Von Fabian Nitschmann
Berlin - Sigrid Nikutta (56) wird nach dpa-Informationen als Chefin der kriselnden Bahn-Gütertochter DB Cargo abberufen.
Der Konzern zieht damit einen Schlussstrich unter Nikuttas Bemühungen, DB Cargo zu sanieren und profitabel aufzustellen. Zuvor hatte der "Spiegel" berichtet.
Es ist eine der ersten wichtigen Personalentscheidungen der neuen Bahnchefin Evelyn Palla (52). Sie hatte zuletzt angekündigt, stärker im Konzern durchgreifen zu wollen.
Zuletzt hatte ein von der Bahn in Auftrag gegebenes Gutachten Nikuttas Sanierungskonzept als unzureichend kritisiert. Die Abberufung der Managerin muss noch vom Aufsichtsrat beschlossen werden.
DB Cargo steckt seit Langem in der Krise und fährt seit Jahren hohe Verluste ein. Bislang wurden die Bilanzen stets vom Bahn-Konzern ausgeglichen, das hat die EU-Kommission im Rahmen eines Beihilfeverfahrens inzwischen aber untersagt.
DB Cargo muss aufgrund des Verfahrens ab 2026 wieder schwarze Zahlen schreiben.
Nikutta wollte bei Cargo Tausende Stellen streichen
Nikutta setzte bei ihrem Sanierungskurs zuletzt auf Personalabbau und den Verkauf von Fahrzeugen.
Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete, soll DB Cargo nach den Plänen der Managerin in den nächsten Jahren auf 10.000 Beschäftigte schrumpfen. Ende 2024 beschäftigte das Unternehmen knapp 17.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Auch zahlreiche Werkstätten sollen geschlossen werden.
Viel Hoffnung steckte Nikutta zudem in die Förderung des Einzelwagenverkehrs durch den Bund.
Dieser ist aber auch sehr kostenintensiv. Die seit 2024 geltende Förderung reichte zuletzt für DB Cargo nicht aus, um die Sparte profitabel aufzustellen.
Im Schienengüterverkehr ist die Bahn-Tochter weiterhin das größte Einzelunternehmen - doch ihr Marktanteil ist in den vergangenen Jahren deutlich gesunken und lag im Jahr 2023 laut aktuellen Zahlen der Bundesnetzagentur nur noch bei rund 44 Prozent.
Die Managerin mit dem roten Hosenanzug
Nikutta hat bereits eine lange Karriere bei der Deutschen Bahn und speziell im Bereich Güterverkehr hinter sich. 1996 übernahm sie erstmals eine Stelle beim bundeseigenen Konzern.
Zu ihrem Markenzeichen wurde ein roter Hosenanzug - passend zum Rot im Logo der Deutschen Bahn.
Erfolge in Form von guten Bilanzzahlen fehlten aber: Bei Cargo gelang es ihr in fast sechs Jahren nicht, unterm Strich einen Gewinn zu erwirtschaften.
"Über 3,1 Milliarden Euro Minus seit ihrem Amtsantritt sprechen für sich", so die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG.
Die Bundesregierung hatte sich im Koalitionsvertrag vorgenommen, das Führungsgremium des Konzerns neu aufzustellen. Richard Lutz musste im September den Posten des Bahnchefs räumen - seine Nachfolgerin ist die vorige Regionalverkehrsvorständin Evelyn Palla.
Der Vorstand wurde zudem um zwei Ressorts verkleinert.