Inflation: Woher kommt der Unterschied zwischen realer und gefühlter Teuerung?

Deutschland - Offiziell geht die Inflation hierzulande immer weiter zurück, doch beim Einkaufen hat man oft ein ganz anderes Gefühl. Woran liegt das?

Lebensmittel sind treibender Faktor der Gesamtinflation.
Lebensmittel sind treibender Faktor der Gesamtinflation.  © Hauke-Christian Dittrich/dpa

Laut Statistischem Bundesamt liegt die aktuelle Teuerung in Deutschland bei nur noch 6,1 Prozent.

In puncto "gefühlter Inflation" kommt eine Studie des Kreditversicherers Allianz Trade jedoch auf einen fast dreimal so hohen Wert von beunruhigenden 18 Prozent.

"Die gefühlte und die tatsächliche Inflation klaffen insbesondere in Deutschland weit auseinander", sagt Jasmin Gröschl, Senior Volkswirtin bei Allianz Trade.

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Dass die offizielle Inflationsrate bereits rückläufig ist, liegt daran, dass das Statistische Bundesamt die Berechnung anhand des aktuellen Verbraucherpreisindex vornimmt und diesen stets nur mit dem des Vorjahreszeitraums vergleicht.

Durch diese einjährige Betrachtungsweise ergibt sich das Problem, dass alle Teuerungen, die länger als 12 Monate zurückliegen, automatisch aus der Berechnung herausfallen - es stellen sich sogenannte Basiseffekte ein.

Gerade bei den immer wiederkehrenden Einkäufen, etwa den Lebensmitteln, hat sich durch die Corona-Krise und den Ukraine-Krieg ein enormer Preisaufschlag vollzogen. Beide Ereignisse liegen von ihrem Beginn her jedoch länger als ein Jahr zurück.

Preise und Inflation: Auch die Psychologie spielt eine Rolle

Bei sinkender Inflation hoffen viele Verbraucher auf sinkende Preise. In Wahrheit schwächt sich jedoch nur der Preisauftrieb ab.
Bei sinkender Inflation hoffen viele Verbraucher auf sinkende Preise. In Wahrheit schwächt sich jedoch nur der Preisauftrieb ab.  © Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Auch der fiktive Warenkorb - eine Auswahl von rund 650 Gütern und Dienstleistungen - spielt bei der Kalkulation eine Rolle.

Dieser umfasst Kosten für Nahrungsmittel und Bekleidung bis hin zu Ausgaben für Wohnung und Freizeit.

Auch wenn eine ausgeklügelte Gewichtung der einzelnen Posten hier das sich verändernde Konsumverhalten der privaten Haushalte widerspiegeln soll, kaufen in der Realität natürlich nicht alle rund 84 Millionen Bundesbürger ein- und dasselbe ein.

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Weiterhin spielt auch die individuelle Wahrnehmung der Konsumenten eine Rolle.

"Psychologische Aspekte, demografische und regionale Unterschiede können dazu führen, dass Verbraucher den Preisanstieg anders beurteilen als die offizielle Inflationsmessung", erklären die Analysten von Allianz Trade.

Viele Menschen neigen dazu, stabile Preise weniger stark wahrzunehmen als gestiegene - und mit Blick auf die Tankstelle und den Supermarkt ist dies durchaus verständlich. Denn in diesen Bereichen ist und bleibt der Preisauftrieb besonders hoch.

Titelfoto: Hauke-Christian Dittrich/dpa, Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

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