Lange Warteschlangen in Thüringen: Das ist der Grund!

Erfurt - Seit dem 1. Mai gilt das Deutschlandticket. In Thüringen hat nach dem Start ein Run eingesetzt - vor Servicecentern der Verkehrsbetriebe müssen sich Kunden geduldig einreihen.

Menschen stehen am Mobilitätszentrum der Erfurter Verkehrsbetriebe AG am Anger, um ein 49-Euro-Ticket zu kaufen.
Menschen stehen am Mobilitätszentrum der Erfurter Verkehrsbetriebe AG am Anger, um ein 49-Euro-Ticket zu kaufen.  © Michael Reichel/dpa

Zehntausende Deutschlandtickets für 49 Euro sind in Thüringen bereits verkauft worden - in dieser Woche gab es einen regelrechten Run von Nachzüglern. Verkehrsbetriebe in verschiedenen Städten, darunter in Erfurt, Jena, Weimar, Gotha und Gera berichteten von langen Warteschlangen von Kunden vor ihren Servicecentern.

Viele Fahrgäste wollten noch das Deutschlandticket für Mai erwerben, sagte Jennifer Santana, Sprecherin der Verkehrsgemeinschaft Mittelthüringen GmbH, die mehr als ein Dutzend Unternehmen in Thüringen vertritt.

"Erstaunlich ist, wie viele Kunden das Ticket nicht als Handy-App, sondern als Chipkarte wollen", so Santana. In Erfurt habe sich zeitweise in der Innenstadt vor dem Servicecenter der Erfurter Verkehrsbetriebe (EVAG) eine etwa 100 Meter lange Warteschlange gebildet. Das Unternehmen sprach von Besucherrekorden.

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Allein in Erfurt wurden nach den Angaben bisher mehr als 19.000 Deutschlandtickets verkauft. "Uns erreichte in den letzten Tagen eine regelrechte Flut an Anfragen und Neuanträgen", sagte ein Sprecher. Das Personal im Servicecenter sei aufgestockt worden.

Schon Anfragen für Verträge ab Juni

In Thüringen kann das Nahverkehrsticket auch auf der viel genutzten Intercity-Strecke zwischen Erfurt und Gera eingesetzt werden. (Symbolbild)
In Thüringen kann das Nahverkehrsticket auch auf der viel genutzten Intercity-Strecke zwischen Erfurt und Gera eingesetzt werden. (Symbolbild)  © Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa

Dort würden auch vorhandene Abo-Chipkarten auf das Deutschlandticket umgestellt. Bei der EVAG gebe es noch kein Ticket als QR-Code für das Smartphone - das solle erst im Sommer möglich sein.

Letztlich sei es bei den meisten Kunden in den Städten mit dem großen Ansturm um ein Sofortabo des Deutschlandtickets gegangen, das noch im Mai gilt, sagte Santana. Anders als das 9-Euro-Ticket im vergangenen Sommer könne das neue Ticket für den bundesweiten Einsatz im öffentlichen Nahverkehr nicht an den Fahrkartenautomaten erworben werden.

"Es handelt sich um ein Abo, das gekündigt werden muss, wenn es nicht mehr gebraucht wird", sagte die Sprecherin der Verkehrsgemeinschaft. Viele Betriebe rechneten damit, dass der Ansturm noch weitergehen könnte.

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In Weimar seien neben dem 49-Euro-Ticket für Mai bei den Wartenden auch schon Verträge ab Juni nachgefragt worden. Zudem wollten Studierende ihre Semestertickets auf die bundesweite Nutzung mit Deutschlandticket hochstufen lassen, sagte eine Sprecherin.

Zehntausende Tickets innerhalb von zwei Wochen verkauft

Das neue Ticket für den bundesweiten Einsatz im öffentlichen Nahverkehr könne nicht an den Fahrkartenautomaten erworben werden, hieß es.(Symbolbild)
Das neue Ticket für den bundesweiten Einsatz im öffentlichen Nahverkehr könne nicht an den Fahrkartenautomaten erworben werden, hieß es.(Symbolbild)  © Sebastian Gollnow/dpa

In Gotha war auch von viel Nachfrage die Rede - bis zu 80 neue Anträge seien täglich abgeschlossen worden. In Gera wurde die Lage so beschrieben: "Wir werden fast schon überrannt." Dabei gehe es nicht nur um den Ticketkauf, sondern auch um Fragen zu dem Abomodell.

Allein die Unternehmen im Verkehrsverbund Mittelthüringen berichteten von etwa 43.000 Deutschlandtickets, die innerhalb von zwei Wochen im April und damit vor dem Start am 1. Mai verkauft worden seien. "Etwa jeder Vierte ist ein Neukunde", sagte Sprecherin Santana. "Das Deutschlandticket hat den Effekt, den wir erhofft haben: Es hat das Interesse am öffentlichen Nahverkehr gesteigert."

In Thüringen kann das Nahverkehrsticket auch auf der viel genutzten Intercity-Strecke zwischen Erfurt und Gera eingesetzt werden.

Verhandlungen zwischen dem Land und der Deutschen Bahn waren rechtzeitig abgeschlossen worden. Hintergrund ist, dass Reisende die IC-Züge zwischen der Landeshauptstadt und der Ostthüringer Stadt bisher mit Nahverkehrstickets nutzen konnten.

Das Deutschlandticket ist nur als Monatsabo erhältlich und wird als Chipkarte oder Handyticket ausgegeben. Übergangsweise gibt es bis Ende des Jahres auch Papiertickets, die aber digital kontrollierbar sein müssen.

Titelfoto: Michael Reichel/dpa

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