiten mit übervollen Wartezimmern endgültig vorbei?

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Beatrice Schubert: Ich würde sagen, die Situation hat sich normalisiert. In der Erkältungszeit kommen - wie vor Corona - immer mehr Patienten. Aber momentan gibt es ja die telefonische Krankschreibung noch. Das nutzen viele.

Welche Veränderungen haben Sie beibehalten?

Ich mache immer noch eine Infektionssprechstunde von 8 bis 9 Uhr und von 14 bis 15 Uhr, um die Ansteckung der anderen Patienten möglichst zu vermeiden. Wir haben auch das Hinweisschild, bei einem grippalen Infekt zunächst zu klingeln, oder die Plexiglasscheibe am Empfang noch. Meine beiden Mitarbeiterinnen und ich fühlen uns so tatsächlich sicherer.

Gab es deshalb Beschwerden?

Einige wenige haben sich über das Schild aufgeregt. Aber ich weiß, dass viele Kollegen das genauso handhaben.

Tragen Patienten jetzt wieder häufiger Masken?

Nur vereinzelt. Aber ich setze eine auf, wenn Patienten mit einer "Erkältung" in die Sprechstunde kommen.

Wie sieht es mit Impfschäden und Long-Covid-Fällen aus?

Das habe ich bisher in meinem Praxisalltag nicht feststellen können. Aber akut beobachte ich nach einer Corona-Infektion auch bei jungen Leuten eine extreme Erschöpfung. Die Betroffenen können oft wochenlang nicht arbeiten.

Interessiert sich eigentlich noch jemand für eine Corona-Impfung?

Und ob. Unsere Termine sind sehr gut nachgefragt, vor allem von Älteren über 60. Das gilt analog auch für die Grippe. Ich finde ja, dass Menschen mit Impfung schon gesünder über den Winter kommen.

Das Interview führte Thomas Staudt.

Hinweis an der Praxis: Patienten mit Erkältungssymptomen bitte klingeln und warten! Wer einen grippalen Infekt hat, soll möglichst nicht im Wartezimmer Platz nehmen, um chronisch Kranke und Patienten ohne Erkältungssymptome nicht anzustecken.
Hinweis an der Praxis: Patienten mit Erkältungssymptomen bitte klingeln und warten! Wer einen grippalen Infekt hat, soll möglichst nicht im Wartezimmer Platz nehmen, um chronisch Kranke und Patienten ohne Erkältungssymptome nicht anzustecken.  © Ralf Seegers
"Mit Impfung kommen die Menschen in der Regel besser über den Winter", sagte Beatrice Schubert im TAG24-Interview mit Redakteur Thomas Staudt.
"Mit Impfung kommen die Menschen in der Regel besser über den Winter", sagte Beatrice Schubert im TAG24-Interview mit Redakteur Thomas Staudt.  © Ralf Seegers

Endlich aufräumen! - Ein Kommentar von Thomas Staudt

TAG24-Redakteur Thomas Staudt.
TAG24-Redakteur Thomas Staudt.  © Eric Münch

Vor rund zwei Jahren erklärte die Weltgesundheitsorganisation die Corona-Pandemie für beendet.

Aktuell schlägt das Thema durch die jüngst bekannt gewordene Weisung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach an das Robert-Koch-Institut im Frühjahr 2022 oder den kürzlich eingesetzten Corona-Untersuchungsausschuss im Sächsischen Landtag erneut Wellen.

Aber wir begegnen dem Thema auch abseits der Politik: 97 Menschen sind in diesem Jahr in Sachsen im Zusammenhang mit der Krankheit schon gestorben. Und dann sind da ja auch noch die Plexiglasscheiben an der Supermarktkasse und die unzähligen Aufkleber, die während der Pandemie an den richtigen Abstand erinnerten.

Die Desinfektionsmittelspender oder Masken im ärztlichen Wartezimmer zur Erkältungszeit sind sicherlich immer noch sinnvoll oder können, wie die Plexiglasscheiben, auf alle Fälle nicht schaden. Aber wer braucht die Abstandsermahnungen noch oder die Händedesinfektion, die leer herumsteht und von niemandem aufgefüllt wird?

Es ist an der Zeit, mit solchen Relikten aufzuräumen. Das gilt auch für den Umgang mit der Pandemie allgemein. Sachsen hat es inzwischen hinbekommen, ein Gremium einzusetzen, das sich damit beschäftigt - auch wenn ein Untersuchungsausschuss als Mittel der Pandemie-Aufarbeitung überzogen scheint.

Das hat der Bund bisher nicht geschafft.

Titelfoto: Bildmontage: Holm Helis, Ralf Seegers, Eric Münch

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