Umstrittene Ernährungs-Ampel: Was genau sagt uns der Nutri-Score?

Berlin - Ampeln sind im Straßenverkehr mehr oder weniger beliebt. Das Prinzip hat jedes Kind verinnerlicht: Bei Rot bleibe stehen, bei Grün kannst du gehen. Doch was bedeutet die neue Lebensmittelampel - der sogenannte Nutri-Score? Diese Ampel besitzt fünf Farben und dazu noch Buchstaben?!

Der Nutri-Score hilft dabei, sich im Alltag gesünder zu ernähren. (Symbolbild)
Der Nutri-Score hilft dabei, sich im Alltag gesünder zu ernähren. (Symbolbild)  © Fotomontage: 123RF//123RF

Der Nutri-Score ist eine farbliche Nährwertkennzeichnung. Sie fasst die verschiedenen Eigenschaften eines Lebensmittels zusammen.

Der Nutri-Score (übersetzt Ernährungsauswertung) stuft nun in einer fünfstufigen Skala - von einem grünen A bis zu einem roten E - ein Produkt ein.

Dabei fließen in die Punktewertung nicht nur einzelne Komponenten wie Zucker oder Fett ein. Darüber hinaus findet zum Beispiel auch der Obst- oder Gemüseanteil im gesamten Lebensmittel Berücksichtigung.

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Die Angabe des Nutri-Scores vorne auf der Lebensmittel-Verpackung ist freiwillig für die Hersteller und unabhängig von der gewohnten Nährwertkennzeichnung und der Zutatenliste hinten.

Für die Richtigkeit der Angaben ist der Hersteller verantwortlich. Die Bundesregierung hat das private Unternehmen RAL gGmbH (RAL) als "Regulator" benannt, den Markt zu überwachen und Missbrauch aufzudecken.

Das System soll verbessert werden

Mithilfe der Bewertung lassen sich Zuckerbomben, Fett- und Salzfallen leichter entlarven. (Symbolbild)
Mithilfe der Bewertung lassen sich Zuckerbomben, Fett- und Salzfallen leichter entlarven. (Symbolbild)  © Imago

Unabhängige Ernährungswissenschaftler haben den Nutri-Score für verarbeitete Lebensmittel als Orientierungshilfe für Verbraucher erfunden.

In Deutschland wird die Kennzeichnung seit 2020 verwendet.

Laut Recherchen der Verbraucherzentrale Hamburg haben sich hierzulande 660 Unternehmen mit 1030 Marken für den Nutri-Score registriert (Stand: 22. Februar 2023).

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Ein Marktcheck ergab: Auf Pizzen ist der Nutri-Score am häufigsten zu finden. Am seltensten auf Cerealien und Milchprodukten.

Das Grundprinzip der Berechnung des Nutri-Scores ist, dass positive und negative Inhaltsstoffe miteinander "verrechnet" werden.

Dadurch ergeben sich mitunter verblüffende Bewertungen. So können etwa Cerealien trotz enormer Zuckeranteile beim Nutri-Score gut abschneiden.

Für 2023 wurden Verbesserungen angekündigt. Der Zuckergehalt (sowie Salz- und Energiegehalt) soll künftig strenger bewertet und bei der Verrechnung "eingepreist" werden.

Ernährung von A bis E

Achtung: Der Nutri-Score verrät nicht, ob ein Produkt generell gesund ist, es regional oder nachhaltig hergestellt wurde.
Achtung: Der Nutri-Score verrät nicht, ob ein Produkt generell gesund ist, es regional oder nachhaltig hergestellt wurde.  © 123RF/Anastasiia Lila

Für die verschiedenen Inhaltsstoffe gibt es Punkte, die eine Gesamtpunktzahl ergeben, aus der wiederum die Bewertung auf der Skala von Grün (A) bis Rot (E) abgeleitet wird.

Beispiel: Ein gelbes "C" kennzeichnet eher unausgewogen zusammengesetzte Nahrungsmittel.

Ein orangefarbenes "D" signalisiert, dass das betreffende Produkt unausgewogen zusammengesetzt ist.

Ein rot hinterlegtes "E" warnt: Für die Ernährung ist dieses Lebensmittel nachteilig. Die Informationen beziehen sich jeweils auf 100 Gramm bzw. 100 Milliliter.

"Wir fordern in Sachen Nutri-Score mehr Tempo von der Lebensmittelindustrie", sagt Dr. Birgit Brendel von der Verbraucherzentrale Sachsen.

"Die farbige Nährwertkennzeichnung kann ihre Aussagekraft innerhalb einer Produktgruppe wesentlich besser entfalten, wenn sie flächendeckend eingesetzt wird. Doch die Einführung geht langsam voran. Deshalb sollte der Nutri-Score europaweit zur Pflicht werden."

Titelfoto: Fotomontage: 123RF//123RF

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