Flughafen Leipzig/Halle testet selbstfahrende Schneepflüge

Von Frank Johannsen und Christian Böhmer

Leipzig - Winterdienst mitten im Sommer? Was die Flughäfen Stuttgart und Berlin schon vor einigen Jahren im Winter getestet haben, erprobt der Airport Leipzig/Halle nun erneut Ende Juni. Wie zuverlässig können selbstfahrende Winterdienstfahrzeugen helfen, die Pisten schnell und sicher zu räumen, damit der Flugverkehr laufen kann? Um diese Frage zu beantworten, braucht man keinen Frost, wie es am Airport heißt.

In Stuttgart verliefen die Tests mit den selbst fahrenden Winterdienstfahrzeugen bisher ohne Probleme.  © Marijan Murat/dpa

Die Branche setzt große Hoffnungen auf die neue Technik. Flughäfen seien "besonders gut geeignete Einsatzorte für autonome Systeme, da sie ein klar abgegrenztes, kontrolliertes Umfeld bieten", sagt der Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV, Ralph Beisel. "Wenn sich diese Systeme als zuverlässig und wirtschaftlich erweisen, könnten sie in den nächsten Jahren zum Standard werden."

Der Vorteil: Die Robo-Schneepflüge können rund um die Uhr arbeiten und bei jedem Wetter. Und sie kommen dank GPS auch im Dunkeln oder bei Nebel nicht vom Kurs ab.

Auch der Schweizer Hersteller Aebi Schmidt, der die bisherigen Testfahrzeuge stellt, ist zuversichtlich. "Die ersten autonomen Geräte ohne Fahrer dürften in den nächsten drei bis vier Jahren kommen", sagt Vorstandschef Barend Fruithof. Seine Firma im Schwarzwaldort St. Blasien stellt Großgeräte für Airports her. Flughäfen seien gut überwachbare und geschützte Räume - das sei ein Vorteil.

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Technisch sei autonomes Fahren bereits möglich, ergänzt Fruithof, dessen Unternehmen nach eigenen Angaben bei Räumfahrzeugen für Start- und Landebahnen weltweit führend ist. Die Regulierung sei eine andere Frage: "Wenn man noch eingreifen kann, wer ist dann letztlich verantwortlich?" Das müsse geklärt sein, bevor autonome Fahrzeuge dauerhaft unterwegs seien.

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Größter Vorteil der Fahrzeuge: Der Winterdienst wäre bei einem plötzlichen Wintereinbruch jederzeit einsatzbereit, ohne dass erst Mitarbeiter aus der Bereitschaft gerufen werden müssen.  © Marijan Murat/dpa

Am Airport Leipzig/Halle sollen die Fahrzeuge nun erneut getestet werden

Noch befindet sich während der Testläufe ein Fahrer an Bord, um im Notfall eingreifen zu können.  © Marijan Murat/dpa

Erste Tests von Aebi Schmidt gab es schon ab 2022 an den Flughäfen Stuttgart, Berlin und danach auch in Leipzig, wo jetzt ein erneuter Probelauf ansteht.

Bisher war aber stets ein Sicherheitsfahrer hinterm Steuer, der notfalls eingreifen könnte. Was aber nach Angaben aus Berlin kein einziges Mal nötig wurde. Und getestet wurde meist nur kurz und abseits des laufenden Flugbetriebs, oft auch ohne Schnee.

Das Fazit der drei Test-Flughäfen fällt durchaus unterschiedlich aus: Während Leipzig/Halle jetzt noch einmal einen neuen Test startet, scheint in Stuttgart die anfängliche Euphorie für die neue Technik wieder verflogen zu sein. "Bislang hat es keine weiteren Projekte dieser Art hier bei uns gegeben", teilt der Flughafen auf Anfrage mit. "Es sind aktuell auch keine absehbar."

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Der Hauptstadtflughafen BER zeigte sich dagegen nach dem ersten Test voll überzeugt und begeistert - und nahm Ende 2024 ein erstes Fahrzeug mit Selbstfahrtechnik fest in seine Winterdienstflotte auf. Zwei weitere sind bestellt.

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