Pflanzenkrankheit macht Kartoffeln weich wie Gummi: Bauernverband schlägt Alarm

Deutschland - Im Süden der Republik schrillen die Alarmglocken. Ein winziges Insekt sorgt für erhebliche Verluste in der Landwirtschaft.

Eine Schilf-Glasflügelzikade (Pentastiridius leporinus), aufgenommen im Labor des Pflanzenschutzdienstes PSD in Hessen.
Eine Schilf-Glasflügelzikade (Pentastiridius leporinus), aufgenommen im Labor des Pflanzenschutzdienstes PSD in Hessen.  © -/Pflanzenschutzdienst/dpa

Die Schilf-Glasflügelzikade verbreitet sich rasant, warnt der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied (63).

Das Insekt hat sich von Baden-Württemberg über Rheinland-Pfalz, Bayern und Hessen weiter in den Norden verbreitet. Inzwischen wurde es auch in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt entdeckt.

In Süddeutschland gilt die Glasflügelzikade bereits als "ernste Bedrohung" für die heimische Versorgung.

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Sie überträgt das Bakterium "Candidatus Phytoplasma solani" auf Pflanzen. Die dadurch verursachten Krankheiten werden "Syndrome-Basses-Richesses" und "Stolbur" genannt, wie das Bundesministerium für Landwirtschaft mitteilt.

Infizierte Pflanzen welken, Wurzeln und Knollen werden gummiartig. Die Erträge sinken gewaltig, und auch die Qualität leidet, da die Krankheit etwa für einen geringeren Zuckergehalt sorgt.

Nicht nur die Kartoffelwirtschaft ist betroffen. Das Bakterium kann auch Zwiebeln, Sellerie, Rote Beete, Möhren, Kohl und Zuckerrüben befallen.

Zikaden verbreiten Bakterien: Bauernverband warnt vor massiven Ernteausfällen

Ein Landwirt in Niedersachsen erntet Kartoffeln auf einem Feld.
Ein Landwirt in Niedersachsen erntet Kartoffeln auf einem Feld.  © Philipp Schulze/dpa

Schilf-Glasflügelzikaden fliegen ab Mai in die Wirtspflanzenbestände ein. Die Flugzeit der erwachsenen Zikaden beginnt im Frühsommer und endet im August. Die Nachkommen der Insekten (Nymphen) überleben den Winter im Boden, sie profitieren hierbei vom Klimawandel.

Mit Anpassungen in der Fruchtfolge können die kleinen Überträger am besten eingedämmt werden. Der Verzicht auf Wintergetreide nach Zuckerrüben und Kartoffeln mindert den Befall wesentlich.

Für den Menschen ist Stolbur wahrscheinlich nicht gesundheitsschädlich - doch breitet sich die Pflanzenkrankheit weiter aus, werden Verbraucher im Herbst weniger heimische Kartoffeln bekommen.

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"Die Politik hat den Ernst der Lage nicht erkannt", klagt Joachim Rukwied. Wirksame und zugelassene Gegenmittel gibt es bislang kaum.

"In einigen Betrieben steht der Fortbestand des Anbaus infrage", so eine Sprecherin vom Landesbauernverband Baden-Württemberg. Die Krankheit entwickle sich zu einem ernsthaften wirtschaftlichen Risiko für die ganze Region.

Titelfoto: -/Pflanzenschutzdienst/dpa, Philipp Schulze/dpa

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