Demo-Veranstalter gegen Polizei! Öffentlicher Beef geht nach Gewalt-Abend weiter
Von Christoph Driessen
Köln - Der anhaltende Zoff zwischen der Kölner Polizei und den Veranstaltern einer Anti-Kriegs-Demonstration geht in die nächste Runde.
Alles in Kürze
- Kölner Polizei und Demo-Veranstalter im Konflikt
- Polizeigewalt gegen Demonstranten kritisiert
- 147 Demo-Teilnehmer verletzt, 64 durch Pfefferspray
- Demonstranten kündigen Klage gegen Polizei an
- NRW-Innenministerium wird Kriminalisierungsabsicht vorgeworfen

Ausschlaggebend für die Krisenstimmung ist die umstrittene Polizeigewalt gegen einige gewaltbereite Demonstrierende am vergangenen Wochenende.
"Insbesondere der Angriff auf zwei danach nicht mehr dienstfähige Polizeibeamte, die wir als Verbindungsbeamte zu der Versammlungsleitung eingesetzt hatten, ist erschreckend", kritisierte der Polizei-Einsatzleiter öffentlich.
"Diese feige Attacke war der Auslöser für das massive Einschreiten der Einsatzkräfte, die Schlimmeres verhindert haben." Auch in der Nachbetrachtung sei der Polizei-Einsatz gerechtfertigt.
Die Demonstranten bestreiten diese Darstellung. "Wir haben deeskaliert, wo wir nur konnten", sagte Versammlungsleiter Reiner Schmidt der Deutschen Presse-Agentur. Die Polizei habe das Gegenteil getan. "Was da seitens der Polizei veranstaltet wurde, habe ich noch nie erlebt", so Schmidt. Es seien insgesamt 147 Demo-Teilnehmer verletzt worden, 64 davon infolge von Pfefferspray-Einsatz.
Zu dem Vorwurf der Polizei, dass die Demonstranten Pyrotechnik gezündet hätten, sagte Schmidt, dass drei Rauchtöpfe von drei Demonstranten gezündet worden seien.
"Drei Demonstranten von 3000." Die Eisenstangen, die die Polizei moniere, seien PVC-Stangen gewesen, die metallisch geglänzt hätten. Er kündigte an, Klage gegen das Vorgehen der Polizei einzureichen.


Mit-Organisator spricht von blutenden Demonstrierenden

Peter Förster vom Friedensforum Köln, das den Marsch gemeinsam mit "Rheinmetall entwaffnen" organisiert hatte, sagte, 18 Demo-Teilnehmer seien so schwer verletzt worden, dass sie ins Krankenhaus gekommen seien.
"Ich habe selbst Demonstrationsteilnehmer gesehen, die verletzt waren", sagte Förster. "Das waren wirklich blutende Leute. Dementsprechend müssen die Angriffe der Polizei massiv gewesen sein."
Er sehe deutliche Hinweise dafür, dass das NRW-Innenministerium, der Polizeistab und die Einsatzleitung die Absicht gehabt hätten, die Proteste gegen die Aufrüstungspolitik der Bundesregierung zu kriminalisieren.
Auch Schmidt sagte, die zunehmende Militarisierung der Bundesrepublik nach außen gehe offenbar einher mit wachsender Repression nach innen. Zudem sei die Polizei wohl frustriert davon gewesen, dass das Oberverwaltungsgericht in Münster das ursprünglich verhängte Verbot eines Anti-Kriegs-Camps von "Rheinmetall entwaffnen" im Kölner Grüngürtel gekippt habe.
Die Bundestagsabgeordnete Lizzy Schubert von der Linken wurde nach eigenen Angaben ebenfalls von der Polizei attackiert. Die Kölner Polizei teilte dazu mit, eine parlamentarische Beobachterin habe angegeben, von Polizisten geschubst worden zu sein. Dies werde selbstverständlich geprüft.
Titelfoto: Bildmontage: Henning Kaiser/dpa