Protestcamp in südhessischem Wald geräumt: Aktivisten von Bäumen geholt

Von Jenny Tobien

Langen - Rund eineinhalb Jahre nach Start eines Protestcamps hat die Polizei das Gelände am Langener Waldsee in Südhessen geräumt.

Zahlreiche Einsatzkräfte der Polizei stellten sich am frühen Mittwochmorgen auf, um den Zugriff vorzubereiten.  © Hannes P Albert/dpa

Am Mittwochnachmittag hatten die letzten Aktivisten die Bäume verlassen, sagte ein Polizeisprecher.

Die Demonstranten hatten das Waldstück bei Langen besetzt und zahlreiche Baumhäuser errichtet, um eine Rodung zu verhindern. An der Stelle am Langener Waldsee soll Kies und Sand abgebaut werden.

Die Polizei zählte zuletzt acht Aktivisten, die in den Bäumen oder in Baumhäusern ausgeharrt hatten. Zwischenzeitlich waren zwei Beteiligte hoch in die Bäume auf schätzungsweise bis zu 20 Meter Höhe geklettert.

Demonstrationen Demonstration fordert Überprüfung rechter Parteien: Organisator hat große Pläne

Ein Aktivist hatte zudem seine Hände um einen Baum gelegt und verklebt, zusätzlich steckten die Arme in einem Metallrohr.

Die Polizei setzte Spezialkräfte eines Höhen-Interventionsteams ein. Die Personalien der Aktivisten würden festgestellt, sagte der Sprecher. Es bestehe Verdacht auf Hausfriedensbruch. Verletzt wurde den Polizeiangaben zufolge niemand.

An dem Gelände hatte es am Mittwochmorgen auch eine kleine Mahnwache gegeben, um Solidarität mit den Besetzern zu zeigen. "Wir wollen, dass der Wald bleibt und nicht weiter gerodet wir, das ist ein ökologisches Verbrechen", sagte einer der Teilnehmenden. Es sei "eine Vollkatastrophe", dass der Wald geopfert werde, um Kies abzubauen.

Die Polizei betonte im Vorfeld der Räumung, dass sich die Aktivisten in dem Camp widerrechtlich auf Privatgelände aufhalten würden.

Anzeige
Die Polizisten waren mit Kletterausrüstung ausgestattet, um die Aktivisten aus den Bäumen zu holen.  © 5VISION.NEWS

Stadt: Camp ist nicht mit rechtsstaatlichen Grundsätzen vereinbar

Seit rund 18 Monaten protestierten die Aktivisten gegen weitere Waldrodungen zum Kiesabbau.  © Boris Roessler/dpa

Seit Jahren hatte die Erweiterung der Kiesgrube am Langener Waldsee immer wieder für Kritik von Naturschützern gesorgt.

Der Umweltschutzverband BUND hatte versucht, rechtlich gegen den 2013 beschlossenen Kiesabbau vorzugehen, um den Wald zu erhalten. Im Jahr 2022 hatte das Bundesverwaltungsgericht die Klage endgültig abgewiesen.

Die Stadt Langen sieht durch das Protestcamp ihre Rechte als Eigentümerin verletzt. Das Camp seit nicht "mit demokratischen und rechtsstaatlichen Grundsätzen" zu vereinbaren, hieß es kürzlich. Die Aktivisten betonten derweil immer wieder: Es gehe ihnen darum, ein Stück Natur zu bewahren.

Demonstrationen Großdemo in Köln: Tausende Kurden gehen für Freilassung von PKK-Führer auf die Straßen

Erst Ende Oktober hatte die Stadt Spaziergänger vor dem Bereich gewarnt. "Der Magistrat rät Spaziergängern und Erholungssuchenden, den Bereich rund um das illegale Camp von Waldbesetzern zu meiden", teilte die Stadt mit. Die Ordnungspolizei habe das Gebiet rund um das Camp weiträumig abgesperrt.

Erstmeldung vom 12. November, 7.24 Uhr, zuletzt aktualisiert um 17.48 Uhr.

Mehr zum Thema Demonstrationen: